Gerhard
Dirmoser – Linz 12.2004 gerhard.dirmoser@energieag.at
Dank an: Josef Nemeth (+), Boris Nieslony, Astrit Schmidt-Burkhardt,
Kristóf Nyíri, Bruno Latour,
Peter Weibel, TransPublic, Walter Pamminger, Sabine
Zimmermann, Tim Otto Roth,
Walter Ebenhofer, Franz Reitinger, Steffen Bogen,
Mathias Vogel, Alois Pichler,
Lydia Haustein, Josef Lehner
(+), Bernhard Cella
Mit Hilfe der Studien von Gunther Kress & Theo van
Leeuwen (KL) (Reading Images – The Grammar of Visual Design) soll
gezeigt werden, wie bestimmte visuelle Grundorientierungen für rhetorische
Zwecke genutzt werden können. Kress und van Leeuwen beschäftigen sich damit,
was in bestimmte Grundorientierungen „hineincodiert“ werden kann.
Diese rhetorische Ebene besetzt die lagebestimmten
Beziehungsmuster und nutzt diese für bestimmte Argumentations- oder
Aussagemuster.
Vergleiche dazu die Überlegungen
zur Bildsyntax bzw. jene Aspekte, die in der tabellarischen Gegenüberstellung
in der Spalte „kulturelle Konventionen“ angeführt wurden.
Zur Erinnerung:
organisch implementierte Wahrnehmungsmechanismen / leiblich verankerte Wahrnehmung |
kulturelle Konventionen |
Syntax je Schematyp |
Blickrichtungen in der Natur |
|
Projektionen je Schematyp |
Ordnungsmuster aus der Natur |
|
Grundgestalt je Schematyp |
Schwerkrafterfahrung |
|
|
Horizontwahrnehmung (oben/unten Orientierung) |
Leserichtung: links/rechts (Europa) oben/unten (Asien) etc. mit und gegen den Uhrzeigersinn (jüdisch) |
Achsenkonstruktionen in diversen Diagrammen |
|
Zeitliche Abfolge in Leserichtung |
Repräsentation von Zeitlichkeit in diversen Diagrammen |
Topologie |
|
Achsenkonstruktionen und Referenzsysteme in diversen
Diagrammen |
Gestaltgesetze Figur/Grund-Beziehung Kontrast Zentralität |
Goldener Schnitt (als Ideal) Zentralität als Hierarchie |
Elementetypen und Anordnungsprinzipien je Schematyp |
Ontologie und Ästhetik der Dinghaftigkeit – Das Ding und
seine Ekstasen |
Thematisierung des Zwischen MA |
|
Farbwahrnehmung entspr. der Farbspektren der Natur |
kulturell bevorzugte Ausschnitte der Farbspektren |
Farbcode je Schematyp |
Gerichtetheit - Einbettung in kulturelle Wertesysteme:
(KL) Cultures which have long-established reading
directions of a different kind (right to
left or top to bottom) are likely to
attach different values to these positions.
In other words, reading directions may be the material
instantiations of deeply embedded
cultural value sytems.
Directionality as such, however, is
a semiotic resource in all cultures.
All cultures work with margin and centre, left and right,
top and bottom, even if they do
not all accord the same meanings and values to these
spatial dimensions.
the information value of
left and right
Wenn man Doppelseiten diverser Zeitschriften näher
betrachtet, so kann u.a. feststellen:
(KL) On such pages the right seems to be the side of
the key information, of what the
reader must pay particular attention to, of the
“message” – whether it is the invitation to
identify with a role model highly in the culture of
the magazine or something else, for
example an instance of what is to be learned in a
textbook.
It follows that the left is the side of the “already
given”, something the reader is assumed
to know already, as part of the culture, or at least
as part of the culture of the magazine.
(KL) In other words, there is a close similarity
between sequential information structure
in language and horizontal structure in visual
composition, ...
Moralische Kodierung: the
left as the “bad side” / the right as the “good side”
links |
rechts |
Kulturelle Ausgangslage |
Schlüsselinformation |
Altbekanntes |
Die Botschaft |
Das Gegebene |
Was es zu lernen gilt – Das Neue |
Bekanntes |
Mögliches, Potential |
Gegenwart |
Zukunft |
Anknüpfungspunkt, Einführung, Verankerung |
Identifikationsziel |
Problem |
Lösung |
ideal and real: the
information value of top and bottom
Die links/rechts-Orientierung ist stärker kulturabhängig,
als die oben/unten-Orientierung die im hohen Maße leiblich bestimmt ist (Schwerkraft,
Horizontwahrnehmung, Aufrechter Gang).
Im Zuge Ihre Zeitschriftenanalysen haben Gunther Kress
& Theo van Leeuwen (KL) folgende Tendenzen festgestellt:
(KL) The upper section tends to make “emotive” appeal
and show us “what might be”;
the lower section tends to be more informative and
practical, showing us “what is”.
(KL) .... then what has been placed on the top is
presented as the Ideal, what has been
placed at the bottom as the Real.
(KL) Ideal and Real can also play a role in diagrams. It
is striking, for instance, that
diagrams based on a vertical time line sometimes idealize
the present, sometimes the past.
oben |
unten |
Versprechen (des Produktes) |
Das Produkt selbst |
Was sein könnte - Möglichkeit |
Was ist (die praktische Seite) |
Ideal |
Realität |
Abgehobenes |
Am Boden der Tatsachen (down-to-earth) |
Abstraktes |
Konkretes |
Ideologischer Teil der Information |
|
Ideal |
Instanzierung, Konkretisierung |
Idealisierte, generalisierte Essenz |
|
distant, not now, out of
time |
now, in our time |
Spannend ist in diesem Zusammenhang, daß die Idealformen
der Kreis-Schemen auch dem Blick zum Himmel entsprechen.
the information value of centre
and margin
In der bildenden Kunst, aber auch in der Gestaltung
diverser Zeitschriften werden Zentralmotive häufig genutzt. Dadurch ergibt sich
die Polarität von Randerscheinungen zu zentral platzierten
Gestaltungselementen.
Zentralität |
Randlage |
Konzentrische Hierarchie |
Abstufungen |
Zentrale Fragestellung - Fokus |
Aspekte |
Kontext/Hauptthema im Zentrum |
Randthemen |
Schlüsselthema - Schlüsselszene |
Beigeordnete Szenen |
Zentraler „Beweger“ |
Bewegtes |
Zentrales Symbol
/ Anker |
|
Ausgangsfragestellung |
Abhandlung |
|
|
Zentralität und Symmetrie
(KL) One common mode of combining Given and New with
Centre and Margin is the triptych. In many medieval triptychs there is no sense
to Given and New.
The Centre shows a key religious theme, such as the
Crucifixion o the Virgin and the
Child, and the side panels show Saints or donors,
kneeling down in admiration.
Triptychon und Brücke (Überbrückung, Vermittlung)
(KL) The triptychs in modern magazines and newspaper
layouts are generally polarized,
with a “Given” left, a “New” right, and a centre which
bridges the two, and acts
as “Mediator”.
Framing signifies
individuality and differentiation (S.215)
Die Möglichkeiten diskrete Einheiten u.a. durch
Rahmensetzung abzugrenzen, wurde an
anderer
Stelle abgehandelt. Die Fragen der Separierung, Überlappung, Verschachtelung
sind
Schlüsselfragen der Diagrammatik.
