Creative Cities - Das Versprechen der kreativen Ökonomie
SYMPOSIUM 31. März 2009
Veranstalter: ORF, Ö1 Wissenschaft
Ort: Radiokulturhaus Wien
Zeit: 14:00 - 20.00 Uhr
Creative Cities
Das Versprechen der kreativen Ökonomie
Flexibel und selbstbestimmt werken Menschen in kreativen Berufen rund um die Uhr, mit viel Enthusiasmus, oft ohne soziale Sicherheit. Statt fremdbestimmter Lohnarbeit ist Selbstverwirklichung angesagt. Wo sich „kreative Cluster“ bilden, florieren Bars, Boutiquen und Galerien. Die Stadt wird zur Spielwiese für die "kreative Klasse" und das Image der kreativen Ökonomie zur positiven Utopie. Der „Künstler-Unternehmer“ oder der „Unternehmens-Künstler“ gilt in Zeiten der Krise als Idealtypus. Doch wie viel haben Kunst und Unternehmertum wirklich gemeinsam? Wie vertragen sich künstlerische Gesellschaftskritik und wirtschaftliches Gewinnstreben?
2009 ist das "Jahr der Kreativität und Innovation" und die Europäische Union hat sich „Die Förderung der Kreativität für alle“ auf ihre Fahnen geschrieben. Mit dem Ende des Industriezeitalters werden die „Creative Industries“ von Regierungen weltweit als wirtschaftliches Hoffnungsgebiet beschworen. Kreativität wird dabei als unerschöpfliche Ressource, gar als „Öl des 21. Jahrhunderts“ mystifiziert. Arbeitsplätze – so wird suggeriert – schafft man sich selbst, im Home Office, im virtuellen Netzwerk. Befristete "Projekte" ersetzen immer öfter den Job auf Lebenszeit. Lebenslanges Lernen soll die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Doch von der Wertschöpfung der „Ideenwirtschaft“ profitieren nur ganz wenige, meist große Unternehmen der Kulturindustrie. Das durchschnittliche Einkommen der „cultural workers“ ist sehr gering. Entsteht damit ein neues intellektuelles Proletariat, eine Art Tagelöhnertum im Zeitalter von Web 2.0., selbständig aber doch nicht frei?
Was macht diesen Lebensentwurf dennoch attraktiv? Ist es die Vorstellung aus dem Hobby einen Beruf zu machen? Ist es die Hoffnung auf Star-Ruhm? Oder einfach der Mangel an Alternativen? Muss nun "jeder ein Künstler" werden, frei nach Joseph Beuys? Oder müssen alle Künstler/innen ins Betriebswirtschaftsseminar?
Und ist nicht der Zwang zur ökonomischen Verwertbarkeit für das kreative Schaffen letztlich kontraproduktiv? Lässt sich Innovation auf Knopfdruck herstellen? Vor welchen Herausforderungen stehen Kunstförderung und Aus- und Weiterbildungsinstitutionen?
Ina Zwerger und Armin Medosch
Programm
Beginn: 14.00 Uhr
Moderation: Ina Zwerger und Armin Medosch
Begrüßung: N.N., BMUKK
Creative Labour & Proletarian Playtime in the European City
Richard Barbrook, Westminster University, London
Kunstarbeit – eine pragmatische Analyse
Diedrich Diederichsen, Kulturwissenschafter, Berlin / Wien
Publikumsgespräch und Pause
Freie Kultur und die Folgen der kreativen Politik -
Am Beispiel der Niederlande
Geert Lovink, Institute of Network Culture, Amsterdam
Vom Kruppstahl zu den Creative Industries – Am Beispiel Dortmund
Inke Arns, HMKV, Hartware Medienkunst, Dortmund
Publikumsgespräch
Images of Economy: KulturproduzentInnen und geistiges Eigentum
Jaime Stapleton, Associate Research Fellow, Birkbeck, University of London
Pause
Künstlerische Interventionen
Marlies Pöschl /cre-activity check;
Djana Covic & Fahim Amir / from live models
tagr.tv
Wirtschaftliche und subjektive Verarmung im Neoliberalismus. Eine Kritik der Creative Industries
Maurizio Lazzarato, Soziologe und Philosoph, Paris
übersetzt von Stefan Nowotny
Diskussion
Vom Versprechen der kreativen Ökonomie: Fantasma oder Paradigmenwechsel?
