Spuren & Gestaltungsgesten - Vom
Nutzen schematischer Zeichnungen – Teil XXII
Gerhard
Dirmoser – Linz 12.2004 gerhard.dirmoser@energieag.at
Dank an: Josef Nemeth (+), Boris Nieslony, Astrit
Schmidt-Burkhardt, Kristóf Nyíri, Bruno Latour,
Peter Weibel, TransPublic, Walter Pamminger, Sabine
Zimmermann, Tim Otto Roth,
Walter Ebenhofer, Franz Reitinger, Steffen Bogen,
Mathias Vogel, Alois Pichler,
Lydia Haustein, Josef Lehner
(+), Bernhard Cella
Gestaltungsgesten
Im Abschnitt XV (Tätigkeitstypen) wurde eine erste
Sammlung von Tätigkeitstypen vorgestellt.
Im Zuge der Analyse eines der Hauptwerke des Strukturalismus
- Roland Barthes „Die Sprache der Mode“ - habe ich versucht ein Schema zu
erarbeiten, daß einige Schritte über die Ordnungsstrukturen der
Diagrammatiksicht hinaus gehen soll.
Das erarbeitete Grundschema wurde für Architekturfragen
und für Gestaltungsfragen im Bereich PKW-Karosserien abgetestet und auch im
Rahmen der ars electronica Studie angewendet.
Es scheint mir auch für die Bild-Frage von Interesse zu
sein, da neben der Topologie auch jene Fragestellungen einbezogen wurden, die
auch von Gunther Kress und Theo van Leeuwen als Schwerpunkte formuliert wurden.
Die im Schema benannten Komplexe und Fragestellungen sind
in den diversen Kapiteln im Detail abgehandelt.
Spuren
In dieser kurzen Betrachtung soll geklärt werden, was
Spuren im Sinne der Diagrammatik bedeuten können, ob es Sinn macht Spuren
diagrammatisch zu lesen.
Bild“
entnommen.
In vielen Fällen verweist die Spur auf etwas, was nicht mehr zu sehen ist, oder in unmittelbarer Form nie zu sehen ist.
Bestimmte Realwelt-Phänomene können also Spuren
hinterlassen. Das kann als physischer Abdruck erfolgen, es können chemische
Einwirkungen sein, oder Belichtungsspuren auf lichtempfindlichen Materialien
etc.
Unser Wahrnehmungssystem ist sehr gut in der Lage bewegte
Phänomene zu interpretieren. So sind wir in der Lage Bewegungsmuster anderer
Lebewesen (zB. von Tänzern oder Schifahrern) ganz unvermittelt nachzuahmen
(Mimesis). Eigenartigerweise sind wir aber nicht in der Lage, zu beschreiben
oder aufzuzeichnen, wie sich im Rahmen komplexer Bewegungsabläufen zB. der
Ellbogen bewegt hat. Wir sind also kaum in der Lage die Spur einzelner Körperteile
zu verfolgen.
Gestische
Spur, habituelle Spur, Mimetischer Nachvollzug
(Spur & Gespür)
/vs/ Vektor der Technischen Zeichnung
Unser leibliches Eingebettetsein scheint es geradezu zu
verhindern, daß wir all diesen Spuren folgen. Wie die Derwische müssen wir bei
rasenden Kontextbewegungen Bezugspunkte vor Augen haben oder mit der Hand
künstlich schaffen, um nicht mit Kreislaufversagen und Übelkeit zu Boden zu
gehen.
Bewegte Spuren sind also nicht wirklich unsere
Sache.
Wenn man sich dafür interessiert, wie Bewegungsabläufe von
Maschinen oder anderen Bewegungsapparaten (Knochengerüsten) zustande kommen,
benötigen wir Einrichtungen, die die Bewegungen aufnehmen bzw. aufzeichnen.
Bei Bewegungen reicht es also nicht aus, zu einem
bestimmten Zeitpunkt eine Phase als
Bild herauszugreifen. Es muß also zumindest eine Kette von
Bildern sein (Film), also ein
Verfahren, das den gesamten Ablauf begleitet oder ein Bild
das den ganzen Weg umspannt.