An dieser darf ich darauf hinweisen, daß der Typograph
Walter Pamminger mit seiner Übertragung der rhetorischen Grundprinzipien auf
die Typographie, praktisch die gleichen Problemstellungen
wie Kress und van Leeuwen verfolgt.
Im Detail siehe die Verben-Analyse zu jenen Tätigkeitstypen, die für die Typographie von
Bedeutung sind.
In
seinem Text „Layout und Philosophie. Zur Körpersprache philosophischer Texte“
schreibt
W. Pamminger: Wie die Formulierungen „rhetorische Figur“ und „Wendung“
belegen,
stellt uns die traditionelle Rhetoriktheorie ihre Elemente als Figuren oder
Bewegungsweisen
vor, mit anderen Worten: als „schematische Gestalten“, als
„Verfahren“
oder „Vorgänge im Raum“. Beispiele für solche Sprach-Figuren sind die
Metapher
als (Hin)Übertragung, die Metonymie als Grenzverschiebung, die Ellipse
als
Auslassung, der Anakoluth als Verdrehung der Reihenfolge, der Chiasmus als
Spiegelstruktur.
Da die Rhetorik ohnehin ihre theoretischen Konstrukte entlang der
Phänomene
von Sichtbarkeit, Räumlichkeit und Prozeß modellierte, erscheint es
sinnvoll,
dieses System auch auf visuelle Phänomene anzuwenden.
Die Hinweise auf die Verbindung von
Visualität, Räumlichkeit und Rhetorik verdankt W. Pamminger
dem Autor Michael Chan – Die Augen der
Rhetorik (Beitrag in: Tumult Nr. 14)
Als weiterer Strang (in Verfolgung der rhetorischen Überlegungen) soll hier der Ansatz einer „Semantik performativer Basiselemente“ (Tätigkeitstypen) verfolgt werden.
Im Detail werde ich mich auf Überlegungen aus dem Buch „Performativität und Medialität“ (Hg. Sybille Krämer (SK)) beziehen. Im Vorwort von Sybille Krämer wird klar ausgesprochen, daß die Logik der Semiosis nicht mehr ausreicht, um der Sicht der Performativität gerecht zu werden.
Ihre Argumentationslinie weckt berechtigte Hoffnungen, daß auch auf dieser Achse die Semantik-Frage neu aufgerollt werden kann.
(SK) Das Schwellenphänomen, um das es hier geht, ist der Sachverhalt der Aisthesis,
verstanden als der bipolar strukturierte Vollzug eines Ereignisses und seiner Wahrnehmung,
das auf ein (symbolisches) Ausdrucksgeschehen gerade nicht reduzierbar ist.
(SK) Zuerst einmal: Es gibt einen kleinsten gemeinsamen Nenner in den unterschiedlichen
Positionen zur Performativität. Die Bezugnahme auf das Performative ist motiviert durch
eine kritische Einstellung gegenüber der Idee der Repräsentation, genauer: gegenüber der Identifizierung von >Zeichen< mit >Repräsentation<.
Doch die argumentative Stoßrichtung dieser Repräsentationskritik ändert sich, und damit
auch die Radikalität, mit der die Ineinssetzung von Semiosis und Repräsentation in Frage
gestellt wird.
(SK) So wird im Zuge der >universalistischen Performativität< die Identifizierung von
>Repräsentation< und >Sprache< nicht einfach aufgehoben, sondern modifiziert:
Das Repräsentationsverhältnis besteht nicht länger zwischen Sprache und Welt, sondern
zwischen der universalen Regelstruktur und der einzelnen Äußerung, die dieser Regel folgt.
(SK) Die kultur- und kunsttheoretische Reflexion des Performativen verfolgt eine andere
Strategie. Auch sie stellt das repräsentationale Zeichenverständnis infrage; aber zum
Bezugspunkt dieser Infragestellung wird nicht die Sozialität des Zeichengebrauchs, sondern
seine Korporalität.
Argumentativer Kern ist, daß jede Repräsentation zuerst einmal Präsentation ist, also die
Physis und Physiognomie eines Signifikanten (die Ausdrucksseite) voraussetzt: Die
Abwesenheit des Referenten ist als Anwesenheit des Zeichens organisiert, die Immaterialität eines Sinns wird gegenwärtig nur in der Materialität eines Sinnlichen.
(SK) Nicht mehr die Theorie der Kommunikation, vielmehr die Theorie der Wahrnehmung als eine Theorie des Erscheinens gibt nun den Rahmen konzeptueller Erfassung des Performativen ab; nicht mehr auf dem Sagen, sondern auf dem Zeigen liegt jetzt das
Gewicht. Die Aufmerksamkeit hat sich also vom Kommunizieren auf das Wahrnehmen
verschoben.
Doch wenn alles, worauf es ankommt, sich zeigt, so heißt das auch:
Was >von Bedeutung ist< liegt nicht hinter den Erscheinungen, ist keine unsichtbare Tiefenstruktur, welche jenseits der Oberfläche des Wahrnehmbaren durch
Verfahren der Interpretation zu erschließen wäre.
(SK) Positionen einer >universalisierenden Performativität< machten noch – in der einen
oder anderen Weise – von einem Zwei-Welten-Modell Gebrauch, welches seit Charles
Sanders Peirce das Herzstück der Idee vom Zeichen bildet. In der Logik dieses Modells
liegt es, zwischen type und token, zwischen universalem, nicht wahrnehmbarem
Zeichenschema und seiner raum-zeitlich situierten Instantiierung und Realisierung zu
unterscheiden.
(SK) Die Ansätze der >korporalisierenden Performativität< lassen dieses Modell zurück.
So eröffnet sich ein Horizont,
vor dem semiotische Prozesse, also Darstellungshandlungen sich zeigen,
die der >Logik der Semiosis< und der mit ihr verknüpften Aufspaltung
in die Dualität von Zeichenträger und Zeichenbedeutung nicht mehr entspricht.
In der Materialität, der Korporalität, der Präsenz und der Ereignishaftigkeit von Zeichen
wird etwas wirksam, was die Ordnung des Zeichens unterminiert bzw. überschreitet, somit als Repräsentations- oder Ausdrucksgeschehen angemessen nicht mehr zu verstehen und zu beschreiben ist.
Ich bin Sybille Krämer sehr dankbar dafür, daß sie als Sprachphilosophin klar aufzeigt, welche Konsequenzen die Entscheidungen von Peirce und seiner semiotischen Gefolgschaft haben bzw. hatten. Bestimmte Fragestellungen waren nahezu nicht mehr formulierbar und einige philosophische Richtungen haben die Lage weiter einzementiert.
Erst mit der Ästhetik des Erscheinens, mit den leibbezogenen Ansätzen der Atmosphäriker, mit den Anstrengungen der Studien zur Performativität und nun auch der Diagrammatik und nicht zuletzt mit Wittgenstein, scheint es nun zu gelingen das Joch der Zeichenfixierung abzustreifen.