Mit Andreas Spiegl, Vizerektor der Akademie der Bildenden Künste
Monika Mokre, Politikwissenschafterin (FOKUS)
Christoph Thun-Hohenstein, Geschäftsführer von departure
Stefan Leitner-Sidl, Gründer der Schraubenfabrik
Walter Gröbchen, Labelbetreiber
Marion von Osten, Künstlerin
Konzept und Moderation: Ina Zwerger und Armin Medosch
EINTRITT FREI
Zeit: 31. März 2008, 14.00 - 20.00 Uhr
Veranstaltungsort: RadioKulturhaus, Großer Sendesaal, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien
Veranstalter: Radio Österreich 1, Wissenschaftsredaktion
In Kooperation mit
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, BMUKK;
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, BMWF;
departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh;
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, WWTF;
]a[ akademie der bildenden künste, Wien
Konferenz-Info, ORF Science
http://science.orf.at/science/events/154581
Im Radio, Ö1
Radiokolleg, 23. – 26. 3., jeweils 9.05 Uhr / 22.15 Uhr
Creative Cities. Das Versprechen der kreativen Ökonomie.
matrix, 5.4. , 22.30 Uhr
Creative Class. Von immaterieller Arbeit und materieller Not.
Biographische Informationen zu den TeilnehmerInnen
Richard Barbrook, Politologe und Historiker, Westminster University, London. Autor von u.a. “The Class of the New” und “Imaginary Futures” (2007), das mit dem “Marshall McLuhan Award” ausgezeichnet wurde.
Diedrich Diederichsen, Kulturwissenschafter, Autor, Hochschullehrer u.a. an der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Jüngste Veröffentlichung: Eigenblutdoping: Selbstverwertung, Künstlerromantik, Partizipation (2008).
Geert Lovink, Leiter des “Institute of Network Cultures” und Associate Professor an der Universität Amsterdam. „MyCreativity“, Publikation und Konferenz (2006); “Zero Comment. Elemente einer kritischen Internetkultur” (2008).
Inke Arns, HMKV, Hartware Medienkunstverein, Dortmund
Kuratorin und Medientheoretikerin, Mitinitiatorin des Projekts “Arbeit 2.0” zum Verhältnis von kreativem Schaffen, Urheberrecht und Technologie
Jaime Stapleton, Associate Research Fellow an der “School of Law”, Birkbeck College, University of London. Forschungsprojekt für “Creative Industries Division of the World Intellectual Property Organisation” (WIPO).
Maurizio Lazzarato, Soziologe und Philosoph, lebt und arbeitet in Paris. Forscht und publiziert zu immaterieller Arbeit, Ontologie der Arbeit, kognitivem Kapitalismus und "postsozialistischen" Bewegungen. Mitbegründer der Zeitschrift „Multitudes“.
Monika Mokre, Politikwissenschafterin, Vorsitzende der "Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische Studien (FOKUS)", Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Christoph Thun-Hohenstein, seit November 2007 Geschäftsführer von „departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh“, Wiener Fördereinrichtung für Unternehmen der Creative Industries.
Andreas Spiegl, Vizerektor für Lehre und Forschung der Akademie der bildenden Künste Wien; Künstler, freier Kurator und Kunstkritiker. Publikationen zur zeitgenössischen Kunst und Kunsttheorie.
Marion von Osten, Künstlerin, seit 2006 Professorin an der Akademie der bildenden Künste Wien; Theoretische und künstlerische Arbeiten zur Ökonomisierung der Kultur; u.a. „Be Creative! The Creative Imperative!“ Museum for Design, Zürich;
Stefan Leitner-Sidl, Konnex, Mitbegründer der „Schraubenfabrik“, “Hutfabrik” und “Rochusmarkt” in Wien, wo sich Mikro-Unternehmen aus den Creative Industries ihre Büro- und Arbeitsräume teilen.
Walter Gröbchen, Verleger und Labelbetreiber (www.monkeymusic.at), Journalist und Medienberater. Ehemaliger Ö3-Redakteur ("Musicbox"), ab 1993 als A&R Consultant in der Musikindustrie tätig.
Armin Medosch, Autor, Künstler und Kurator. Ausstellungsreihe “Waves” in Riga und Dortmund; Publikationen, u.a. Netzpiraten (2001), Freie Netze (2003). Lehrtätigkeit und Vortragstätigkeit zu Netzkultur, Medientheorie und Medienkunst.
Ina Zwerger, seit 2007 Leiterin der Ö1 Redaktion Radiokolleg, von 2000 bis 2007 Producerin der Ö1 Sendung „matrix. computer & neue medien.“ Co-Kuratorin des Ars Electronica Symposiums „Goodbye Privacy“ (2007).