Diese Einrichtungen können in der Aufnahme den ganzen
bewegten Körper umfassen. Dabei entstehen nicht unbedingt Abbildungen, die wir
als Ablaufspuren oder Bewegungsspuren bezeichnen würden.
Über blitzartig zerhackte Belichtungen schafft man es sehr
fein gestufte Überlagerungen am Bildmaterial zu bannen. Für exponierte
Körperteile, wie Köpfe und Hände werden dabei „virtuelle“ Linien sichtbar, die
man als Hüllkurven bezeichnen könnte.
An exponierten oder explizit markierten Stellen wird also
ein Diagramm des Bewegungsablaufes sichtbar.
Das gilt genauso für Maschinen, zB. komplexe Hebelwerke oder Getriebe. Durch Markierungen kann man also kinematische Studien betreiben (Ablaufspur). Durch die Verfolgung von Punktmarkierungen in der Zeit, erhält man ein Bewegungsdiagramm (zB. eine Sinuskurve).
Je nach Aufzeichnungsverfahren kommt es zur Festschreibung
einer „Abwicklung“, also zB. zur
Abwicklung einer Kreisbewegung als
Sinuskurve.
Belichtungstechnisch kann man diese Spuren noch forcieren,
wenn die Markierung selbst als Lichtquelle ausgestaltet werden kann. Man kann dann
Lichtspuren verfolgen und (und als Lichtzeichnung) aufzeichnen.
So gesehen geht es um Aufzeichnungen von Gesten. (Spur
als Körperspur) (Spur als Bewegungsmuster)
Im gleichen Sinne können auch Zeichnungen als Gesten von
Händen gelesen werden: Gesten von Händen, die einen Stift über ein Blatt
führen. (Linie & Spur)
Didi-Huberman unterscheidet „bewegte
Spur“ /vs/ „statische Spur“
Im Beitrag „Grafische Methode, fotografische
Kurven“ schreibt Georges Didi-Huberman:
Der
Erfinder oder Wiedererfinder der „garphischen Methode“, Étienne-Jules Marey,
entwickelte
eine beeindruckende Anzahl von Apparaturen, die nicht bloß dazu dienten,
jede
Art von Bewegung aufzuzeichnen, sondern davon auch noch sämtliche Variablen
durch
grafische Kurven und Linien festzuhalten, oder sie darauf zu reduzieren.
Und
selbst
als er in den 1880er Jahren seine mit Hilfe der „Chronophotographie“ angelegten
Bewegungsstudien
unternahm, war es immer noch die Kurve der Phänomene, die
Marey
sichtbar zu machen versuchte, diese „fotografische Kurve“, wie er sie selbst
präzise
nannte.
In diesem Beitrag findet man auch den
Abschnitt: Sichtbare Linien, visualisierte Spuren (Traits visibles,
traines visuelles)
Wenn
sich also das Sichtbare bewegt, „wird alles zu einer Streifenform“ (tout
devient raie),
Streifen,
visuelle Markierung (sillage, traine visuelle). Allgemein verwendet Marey die
Fotografie
gegen den „Streifen“-Effekt (effet de „traine“), doch war er sich
sehr wohl der
fotografische
Dimension des Problems bewußt: wie eben der Etablierung der schwierigen
Beziehung
zwischen Geschwindigkeit der sichtbaren Sache und der Belichtungszeit.
Die Spur des Sonnenlichts (nicht nur auf der Erde)
ist der Schatten. Gut ersichtlich ist das u.a. auf den Orthophotos. Dir Spur
hängt dabei von der Tages- und von der Jahreszeit ab.
Mit Hilfe eines Referenzgitters und einer
einjährigen Spurverfolgung läßt sich auf der Basis dieser Spuren eine Sonnenuhr
realisieren. Das Diagramm des Lichtes zeichnet dabei das gegliederte
Referenzdiagramm nach.