Das Grundübel ist diese labelartige Dualität von Zeichenträger und Zeichenbedeutung; also einerseits die Zeichengebundenheit der Bedeutung und andererseits die Aufsplittung, die auch in unseren Wahrnehmungs- und Denkapparat hineinprojiziert wurde. Andere Repräsentationsmodelle
wurde mit diesem Ansatz nahezu verunmöglicht und in der Regel auch denunziert.
Die KI-Kritik, die mit Hilfe der Schriften von Heidegger und Wittgenstein möglich wurde, hat einige unlösbare Probleme aufgezeigt und auch auf das leibliche Eingebettetsein klar hingewiesen. Es sollte aber weitere 15 Jahre dauern, bis man die Konsequenzen ziehen konnte.
(SK) Wir fragen uns, ob in der genealogischen Anordnung der unterschiedlichen Konzepte
von Performativität sich eine Entwicklungsrichtung zeige. Eine solche Richtung kristallisiert
sich in der Tat heraus.
Und es sind bereits verschiedene Begriffe im Spiel, um diese zu kennzeichnen.
Es geht um eine Entwicklung,
· die von der Kommunikation zur Wahrnehmung,
· vom Regelwerk zum Phänomen,
· vom Sagen zum Zeigen,
· vom universalen Zeichentyp zur singulären Äußerung,
· von der Sozialität zur Körperlichkeit,
· von der Referenzialität zur Indexikalität,
· vom Symbolischen zur Überschreitung des Symbolischen geht.
Was können wir also für die Diagrammatik lernen? Die Hintanstellung der Zeichenfixierung und der Symbolorientierung wurde schon mehrfach formuliert; die Rolle der Leiblichkeit hervorgehoben.
Die Rolle der Wahrnehmung und der Arbeit mit konkreten Bild- und Diagramm-Beispielen kann gar nicht oft genug betont werden, da die meisten bildphilosophischen Betrachtungen „abgehobene“ und realitätsferne Wortspiele betreiben, die nicht auf konkrete Erfahrungen rückgebunden werden können (also leider nur Textvergleiche an der Stelle von Bild/Diagramm-Analyse betreiben).
Es hat keinen Sinn die Theoriekomplexe von 300 Jahren Philosophie-Geschichte gegeneinander auszuspielen, ohne konkret am Bild zu arbeiten. Es hat auch keinen Sinn sich immer wieder auf eine bestimmte Arbeit (zB. von Duchamp oder auf eine Bildanalyse von Foucault) zu beziehen und Bildbeispiele nicht in ihrer enormen Vielschichtigkeit und großer Stückzahl ins Blickfeld zu nehmen. Ein zentraler Fehler ist auch, daß sehr oft nur mimetische Bilder in die Überlegungen einbezogen werden.
In der Gegenüberstellung relevanter Bild/Diagramm-Beispiele muß sich zeigen, welche Aspekte
bildhaft (in der Anordnung forcierbar - und damit) diskutierbar sind.
Über die Diskussion von Spur und Ereignis und Fragen des Erscheinens muß man sich den Bildobjekten und den Möglichkeiten der Repräsentation (in Bild und Diagramm) neu nähern.
Wie verzwickt die Lage aber noch immer ist, zeigt der Beitrag von Lambert Wiesing (LW).
Auch die Phänomenologie hat u.a. mit Husserl (und dem Begriff des „Bildobjekt“) die Polarisierungen der Bedeutungsfragestellungen noch weiter forciert.
(SK) Der Teil, welcher Medien des Darstellens gewidmet ist, setzt ein mit Lambert
Wiesings Reflexionen über die Performativität von Bildern. Pointe dieser Überlegungen
ist, daß Wiesing nicht nur zu einer antirepräsentationalistischen, vielmehr auch zu
einer antisemiotischen Deutung von Bildern kommt.
Die Philosophie fällt hier leider wieder von einem Extrem ins andere. Dabei wäre einiges klarer formulierbar, wenn man nur die Diagrammatik mit ins Spiel bringen und nicht nur mit mimetischen Bildern operieren würde.
(LW) Die Beantwortung der Frage, was ein Bild ist, nimmt im Pragmatismus keinen
nennenswerten Platz ein.
Eine Ähnliche Erfahrung konnte ich bei der Erarbeitung der Studie „Ein Diagramm ist (k)ein Bild“ machen. Der linke (pragmatistisch/performative) Bereich war wesentlich schwieriger abzuhandeln, wie der rechte, repräsentations(technisch) orientierte Bereich.
(LW) Merkmal einer pragmatistischen Bildtheorie: Der Antirepräsentationalismus
(LW) Das Bild gilt im Abendland gemeinhin als Musterbeispiel einer Repräsentation.
(LW) Eine pragmatistische Bildtheorie ist nur denkbar, wenn mit der sehr verbreiteten
Ansicht gebrochen wird, daß Bilder immer eine Form der Repräsentation sind.
Ich habe leider den Eindruck, daß hier wieder von Beginn an unfruchtbare Polaritäten gepflegt werden. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß auch die pragmatistische Sicht in Hinblick auf Repräsentationsfragen etwas zu bieten hat. Man muß nur folgenden von Wiesing selbst formulierten Ansatz ernst nehmen:
(LW) Demgegenüber soll Epistemologie im Pragmatismus als eine Theorie der
Handlung mit Werkzeugen konzipiert werden.
Mit dem Ansatz der Tätigkeitstypen (M. Vogel) bzw. mit der Sicht der Design- oder Gestaltungsgesten und mit der Forcierung der „Verben“ lassen sich Für Bilder und Diagramme
handlungsorientierte Zugänge finden (.... und für LebensBilder die in Performances aufgebaut werden, sowieso).
(LW) Der phänomenologische Antirepräsentationalismus
(LW) Husserls Begriff vom „Bildobjekt“ ist ein gleichermaßen antisemiotischer wie auch
antirepräsentationalistischer Gegenbegriff, denn er interpretiert die Darstellung im Bild
nicht als eine Form von Sinn oder Inhalt, sondern als eine besondere Art von Objekt, das
im Bild nicht repräsentiert, sondern eben erst einmal präsentiert wird.
Bilder
machen sichtbar. Das Bild ist etwas, in dem sich ein anderes etwas zeigt.
Es ist für mich in keiner Weise nachvollziehbar, warum der Modus der Präsentation, die Repräsentation ausschließen soll, warum die Darstellung im Bild nicht als eine Form von Sinn und Inhalt lesbar sein soll. Und auch der Grund, den Wiesing mit Husserl angibt, ist nicht schlüssig:
(LW) Ein Bildobjekt kann man sehen, hingegen Sinn und Inhalt nicht.
Wie wenig nützlich dieser Satz ist, kann man in der Variation sehen: Einen Schriftzug kann man sehen, hingegen Sinn und Inhalt nicht. Entweder läuft nun alles auf eine konventionell definierte
Semantik hinaus, oder man geht an Bild, Diagramm und Naturerscheinungen völlig falsch heran.
(LW) Diese Idee vom Zeigen mittels Bildern zieht sich wie ein roter Faden durch die
wahrnehmungstheoretische und phänomenologische Bildwissenschaft. Besonders deutlich
hat diese Perspektive Jean-Paul Satre ... auf den Punkt gebracht:
„Der Maler will keine Zeichen auf seine Leinwand malen, er will ein Ding schaffen. ...
Es liegt ihm also ganz fern, Farben und Töne als eine Sprache anzusehen. ...
