Editorial

Der große ungarische Schriftsteller Imre Kertész begeht in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat Gerhard Scheit eine umfassende Studie über den Nobelpreisträger verfasst, aus der ein Auszug auf den Seiten 4 und 5 dieser Versorgerin zu lesen ist. Kertész ist ein unermüdlicher Kritiker der Entwicklung Ungarns – wie ein negativer Prophet, was die Zukunft Israels und der Juden anbelangt. Eine Reaktion auf den Antisemitismus der »Neuen Linken« Ende der 60er Jahre in Deutschland war das Buch eines bürgerlich-konservativen jüdischen Schweizer Gelehrten: Der Israelpseudos der Pseudolinken von Michael Landmann, 1971 erschienen, ist nun wieder aufgelegt und Magnus Klaue stellt das Pamphlet und seinen Autor auf Seite 7 vor. Klaues vor einigen Wochen erschienene Verschenkte Gelegenheiten legt Claus Harringer den Leserinnen und Lesern der Versorgerin an »Herz und Hirn«, ebenso den Aphorismen-Band von Richard Schuberth, aus dem wir in der letzten Versorgerin bereits einige Perlen ausgestellt haben. Für diese Ausgabe hat sich Richard Schuberth in seinem Text mit Conchita gegen die Russen auf Seite 5 Gedanken über die »Wurstmania« gemacht. Auf Seite 10 beschreibt Erwin Riess die Ukraine als Land, das »seit der Ausrufung staatlicher Eigenständigkeit 1991 (...) von den westlichen und östlichen Eliten systematisch zugrunde gerichtet« wurde. Einen von den Arbeiter_innen gewonnenen Arbeitskampf in der Mailänder Metallindustrie, zeigt ein Film von Silvia Luzi und Luca Bellino, der bei »Crossing Europe« gelaufen ist. Lisa Bolyos hat die beiden auf dem Festival für die Versorgerin interviewt (S. 11).
Krautreporter nennt sich ein neues journalistisches Online-Projekt, das sich über »Crowdfunding« zu finanzieren sucht. Svenna Triebler befragt die Erfolgsaussichten solcher »Spendensammlungen« bei Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit auf Seite 9. Nach ca. 500 opusmagnumhaften Seiten von Diedrich Diederichsens Über Pop-Musik brummte Didi Neidhart erst mal der Schädel. How come? Lesen Sie seine Rezension auf Seite 12.

»Feuer Füttern« betitelte sich eine Ausstellung im bb15 über Kunst und Leben in der alten Stadtwerkstatt. Tanja Brandmayr schildert ihre Eindrücke auf Seite 13. Eines der Gründungsmitglieder der alten Stadtwerkstatt, der heute in Berlin lebt und mit elektronischen Geruchsorgeln Preise gewinnt, ist Wolfgang Georgsdorf, den Franz Xaver auf den Seiten 14 und 15 zum Mail-Gespräch eingeladen hat. Auf Seite 16 stellt Armin Medosch den Wirtschafts- und Sozialwissenschafter Karl Polanyi vor. Mit psychosomatischen Beschwerden befasst sich der Text von Luis Liendo Espinoza auf Seite 18. Kristina Pia Hofer interviewte die Initiatorinnen eines Girls Rock Camp im Waldviertel auf Seite 21. Philip Hautmann ist Verfasser des fabelhaften, von Fritz Ostermayer im Sumpf hochgelobten Romans Yorick. Ein Auszug aus seinem neuen Buch findet sich auf Seite 19.

Angenehmen Sommer wünscht

K.

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Versorgerin 2011

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