Auch wenn die Belichtungszeit zB. von 1/250
Sekunde einen sehr kurzen Moment herausgreift bzw. fixiert und damit einfriert,
kann man von Photographie als Spur sprechen:
(OR) Rosalind Krauss: Daß eine Photographie als Spur, als ein durch Licht auf eine lichtempfindliche Oberfläche geworfener Schatten, der dort als Spur fixiert wird, existiert, ist etwas, das durch jene Klasse von Objekten in den Vordergrund unserer Aufmerksamkeit gerückt wird, denen wir allgemein den Titel „Photogramm“ geben.
Das Vergängliche wird festgehalten und damit
zur Spur. Die Spur ist also eine Festhaltung.
Etwas hinterläßt eine Spur. In gewissem Sinne
kann dabei von einer Verursachung gesprochen
werden:
(FF) Zur Klärung der
Bedeutung eines Bildes kann ein Vergleich mit der Klasse von Zeichen dienlich
sein, die in dem von mir aufgestellten „semiotischen Schema“ unterhalb des
Bildes rangiert: die Spur
Für die Spur gilt die
kausale Bedeutungstheorie, da Spuren immer Zeichen von Gegenständen oder
Vorgängen sind, die sie verursacht haben.
Das Verursachungsprinzip ist auch bei der
Aufzeichnung physikalischer Prozesse oder Ereignisse von Bedeutung. Welche
Übersetzungstricks auch immer angewendet werden: In vielen Konstellationen
kommt es zur Aufzeichnung von Spuren.
Weiters sollte man zwischen kontinuierlichen
und diskreten Spuren unterscheiden.
Bei kontinuierlichen Spuren kommt es in
der Regel zur „analogen“ Übertragung von Energie- oder Bewegungsmustern. Dieses
Abtasten oder Mitschwingen ist in der Regel ein analoges Verfahren, daß soferne
nachvollziehbar gestaltet, auch als analoge Messung bezeichnet werden kann. So
gesehen fällt auch die gezeichnete Linie unter diese Definition (gestische
als Spur).
Weiters macht es Sinn „Spuren der
Gleichzeitigkeit“ von „Spuren der Ungleichzeitigkeit“ zu
unterscheiden. Das Photo (und jedes Frame eines Filmes) zeigt die
Lageverhältnisse eines Momentes. So gesehen können also die diskreten Spuren
in zeitlicher Hinsicht von den kontinuierlichen Spuren unterschieden
werden.
Ein Fußabdruck ist also in der Regel eine
diskrete Spur, eine Schleifspur eines nachgezogenen Gegenstandes eine
kontinuierliche Spur.
Photographien (als mimetische Bilder) und Photogramme (als Lichtdiagramme) wären dann also Spuren der Gleichzeitigkeit und somit diskrete Spuren. Ein Moment der Realität zeichnet sich dabei auf lichtempfindlichen Material ab.
Die Ähnlichkeit ist bei dieser Form der Spuren maximiert. Die Spurhafte Ähnlichkeit zB. beim Fußabdruck beschränkt sich oft auf Ähnlichkeiten der Konturen.
Für diskrete Spuren macht es oft auch Sinn
(digital) zählend zu dokumentieren. Kontinuierlichen Spuren muß man sich meist
mit analogen Verfahren nähern bzw. Maßstäbe anlegen, um bestimmte Meßungen
rationell umsetzen zu können. (analog & digital – siehe Modul 30)
Kontinuierliche Spuren erleichtern es
performative Aspekte (bzw. Bewegungsmuster) zu studieren.
Kontinuierliche Spuren sind zeitliche
Spuren.
Egal ob diskret oder kontinuierlich, es
handelt sich bei Spuren um eine Art Überbleibsel, um einen Rest. Wenn bei einem
Abdruck der Informationsgehalt der Form maximal erhalten bleibt, dann spricht man
von einer Abformung (und nicht mehr von einer Spur).
Die Spur verweist also in der Regel auf ein
vergangenes Ereignis. (Spur als Verweis)
Robert Casati schreibt im Buch „Die Entdeckung
des Schattens“: Der Schatten ist eine Spur: Skia, der altgriechische Ausdruck
für Schatten, bedeutet zugleich „Spur“. So gesehen gilt es auch flüchtige
Spuren in die Betrachtung einzubeziehen.