Aber wenn nun der Maler, werden Sie sagen, Häuser macht? Genau, er macht welche,
das heißt er schafft ein imaginäres Haus auf der Leinwand und nicht ein Zeichen von
einem Haus.“
(LW) Wer ein Bild herstellt, schafft nicht ein Zeichen, sondern eine besondere Art von
Gegenstand: ein Bildobjekt, ein imaginäres Haus .... einen Gegenstand aus reiner
Sichtbarkeit.
Den Zeichenkritischen Ansatz von Satre kann ich unterstreichen, nur kommt man der Frage auch nicht näher, ob es jenseits des Zeichenansatzes relevante und verbindliche Repräsentations-techniken gibt (man denke nur an das System der „drawing sytems“ bei Willats).
Ich habe den Eindruck, daß Wiesing, das Kind im semiotischen Bade mit ausschüttet.
Was bleibt ist die Formulierung von „der besonderen Art“, die man offensichtlich keiner weiteren
Analyse unterziehen will ?
Wiesing trägt nun das Problem der Phänomenologie nun auch noch in den Pragmatismus hinein:
(LW) Die phänomenologische Tradition innerhalb der Bildphilosophie hat einen asemantischen Bildbegriff entwickelt, welchen der Pragmatismus aufgreifen muß, wenn
er das Bild als Werkzeug interpretieren will.
Diese unproduktiven „Reinigungsvorgänge“ und harten Trennungen der Perspektiven wird sicher
zu keiner produktiven Lösung der Semantikfrage führen. Nichts
geht mehr – Ende der Fahnenstange.
Mit der Studie zu den Bilder von Josef Nemeth (ab 1990) könnte man zeigen, daß eine Tätigkeitsbezogene Analyse gerade auch für sehr konzeptuelle Bilder (Malerei) Sinn macht und daß es also nicht nur darum gehen kann, das Bild in der Rolle des Werkzeuges zu sehen. Der Pragmatismus hat da sicher noch mehr zu bieten.
Im Sammelband „Performativität und Medialität“ findet sich ein Beitrag von Dieter Mersch (DM) zur Fragestellung „Medialität und Undarstellbarkeit“. Der Beitrag ruft u.a. zentrale Ansätze von Deleuze in Erinnerung.
Kurze Vorüberlegung aus einem Dialog mit Tim
Otto Roth:
Die "Kerbe" zwischen Zeichenträger und
Zeichenbedeutung hat mich wieder mal zum
WAS und WIE gebracht.
WIE (die Natur) in Erscheinung tritt .... und WAS wir
damit verbinden.
Die Techniker denken ja gerne in
Mittel/Zweck-Relationen:
Das WIE der Mittel zur Erreichung des Zwecks
(also des WAS).
Also auch da haben wir dann wieder diese
Polarität ....
Nun sind die Naturwissenschaftler sehr oft stärker am WIE
als am WAS interessiert
und die Geisteswissenschaften eher am WAS als
am WIE.
Das anschauliche WIE und das unanschauliche
WAS ?
Oder mit Eva Schürmann: Das semantische WAS
und das syntaktische WIE .... ?
Wenn man nun annimmt, daß es brauchbare
"Sprachen" gibt um das WIE abzuhandeln, so wie zB. die Techniker
beschreiben, WIE etwas funktioniert, dann könnte man ja sagen, daß es ein WIE-Semantik
neben der WAS-Semantik geben müßte.
Dazu finde ich nun die Textstellen von Mersch spannend:
(DM) "Im Falle der strukturalen Semiologie
wie auch der postrukturalistischen Grammatologie, ... handelt es sich nämlich
um einen Transfer der Fragestellung vom Was zum Wie, wie Paul de
Man so treffend bemerkte -
ein Transfer, der eben nicht das Problem der
Sinnkonstitution tangiert, sondern sekundäre Sinneffekte studiert, von denen
wiederum G. Deleuze in seiner Logik des Sinns bemerkt hat, daß sie alles seien,
was über den Sinn gesagt werden könne:
>> Der Sinn ... ist stets eine
Wirkung im Sinne einer >optischen Wirkung<, einer >Klangwirkung<
oder besser eines Oberflächeneffekts, Stellungseffekts, Spracheffekts. .... Die
Struktur ist wirklich eine Maschine zur Produktion unkörperlichen Sinns .... .
Es ist darum so erfreulich, wenn heute die frohe Botschaft ertönt: Der Sinn ist
niemals Prinzip oder Ursprung, er ist hergestellt.
Er ist nicht zu entdecken, wiederherzustellen
oder neu zu verwenden; er ist durch neue Maschinerien zu produziere.
...<<
Der Fokus auf WAS und WIE hat nun aber auch wieder einen blinden
Fleck:
(DM) Wo das
>Was< und >Wie<, das quid betont wird, verschwindet die
Rolle
des >Dass<, quod.
Sein Verschwinden fällt sowohl mit dem Brüchigwerden der
Kategorie
der Ex-sistenz wie auch des Realen oder der
Gegenwart zusammen.
(DM) Zwar liegt die Relevanz des Medienbegriffs
in den gegenwärtigen Diskursen vor allem
darin, am Symbolischen die Seite der
Materialität im Sinne ihrer Textur oder Strukturalität
- etwa die Ordnungen von analog und digital,
im weitesten Sinne die Systematik der
Apparatur – zu
unterstreichen, doch kommen dabei die materiellen Bedingungen ihrer
Existenz aufgrund der dem Strukturalismus
entlehnten theoretischen Vorentscheidungen
nicht angemessen in den Blick.
In weiteren Detailbetrachtungen gelingt es Mersch von der
Polarität der Modi wegzuführen, hin zu einer ersten Idee einer Diskursivität im
Bild, als diagrammatischer Anteil des Bildes.
(DM) Zwar
untersteht jedes mediale Format, ob diskursiv oder aisthetisch, der Duplizität
von Sagen und
Zeigen, weil jedes Format, sei es Text, Schrift, Zahl oder Bild, gleichzeitig
an
Wahrnehmungen und an Bedeutungen partizipieren, doch ist es entscheidend,
welcher
Modus regiert.
Diskursive
Medien zeigen, wo sie zeigen, im Modus des Sagens, während
aisthetische
Medien, wo sie sagen, im Modus des Zeigens sprechen.
Ich möchte diesen Gedankengang u.a. im Feld der Typographie
„diagrammatisch“ weiter spinnen:
Diskursive
Medien zeigen, wo sie zeigen, u.a. in der Form
diagrammatisch/typographischer
Ordnungen, und auch
aisthetische Medien sprechen, wo sie sagen, in der Form diagrammatischer
Ordnungsstrukturen (im Modus des Zeigens).
Ich habe hier einen ersten diagrammatischen Brückenschlag
versucht, der später noch weiter ausgebaut werden soll, in dem nach den
diskursiven Anteilen des Bildes gefragt wird.
also: (DM) Diskursive
Medien zeigen, wo sie zeigen, im Modus des Sagens, während
aisthetische
Medien, wo sie sagen, im Modus des Zeigens sprechen.
Der prinzipielle
Hiat der Formate, ihre Nichtkonvertierbarkeit, hat darin ihren tieferen
Grund. >Was
gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden<, lautet eine Bemerkung
von Ludwig
Wittgenstein aus dem Tractatus.
