Freitag 26.7.2013
19:30 Autonomes Zentrum
Freistädterstraße 3
Der letzte Freitag im Juli wird für die Besprechung und Diskussion der Broschüre “antideutsch, antinational, hegemonial”
der Gruppe associazione delle talpe genutzt. Hier ein kurzer Ausschnitt aus der Einleitung:
In diesem Jahr 2010 werden wir mindestens zwei Großereignisse deutscher Selbstdarstellung
über uns ergehen lassen müssen: die Fußball-Weltmeisterschaft und die Feierlichkeiten zu 20
Jahren Deutsche Einheit. Man sollte meinen, dass in der deutschen linksradikalen Antifa, die
seit ebendiesen 20 Jahren über den Nationalcharakter Deutschlands debattiert, eine relative
Einigkeit in der Beurteilung solcher Zumutungen stattfinden müsste. Um die Mitte der Nuller
Jahre wäre hierzu noch ein ungefährer Einklang mit antideutschen Ober- oder Untertönen
erzielt worden, denn (auch wenn nicht antideutsch gelabelt): Klar war, dass kein
ernstzunehmendes linksradikales Antifa-Flugblatt mehr gedruckt werden kann, wenn es nicht
irgendwie Antisemitismus und Deutschland in den Katalog bekämpfenswerter Zustände
aufgenommen hat2. Eine marxistisch-antinationale Betonung eines nationalen
Normalzustands à la GegenStandpunkt oder junge linke galt hingegen eher als verbohrt und
rückständig. Wie immer man das Resultat und den wechselseitigen Prozess von aufreibenden
und nicht selten selbstläuferischen und selbstbeweihräuchernden antideutschen Szenekritiken
und deren Gegenkritiken beurteilen möchte – Ergebnis antideutscher Analyse ist nicht nur die
erfreuliche Reaktivierung von Marx, Sozialpsychologie und Staats-/Nationenkritik in
linksradikale Antifa-Debatten (die ein Gegengewicht zu Sackgassen bunter identity politics
und theorieabstinenter Autonomer Antifa der 1980/90er Jahre geben konnte), sondern auch
einfach ein minimaler „Gegen Deutschland“-Konsens in Antifa-Kreisen. Spätestens seit der
antinational kapitalismuskritischen Mobilisierung des …ums Ganze!-Bündnis (UG) zu den
Feierlichkeiten um 20 Jahre Mauerfall ist diese Gewissheit (erneut) verloren gegangen. Bei
aller nötigen Kritik an den Verkürzungen der Debatte muss gesagt werden: das ist auch gut
so! Denn sowohl gegenwärtige antideutsche als auch derzeitige antinationale
Selbstverständnisse müssen aufgebrochen, Theorie und Praxisformen profund überarbeitet
werden!