Von ausgelöschten Spuren ist es nicht weit zu
grausamen Spuren der Auslöschung:
Als Sonderfall des Schattens können die durch atomare Blitze eingefrorenen Schatten des Todes (in Japan) gesehen werden.
Bei physikalischen Experimenten in subatomaren
Bereichen, ist auch die Sichtbarkeit in der Gegenwart nur indirekt, daß heißt
als Spur oder Übersetzung wahrnehmbar. Die Sichtbarkeit ist in diesen Fällen
als Spur (zB. in einer Nebelkammer) herstellbar. Man nutzt bestimmte
Wechselwirkungen, die (für unser Wahrnehmungssystem) Unsichtbares in Sichtbares
umsetzen.
Das kann die Ablaufgeschwindigkeit betreffen,
die Subatomare Größenordnung, den nicht wahrnehmbaren Frequenzbereich etc.
Nur das akustisch oder visuell wahrnehmbare
Ereignis können wir als Spur akzeptieren.
Auch wenn komplexe Meßinstrumente und
Computersoftware involviert ist, in der Festhaltung eine zeitliche Verzögerung
eintritt, sprechen wir gerne von einer Spur.
Wir brauchen also ein Medium, in dem sich das Ereignis
bzw. der Verlauf als Spur niederschlägt oder einschreibt. Sei es ein Spur
glühender Gase, Dampfspuren, Schleifspuren, ....
Auch wenn es dadurch zu einer Verfälschung kommt, wenn die
Geschwindigkeit der Teilchen
im Nebel eingefroren wird, etwas praktisch millionenfach
vergrößert wird, .... wir akzeptieren
jede Form des in Erscheinungtretens als Spur, sofern der
kausale Zusammenhang glaubhaft
gemacht werden kann.
In den Spuren kann man einiges ablesen:
Manchmal zeigen sich Rhythmen, Regelmäßigkeiten
Linien mit
Richtungswert: Spuren mit Richtungswert, Phasendiagramm,
Bewegungsvektor,
Bewegungsspur, Körperverschmelzung als Bewegungsspur
Materialfaltungen als Spuren von Kräfteverhältnissen
Landschaft als Spur komplexer Faltungen und
Verbringungen
Artefakte als Werkzeugspuren
Spuren in der Malerei
von J. Nemeth: Fleckenspuren,
Abrollspuren, Wischspuren, Spritzspuren, Zufallsspuren, Quetschspuren;
Farbspuren, Lichtspuren
(FF) Auch Bilder sind
Spuren ihres Entstehungsprozesses. Trotz dieses gleitenden Übergangs weist das
Bild aber semantische Charakteristika auf, die es eindeutig von der Spur
unterscheiden. Für das Bild gilt keineswegs, daß der abgebildete Gegenstand an
seiner Entstehung beteiligt sein muß.
Ablaufspuren als Wegspuren: Wenn Aufenthaltsorte eines
Fahrzeuges zB. im 1/20 Sekunden Takt in Geometergenauigkeit aufgezeichnet
werden (was jedes VR GPS Netz leistet), kann der Verlauf einer Fahrt als Wegspur
oder Verlaufsspur aufgezeichnet werden. In gleicher Weise können
Kartenwerke als Vermessungsspur aufgefaßt werden.
siehe
auch: Form folgt einer Spur / Form folgt einem Prozeßverlauf / ....
Langzeitbelichtungen bzw. Mehrfachbelichtungen ermöglichen
es Umlaufspuren von Himmelskörpern sichtbar zu machen.
Die gezielt „gesteuerte“ Bildwahrnehmung erfolgt in der
Weise, daß unsere Augen (meßbar) ihre Spuren durch ein Bild ziehen. Diese
Spuren werden von bestimmten Konstellation bzw. Achsen wesentlich beeinflußt.
Die inhaltliche Interpretation hängt u.a. davon ab, daß wir auf der richtigen
Spur durch das Bild geführt werden, daß wir auf eine relevante Achse gesetzt
werden.