Auf die formative
Differenz der Medien bezogen bedeutet dies, daß sich beide
Darstellungsmodi
in ein und demselben medialen Format ausschließen.
An dieser Stelle muß ich jedoch einwerfen, daß es bei Medien weit
verbreitete Mischformen gibt,
die diese theoretische Kluft in praktischer Hinsicht, durch
Kombinationsformen überbrücken lernten. Ich denke dabei an die typographische
Gestaltung beliebiger Zeitschriften und an den
diagrammatischen Anteil komplexer Bilder oder Bildkonstellationen.
(DM) Insofern
darüber hinaus diskursive Medien auf diskreten Schnitten aufbauen,
und primär der
Ordnung des Sagens und ihrer immanenten Strukturalität gehorchen,
bekommen wir es
im Falle von Text und Sprache wesentlich mit Sinnstrukturen um im
Falle von Zahlen
mit reinen Syntaxen zu tun.
Die diskursiven Medien auf diskrete Schnitte zu beziehen, legt in
zweifacher Hinsicht die Brücke
zu Schlüsselstellen der diagrammatischen Betrachtung.
Ich darf hier auch an die Ansätze des Wiener Typographen Walter
Pamminger erinnern, der versucht hat, die Prinzipien der Rhetorik auf die
diagrammatischen Gestaltungsmöglichkeiten der Typographie zu übertragen. Seine
Kunst der „ordnenden Schnitte“ repräsentiert und forciert diskursive
Verhältnisse des inhaltlichen Materials.
(DM) Indem
hingegen aisthetische Medien zeigen, demonstrieren sie, führen vor oder
performieren
Präsenz. Ihr zentraler Modus ist, wie bei allem Aisthetischen, Ekstasis:
Aus-sich-Heraustreten, Sich-Ausstellen.
Leider beschreibt Mersch nicht, wie in gestalteten Bildern (inkl.
Diagrammen) ausgestellt wird, wie gezeigt wird, wie sich etwas zeigt, wie
demonstriert wird ....
Gerade hier hat die diagrammatische Herangehensweise etwas zu
bieten.
Eine weitere Vertiefung gelingt mit dem Text „Wort, Bild, Ton,
Zahl – Modalitäten medialen
Darstellens“ (Dieter Mersch) im Sammelband „Die Medien der
Künste“. Als Einstieg soll wieder
die Differenz von aisthetischen diskursiven Medien dienen:
(DM)
Unterschieden sei vielmehr – zunächst heuristisch – zwischen aisthetischen
und
diskursiven
Medien, die jeweils unterschiedliche Strukturen aufweisen und disparate
Funktionen
erfüllen.
Erstere auf sind
auf die Herstellung von Wahrnehmungen bezogen, in erster Linie auf
Sichtbarkeiten
und Hörbarkeiten durch Bild und Ton; letztere auf die Erzeugung
logischer
und syntaktischer
Strukturen (Zahl) oder von Kommunikationen (Wort).
Ich darf nun einen Teil der diskursiven Medien, den der
syntaktischen Strukturen, auch für die Diagramme reklamieren. Auf diese Weise
könnte man also den diskursiven Anteil komplexer
Bilder/Diagramme thematisieren.
Eine weitere Verfeinerung meiner „Umnutzung“ kann mit folgender
Textstelle formuliert werden:
(DM) Diskursive
Medien sind wesentlich durch Struktur (Syntax) und Sinn terminiert,
während aisthetische
Medien zeigen. Das spezifische Format diskursiver Medien beruht
dabei auf der Differenz,
das Format aisthetischer Medien auf Präsenz.
Ersteres basiert
auf Praktiken wie Schneidung, Einteilung, Klassifikation oder Ordnung,
letzteres auf
Praktiken der Ausstellung, Zelebrierung, des Vollbringens oder der Wirkung.
Ihnen wiederum
ist eine phänomenale Struktur zueigen: Bild und Ton haben es mit
Erscheinungen zu
tun; sie fügen sich nicht der Struktur von Nomen, sondern von Verben.
Im höchsten Maße spannend ist an dieser Stelle die Bezugnahmen auf
Verben, die ich ja an
anderer Stelle für die Bild/Diagramm-Analyse bereits vorgeschlagen
hatte (man denke an
das Verbennetz mit ca. 10.000 Verben und die Analyse der
atmosphärischen Bildfindungen).
Noch spannender ist aber die Auflistung der Kriterien für Diskursive
Medien, die bis auf den
Sinn-Aspekt zu 100% auch der Diagrammatik zugeordnet werden können
(Vergleiche die
entsprechenden Detailanalysen).
Ein Versuch der Forcierung:
aisthetische Medien |
Diagramm |
Diskursive Medien |
|
Struktur |
Struktur |
|
Syntax |
Syntax |
|
|
Sinn |
|
Differenz |
Differenz |
|
Schneidung |
Schneidung |
|
Einteilung |
Einteilung |
|
Klassifikation |
Klassifikation |
|
Ordnung |
Ordnung |
zeigen |
zeigen |
|
Ausstellung |
Ausstellung |
|
Präsenz |
|
|
Erscheinungen |
|
|
Zelebrierung |
|
|
Vollbringen |
|
|
Ein wunderbare (und entsprechend adaptierbare) Formulierung findet
sich im folgenden Absatz:
(DM) Insbesondere zeugen die verschiedenen medialen
Modi untereinander von ihrer vielfachen Verschränktheit. Denn diskursive Medien
zeigen, wo sie Wahrnehmungen
ansprechen, im Modus des Sagens,
während aisthetische Medien, wo sie etwas
ausdrücken oder darstellen, im Modus des Zeigens. Zudem ermöglichen diskursive
Medien wie sie gleichzeitig ermächtigen:
sie teilen ein, strukturieren oder
instituieren durch Differenzbildung Hierarchien.
Es handelt sich gleichermaßen um
Ordnungssysteme wie um Systeme der Machtsetzung.
Wenn man nun bedenkt, daß Deleuze seine Diagrammatik u.a. auf
Ansätzen von Foucault gebaut hat, läßt sich nun eine wunderbare Brücke zur
Diagrammatik der Machtstrukturen ziehen.
aisthetische Medien |
Diagramm |
Diskursive Medien |
|
strukturieren |
strukturieren |
|
|
instituieren |
|
Differenzbildung |
Differenzbildung |
|
Hierarchien |
Hierarchien |
|
Ordnungssysteme |
Ordnungssysteme |
Einige Seiten weiter im Text gibt Mersch diese strenge
Polarisierung auf, und bringt diskursive
Momente im Bild mit zu Sprache:
(DM) Der Raum des
Zeigens reicht weit über das nur Sichtbare als das Lesbare hinaus,
weil er sich
gleichermaßen über die Materialität der Bildlichkeit erstreckt, d.h. auch das
Taktile aufruft: die Dicke des gewählten Papiers,
die Figürlichkeit der aufgetragenen Farben, die Härte des Grundes, die
Unregelmäßigkeiten ihrer Struktur.
Anders ausgedrückt: Als Abbildungen oder
Darstellungen re-präsentieren Bilder;
sie haben einen Inhalt, sagen etwas aus oder teilen
etwas mit: eine Genre, eine Szene,
eine Ordnung, die Relationalität ihrer
Elemente zueinander, das Bild als Träger von
Farben, Hintergrund und Linien und
dergleichen.
Als solche scheinen sie durchaus diskursiv
organisiert.
Zugleich jedoch zeigen sie; sie manifestieren
im selben Maße die Gestalt oder den Ausdruck
einer Figur, wie sie diese zur Erscheinung
bringen. Kein Bild kann umhin, sein Dargestelltes
gleichzeitig zu modellieren wie zu
präsentieren:
ihm eignet eine Duplizität von Sagen und
Zeigen als genuine Duplizität des Medialen –
freilich so, daß diese diesmal in der
umgekehrten Reihenfolge erscheint:
Denn es handelt sich um ein zeigendes
Sagen, so daß das Zeigen hier den Vorrang gegenüber dem Sagen einnimmt,
während diskursive Medien einer inversen Logik gehorchen: Ihr Zeigen bleibt
inexplizit; es präsentiert sich allererst im Modus des Sagens.
aisthetische Medien |
Diagramm |
Diskursive Medien |
re-präsentieren |
|
|
haben Inhalt |
|
|
sagen etwas aus |
|
|
teilen etwas mit |
Ordnung |
|
|
Relationalität ihrer Elemente |
|
zeigen |
|
|
Gestalt einer Figur |
|
|
Ausdruck einer Figur |
|
|
|
modellieren |
|
präsentieren |
|
|
zeigendes Sagen |
zeigendes Sagen |
inexplizites Zeigen |
Über die Fragen der Repräsentation hat nun Mersch also die Türe
endgültig für die Sicht der
Diagrammatik geöffnet, ohne diese jedoch in den „Mund“ zu nehmen.
Ein weiterer Schritt der Annäherung gelingt mit den Fragen der
Analogizität, die ja bereits in einem
eigenen Modul thematisiert wurde.
(DM) Die
besondere Struktur des Zeigens wiederum, wie sie allen aisthetischen Medien
eigentümlich ist,
beruht auf deren Analogizität. Das Bedeutet nicht, das obsolete Thema
der Ähnlichkeit wiederaufzunehmen,
sondern das Analogische als ein Nicht- oder Gegen-
Diskursives zu
verstehen.
Wenn man verschiedene Beispiele der Diagrammatik heranzieht, dann
kann ich an dieser Stelle nicht in jedem Punkt folgen. Die Formulierung gilt
uneingeschränkt für mimetische Bilder bzw. für physiognomische Strukturen,
nicht jedoch für alle Diagrammtypen.
Einige diagrammatische Ordnungsstrukturen zeichnen sehr wohl (im
zeitlichen Verlauf) durch Analogizität aus. Hier greift also die bipolare
Übertragung zu kurz.
Einer der nächsten Sätze
.... „Denn dem Bild fehlt es insbesondere an Kausalität und
Sukzession ...“
zeigt leider deutlich, daß Mersch die Diagramme noch nicht in
seinen Denken einbezieht.
Wenn auch bereits auf der nächsten Seite am Beispiel des Filmes
eine diagrammatische Technik
explizit angesprochen wird:
(DM) Die
Zeitlichkeit des Films beruht dabei nicht eigentlich auf der Bewegung,
sondern folgt
einer komplexen Schnitt-Technik, die ihren Grund in primär
diskursiven
Verfahren
hat: Der Film und seine Narrativität ist in hohem Maße durch Prinzipien einer
Rhetorik der
Montage bestimmt.
Auch die Bezugnahme auf die Rhetorik ist mir im Kontext dieser
Teilbetrachtung von BEdeutung.
In einem Kapitel zur Modalität des Tones findet sich folgende
Textstelle:
(DM) Der Klang
als raumzeitliches Ereignis muß in die Anschauung, die Lesbarkeit
gebracht, sein
zeitlicher Augenblick mithin ins räumliche Medium transferiert werden.
Die Kluft zwischen
Schrift und Ereignis partizipiert so an der Trennung zwischen Auge
und Ohr. Das
setzt die Diskretierung des Nichtdiskreten voraus: Die Einzeichnung von
Schnitten, von
Serien der Differenzsetzungen, die ihre Graphierung erst gestatten und die
paradigmatisch
die Frage nach den verschiedenen Zeichenmodi von Schrift und Ton
sowie die
Möglichkeit eines Transfer zwischen aisthetischen und diskursiven Medien
aufwirft.
Diese Textstelle könnte auch so interpretiert werden, daß die
Diagrammatik Möglichkeiten der
Übersetzung bieten könnte. Man vergleiche dazu die
diagrammatischen Katalogprojekte von Walter Pamminger, der zB. das Medium Film
mit dem Medium Buch neu schneidet.
aisthetische Medien |
Diagramm |
Diskursive Medien |
|
Schnitt |
|
|
Montage |
|
Nichtdiskretes |
Diskretierung |
|
|
Serien |
|
|
Differenzsetzung |
|
Nichtdiskretes |
Möglichkeit der Hüllkurven |
|
In der anschließenden Notenschrift-bezogenen Diskussion kommt
Mersch leider nicht auf die
Möglichkeiten der Hüllkurven zu sprechen, die in computergestützen
Musik/Sound-Werkzeugen
zur Verfügung stehen. So kann man auch in diesem Bereich der
zeichenlastigen Sprechweise entkommen.
Randbemerkung zur Rolle der Bourbaki-Ansätze:
(DM) ... statt
dessen bedient dieser (Strukturalismus) sich desselben Phantasmas des
Mathematischen
wie die analythische Philosophie, nur, daß wir es dort mit einem
Formalismus und
Logizismus, hier aber mit einem Bourbakismus zu tun haben, wie er
sich sowohl bei Lacan
findet als auch in den frühen Texten von Kristeva, welche
wiederum eine
bedeutsame Rolle für Derrida spielten.
Die Phantasmen
des Mathematischen büßen aber ein, was sie zu klären vorgeben:
das Ereignen
des Sinns als Ereignis von Differenz – und es war wiederum Derrida,
der
mit seiner
Kategorie der différance auf diese wunde Stelle aufmerksam gemacht hat.
Da die diagrammatischen Fragestellungen bei Mersch nicht
thematisiert werden, zeigt er hier die Bourbaki-Ansätze in einem unglücklichen
Licht, denn gerade die Topologie stellt die strukturalen Möglichkeiten zur
Verfügung Differenz explizit zu repräsentieren (auch im Sinne der Ereignis der
Differenz). Auch in seinem zweiten Schlüsseltext nimmt er auf die
Bourbaki-Mathematiker Bezug.
Eine freundlichere Formulierung findet sich im Buch „Die Medien
der Künste“:
(DM) So erklärt
Michel Serres in seinen frühen Hermes-Schriften das lineare Denken
zur Untermenge
dessen, was er als Denken offener oder >tabulatorischer< Netze
kennzeichnet.
... Der Unterschied zwischen
>linearem< und >offenen< Netz transformiert
sich folglich zum
Unterschied zwischen Identitäts- und Differenzdenken.
Allerdings
erweist sich dieses dem linearen Kalkül stärker verpflichtet, als es ahnt.