Auch die Lichtführung in Theater und Film hat diese
Funktion, uns auf die richtige Spur zu bringen.
So gesehen wird in der geeigneten Abtastung
(Spurverfolgung) der Inhalt vermittelt.
In performativer Hinsicht spannt sich also der Inhalt
nicht nur auf, er eröffnet sich in der Spur.
Erzählungen die in einem Bild repräsentiert werden, müssen
also die Zeitlichkeit als Spur im Bild anbieten.
(Sieche Detailbetrachtung zum
Achsenbegriff / Modul 19)
(Siehe auch: Aufmerken – Führen
/ Modul 17)
(BE) „Das Bild im
Allgemeinen gibt es nicht. Unser mentales Bild ist immer ein „Rückfluß“ (remanence),
ist „Spur und Schrift“ der Bilder, die uns die aktuellen Medien vermitteln.
Die Zeit hinterläßt ihre Spuren (ihre
Information) in Steinen und Landschaften.
Auch im Rahmen der Datenaufzeichnungen spricht
man von Spuren (zB. von der Schrägspuraufzeichnung, die man ursprünglich für
den Homevideobereich entwickelt hat).
Physiognomische Expressivität (Im Detail siehe Modul
28)
Falten als Gesichtszug (Sedimente/Spuren der
Performativität)
(G. Böhme
/ Atmosphäre) Bei dieser Auffassung von Physiognomie wird ein mehr oder
minder
bestimmtes Wesen unterstellt, das im Strom seiner Äußerungen feste Spuren
hinterläßt.
Die Gesichtszüge eines Menschen zeugen so in Lachfalten von seinem
fröhlichen
Wesen, seine Handschrift hält die Spur einer schwungvollen Bewegung fest.
In Summe ist der Begriff der Spur sehr
mächtig. In Bezug auf mimetische Bilder und Diagramm ist keine eindeutige
Zuordnung möglich. Diese Reichweite spricht auf jeden Fall für ihn.
Weitere Überlegungen zur Lichtspur (am
Beispiel des Photogramms) finden sich im Modul 26
In jeder Hinsicht zentral ist das Buch
„Ähnlichkeit und Berührung“ von Georges Didi-Huberman.
Zumindest an drei Stellen findet man auch in
seiner Analyse Überlegungen zur Spur:
Es
gibt keine Geschichte des seit alters her bekannten konkreten Prozesses, dessen
Anwendungsbereich
höchst verschiedenartige Materialien und Technikenumfaßt; es gibt
Keine
Geschichte des theoretischen Paradigmas, das so vielen abstrakten
Denkmodellen als
Vorbild
gedient hat, vor allem dort, wo es um solche fundamentalen Begriffe wie
Zeichen,
Spur,
Bild, Ähnlichkeit oder Genealogien ging; es gibt keine Geschichte des –
konkreten
ebenso wie
theoretischen – Verfahrens, anhand dessen sich die formalen und
operativen
Entscheidungen zahlreicher Künstler,
insbesonders des 20. Jahrhunderts, definieren.
Hier findet man also die Fragestellung der
Designgesten ebenso angesprochen, wie den zentralen
Begriff der Spur (im unmittelbaren Kontext der
Bildfrage). An einer weiteren Stelle kommt die
Spur im Kontext der Linie zur Sprache:
Man
kennt die berühmten Thesen Luquets über die „Entstehung der figürlichen Kunst“,
nach
denen die Berührung die Spur hervorbringt und die Spur die Linie.
So gesehen fallen Schatten und Photographie
unter berührungsfreie Spuren, das Photogramm und die Zeichnung unter berührungsabhängige
Spuren. So gesehen ist es spannend, daß
Didi-Huberman in seinen umfassenden und
medienübergreifenden Berührungsanalysen auf den
Begriff der Spur fast ganz verzichtet, in
seinen Analysen von Photographie und Zeichnung der
Spurbegriff jedoch einen Stellenwert hat.
Als dritte Stelle kann noch genannt werden:
Benjamin
erörterte die Reproduktion und die Aura der Bilder mit Hilfe des Begriffs
der
Spur; ....