Denn die Konvergenz
des Strukturalismus mit dem Mathematischen liegt weder, wie es
Deleuze nahelegte, in der
Differenzialrechnung, noch in der „Sprachwerdung“ der Mathematik, sondern im
gemeinsamen Projekt des Bourbakismus.
Auf ihn berief sich ebenso Jacques Lacan wie Julia Kristeva – wie
sich dessen Spuren
ebenso in der frühen Schriftkonzeption
Derridas verfolgen lassen.
(DM) ...
Folglich beruht der Unterschied zwischen linearen und offenem Netz,
zwischen digitalem Schema und Rhizom auf dem
Unterschied zwischen formaler Syntax
und Rhetorizität.
Mersch diskutiert Typen von Netzstrukturen, spielt auf Rhizome an,
bringt mit der Bourbaki-Gruppe indirekt die Mutterstrukturen ins Spiel, aber er
zieht keine Schlußfolgerungen im Sinne einer Diagrammatik daraus – Schade.
Wenn man bedenkt, daß M. Serres selbst mit der
Parasiten-Konstruktion auch einen Repräsentationsvorschlag anbietet, der auch
Rhizome programmierbar macht (Kanten die aus
Kanten herauswachsen), dann scheint mir hier die Lesart von Mersch
überzogen.
Auch die Formulierungen zur Entgrenzung, Vermischung, ....
verlassen die diagrammatische Präzision, die bei Deleuze und Serres breit
ausgearbeitet vorliegt.
Nachdem nun (mit 2 Jahren Verspätung) das Buch „Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung“ (zur Konferenz in Magdeburg) verfügbar ist, lassen sich mit dem Beitrag von Eva Schürmann (ES) „Die Bildlichkeit des Bildes“ die Überlegungen von Dieter Mersch weiter spinnen.
(DM) Diskursive
Medien sind wesentlich durch Struktur (Syntax) und Sinn terminiert,
während aisthetische
Medien zeigen. Das spezifische Format diskursiver Medien beruht
dabei auf der Differenz,
das Format aisthetischer Medien auf Präsenz.
Ersteres basiert
auf Praktiken wie Schneidung, Einteilung, Klassifikation oder Ordnung,
letzteres auf
Praktiken der Ausstellung, Zelebrierung, des Vollbringens oder der Wirkung.
Ihnen wiederum
ist eine phänomenale Struktur zueigen: Bild und Ton haben es mit
Erscheinungen zu tun; sie fügen sich nicht der Struktur von Nomen, sondern von Verben.
In den Formulierungen von Eva Schürmann werden das semantische WAS (gezeigtes WAS) und das syntaktisches WIE (zeigendes WIE) aus einer weiteren Perspektive vorgestellt. Die Sicht von Schürmann steht in einem produktiven Spannungsverhältnis zu den Ansätzen von Mersch.
(ES) Die Bildlichkeit des image betrifft den Ereignis- und Aktcharakter des Bildes, d.h.
das, was es gleichsam tut. Die Tätigkeiten des Zeigens und Erscheinens wie auch des
(Bild-)Sehens sind Bilhandlungen auf der Ebene des image, nicht auf der Ebene des
tableaus.
Die Bildlichkeit des Bildgeschehens ist keine Eigenschaft (wie Farbigkeit oder Flächigkeit
Eigenschaften des Bildgegenstandes sind), sondern ist etwas, das sich relational im
Zwischenraum von Bild und Betrachtendem abspielt.
Der Ansatz von Eva Schürmann ist in hohem Maße mit dem Ansatz von Mathias Vogel kompatibel, der leider weder von Mersch noch von Schürmann zitiert wird:
(ES) Bilder sind ... nicht in erster Linie die dinglichen Werkzeuge kommunikativen und
kulturellen Handelns, sondern kontextgebundene Tätigkeiten; mediale Vermittlungsleistungen, in denen sich unsere Gegenstandsbezüge performativ abspielen.
Vergleich Vogel (Medien als unterschiedliche Mengen von Tätigkeitstypen).
(ES) Ein
nicht-gegenständlicher Bildbegriff, der auf die tätige Vollzugsform des
Bildhandelns abzielt, ist m.E. weniger durch den semiotisch und anderweitig besetzten
Pragmatik-Begriff als den Begriff der Praxis zu erläutern.
Vergleiche dazu meine Überlegungen zu Designgesten und Nutzungsgesten im Zuge der ars electronica Studie.
Vergleiche auch die Kritik am Ansatz von Lambert Wiesing.
(ES) An diese Praxismodelle (Von Bourdieu, Merleau Ponty, ....) läßt sich anknüpfen,
wenn das Bildhandeln über einen instrumentellen Handlungsbegriff hinausreichen soll.
Im Praxismodell des Bildlichen sind Bilder nicht Mittel zum Zweck welcher Absicht
auch immer, sondern Artikulations- und Formulierungsleistungen, die sich im Zwischenraum von Zeigen und Sehen, Bild und Wahrnehmung abspielen.
Anders als bei Mersch, der die Diskussion zwischen „Diskursiven Medien“ und „Aisthetischen
Medien“ aufbaut, bleibt Eva Schürmann näher beim Bild.
Es ist natürlich allzu verlockend, ihre Aufschlüsselung auf die Differenz von Diagramm und Bild zu übertragen.
Diagramme (diagrammatische Lesart) |
mimetische Bilder |
Zeigen und Sehen |
Bild und Wahrnehmung |
|
|
Dadurch wird das „Zeigen“ ganz anders als bei Mersch aufgefaßt.
Wie weit diese Zuordnung praktikabel bzw. fruchtbar ist, soll nun in der Folge überprüft werden.
(ES) Ohne Anspruch auf Vollständigkeit meine ich, vier konstitutive Bedingungen des
Bildlichen festhalten zu können:
Erstens gehört zur Bildlichkeit Anschaulichkeit, welche zumindest ihrem Anlaß nach
aisthetisch verfaßt ist, d.h. sich aus Wahrnehmungen speist.
Zweitens hat sie eine ästhetische und imaginative Dimension, die aus der produktiven
Beteiligung der Einbildungskraft resultiert und von Vorstellungen geprägt ist.
Drittens ist eine Evidenzen schaffende Zeigekraft, daß heißt eine deiktische, konfigurierende Artikulationskraft, konstitutiv für alles Bildliche.
Viertens zeichnet eine grundlegende Doppelheit das Bildliche aus, nämlich die Duplizität
von Medium und Mediatisiertem resp. von Darstellendem und Dargestelltem: von einem
gezeigten Was und einem zeigenden Wie.
Letzteres bildet die Rahmenbedingungen des Gezeigten.
Diagramme (diagrammatische Lesart) |
mimetische Bilder |
Zeigen und Sehen |
Bild und Wahrnehmung |
|
Anschaulichkeit |
Zeigekraft: deiktische, konfigurierende Artikulationskraft |
|
zeigendes WIE |
gezeigtes WAS |
Rahmenbedingungen des Gezeigten |
|
Die Duplizität von Medium und Mediatisiertem resp. von Darstellendem und Dargestelltem ist sowohl für Diagramme als auch für mimetische Bilder relevant und fließt daher nicht in die Gegenüberstellung mit ein.
Beim zeigenden WIE haben die diagrammatischen Ordnungsstrukturen etwas zu bieten, was einerseits im Diagramm in „Reinform“ zum Tragen kommt, aber auch „dienend“ in mimetischen
Bildern strukturierend eingesetzt werden kann (also als „Rahmenbedingung des Gezeigten“).
Im Kapitel „Möglichkeiten des Sehens“ findet sich folgendes Zitat:
(ES) Das Sichtbare eröffnet, wie Merleau-Ponty klar gemacht hat einen Spielraum des
Sehens. Die Wahrnehmung begnügt sich nicht damit, „das zu verzeichnen, was ihr durch
die retinalen Erregungen vorgegeben ist, sondern sie reorganisiert sie.
Wir müssen sie uns ... als ein System von Konfigurationen vorstellen.
Dem Sehen wird in dieser Formulierung eine „diagrammtische“ Funktion zugeordnet.
(ES) Die Wahrnehmung ist durch das Wahrgenommene nicht determiniert, es gibt plurale
Möglichkeiten in der Art und Weise, wie wir – unter den überindividuellen Bedingungen
sozialer, historischer und kultureller Praxis – die Dinge sehen:
Semantisches WAS und syntaktisches WIE bilden genau jenen Konnex, der für das
Bildliche charakteristisch ist.
War die diagrammtische Zuordnung bis hierher nur „spekulativ“ möglich, steht mit dieser Wendung der diagrammatisch-syntaktischen Lesart nichts mehr im Wege.
Diagramme (diagrammatische Lesart) |
mimetische Bilder |
Zeigen und Sehen |
Bild und Wahrnehmung |
|
Anschaulichkeit |
Zeigekraft: deiktische, konfigurierende Artikulationskraft |
|
zeigendes WIE |
gezeigtes WAS |
Rahmenbedingungen des Gezeigten |
|
System von Konfigurationen |
|
Syntaktisches WIE |
Semantisches WAS |
Im Kapitel „Zeigen und Sehen“ wird das Zeigen nun weiter präzisiert:
(ES) Etwas, das Bilder selbst tun, ist das Zeigen. ...
Als Zeigehandlung ist das Bildhandeln eine Tätigkeit des Bildes selbst,
nicht seiner Produzenten und Rezipienten.
Wir haben nun das Konzept von Mersch, gestaltete Zeigungen (indexikalisches Anzeigen zB. in der Typographie) und die Zeigehandlung des Bildes selbst. Haben wir nun wieder mehr Fragen als Lösungen?
(ES) Zeigen nun ist eine Tätigkeit, die sich in Analogie zum Sehen erläutern läßt:
Die bildnerischen Qualitäten beider sind durch jene Duplizität gekennzeichnet, die oben
eine konstituierende Eigenschaft der Bildlichkeit genannt wurde und die auch das Sehen
auszeichnet; jene Duplizität von Darstellendem und Dargestelltem.
Vor allem an der Reflexivität und Medialität des Kunstbildes läßt sich das klarmachen:
Die Duplizität von Was und Wie erfordert eine gleichermaßen gedoppelte Aufmerksamkeit
des Bildersehens.
Da ein
Kunstbild stets auf zwei Ebenen operiert – der Ebene des Gezeigten und
der des
Zeigens -, richtet aufmerksames Bildersehen sich gleichermaßen auf das Medium und
den Gegenstand einer Darstellung.
Die Formulierung „gedoppelte Aufmerksamkeit“ finde ich wiederum für die diagrammatische Perspektive (also weniger für die mediale Perspektive) spannend.
(ES) Etwas-Sehen heißt in den meisten Fällen, es auf eine bestimmte Weise sehen.
Dies eben ist die für die Bildlichkeit charakteristische Duplizität von einem
gegenständlichem WAS und einem modalen WIE.
Eben hier demonstriert das Sehen seine Analogizität mit dem Zeigen.
Diagramme (diagrammatische Lesart) |
mimetische Bilder |
Zeigen und Sehen |
Bild und Wahrnehmung |
|
Anschaulichkeit |
Zeigekraft: deiktische, konfigurierende Artikulationskraft |
|
zeigendes WIE |
gezeigtes WAS |
Rahmenbedingungen des Gezeigten |
|
System von Konfigurationen |
|
Syntaktisches WIE |
Semantisches WAS |
Das Zeigen |
das Gezeigte |
modales WIE |
gegenständliches WAS |
einrahmende Intentionalität |
|
einrahmende Hinsichtnahme |
|
Rahmenvorgabe einer darstellerischen Zeigehandlung |
|
Deixis |
Aisthesis |
(ES) So wie es nahezu unmöglich ist, etwas zu sehen, ohne zugleich auf eine bestimmte
Weise, nämlich in bestimmter Hinsicht und aus bestimmter Perspektive, zu sehen,
so unmöglich ist es, etwas zu zeigen ohne eine Form einrahmender Intentionalität.
Intentionalität ist hier in einem allgemeinen Sinn als einrahmende Hinsichtnahme zu
verstehen.
Die Rahmenvorgabe einer darstellerischen Zeigehandlung korrespondiert mit der
Perspektivik der wahrnehmenden Aufmerksamkeit. Diese Entsprechungsverhältnisse von
Zeigen und Sehen, Bild und Wahrnehmung, Deixis und Aisthesis deuten auf einen
Begriff von Bildhandlungen, der mit Hilfe des Konzeptes performativer Praxis eingeholt
werden kann.
Die Perspektivik der wahrnehmenden Aufmerksmakeit haben nun wieder Gunther Kress & Theo van Leeuwen (KL) (Reading Images – The Grammar of Visual Design) im Detail abgehandelt.
Das soll aber an anderer Stelle weiter verfolgt werden.
Auch die Beschreibung von Wahrnehmungsachsen (Steffen Bogen) bringen uns hier weiter.
Auch bei Eva Schürmann findet sich der Diagrammbegriff oder die diagrammatische Lesart in keiner Weise explizit angesprochen. Ihre Gegenüberstellungen sprechen aber genau jene Aspekte an, die in der diagrammatischen Analyse wichtig sind.
Wie an anderer Stelle diskutiert, kann natürlich das WIE nicht zu 100% der diagrammatischen Seite zugeordnet werden, so wie die Diagrammatik nicht inhaltsfrei gedacht werden kann.
Die Sicht der Weltbilder, die im Beitrag von Eva Schürmann (mit Wittgenstein & Heidegger) sehr
ausführlich und sehr spannend abgehandelt wird, wurde in dieser Betrachtung ausgeklammert.
Zwei Zitate möchte ich auf jeden Fall nachreichen:
(ES) Als wahrnehmungsleitendes „System von Geglaubtem“ (Wittgenstein) entscheidet
ein Weltbild jedoch vor allem darüber mit, was wie in den Blick gerät, und zwar
nicht nur metaphorisch.
Es entscheidet darüber, was wie gesehen wird, und weist damit eben jene Doppelheit
von einem Was und einem Wie, von deiktischen und aisthetischen Eigenschaften auf,
welche das Bildliche ausmachen.
Die Fragen des WAS und WIE haben also nun weitere spannende Aufschlüsselungen erfahren.
Auch wenn sich so manche Weltbilddarstellung diagrammatischer Repräsentationstechniken bedient, würde ich der Sicht der Ordnungsstrukturen keine ethische Dimension zugestehen.