Im Modul II wurde der erste Versuch unternommen der Spur
etwas Näher zu kommen:
Von Werner Busch wurde in Berlin der Begriff der Spur etwas ausführlicher besprochen.
Linie & Spur, Körperspur, kreuzende Spur, gelegte Spur, zerstörte Spur, Spuren künstlerischer Energie, Spuren die andeutungsweise auf etwas verweisen, Spur als Überbleibsel – als Rest, Vor- und Nachläufigkeit, ....
Hier soll nun kurz überprüft werden, ob das Konzept der Spur auch für die diagrammatischen Fragestellungen fruchtbar gemacht werden kann.
|
|
01 |
02 |
03 |
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E1 |
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04 |
05 |
06 |
07 |
08 |
E2 |
|
|
09 |
10 |
11 |
|
E3 |
01 |
Landschaft als Spur komplexer Faltungen und Verbringungen / Karten als Vermessungsspur |
02 |
Spuren, die Andeutungsweise auf
etwas verweisen Spur als Verweis |
03 |
Körperspur (im Rahmen des body mapping) / Gestische Spur / Spurhafte Ähnlichkeit |
04 |
fragmentarische Spur /
Fragment |
05 |
Zeitliche Spur |
06 |
gelegte Spuren |
07 |
Ablaufspur, Prozeßspur , Verlaufsspur,
Spuren mit Richtungswert |
08 |
Umlaufbahn als Spur – Umlaufspur |
09 |
Überlappungsspuren / Spuren
komplexer Faltungen und Überlagerungen Materialfaltungen als Spuren von Kräfteverhältnissen |
10 |
architektonische Spuren |
11 |
konstruierte Spuren - Werkzeugspuren |
Linie als „Streifeneffekt“ als dynamische Spur bzw. Bewegungspur (DH)
(OR) Um das Photogramm als spurhaftes Zeugnis
einer Bilderwelt, die allseitig den Oberflächen der
Welt einwohnt, zu erkennen, bedarf es einiger
Überzeugungsarbeit.
(PG) Die Bilder existieren nur als Stichproben
aus Strömen von Spuren
(PG) Fotografie als Spur, Index und Abdruck
des Realen
Spur /vs/ Fleck
Gestische Spur /vs/ akkumulierter Fleck
Photogramm als Spurensicherung
Linie als „Streifeneffekt“ als dynamische Spur
bzw. Bewegungspur (DH) s.u.
(DH) Unsichtbarkeit der Bewegungsspuren /
Phasenspuren
Durch Ketten
mimetischer Bilder Entstehen „Spuren“ mit Richtungswert
Hüllkurve,
Summenspuren, Verlaufsbild, Verlaufskörper
(DH)
Rauchtheater mit 24 Rauchlinien (Wirbelspuren)
Spur und Gespür. Zur Archäologie der Zeichnung
/ (Beitrag) Gottfried Boehm
Dreamline als rechtsgültige Spur in
Kartenwerken
Bilder als energetische Spuren
(WE) Der Betrachter wertet Elemente des Bildes
als Spuren für künstlerische Entscheidungen des
Bildproduzenten aus.
Freie energetische Linie, gestische Spur
Figur, Spur und Prozeß. Konfliktlinien von
Zeichnung und Malerei in der Kunst Willem de Koonings (Beitrag) / Stefan Neuner
Elisabeth von Samsonow: Spur und Abdruck.
Ästhetik der Eigentlichkeit
Bewegungsspur, Denkspur, Gedächtnisspur,
Schreibspur, Handlungsspur, Beziehungsspur, ...
Der Ablauf der Schlußfolgerung als Spur /
Verlinkung als Spur
Es berührt, also hinterläßt es Spuren
Eine Spur verfolgen – Ariadne-Faden
Trassenspur / Spurweite der Bahn / Die Spur am
Verkehrsweg halten
Spur als vorgesehene Bahnung (Bahnung als
Diagramm)
Semiotik (griech.): Symptom, Spur,
Unterscheidungsmerkmal, ...
... etc.