Nukleare Bedrohungen durch NATO-Bomben. Krieg produziert ökologische Katastrophe

DU-Munition

Bei der Erzeugung von Brennelementen für AKWs wird angereichertes Uran benötigt. Als Folge fällt abgereichertes Uran (depleted uranium = DU) als Atommüll an. Aufgrund des hohen spezifischen Gewichts des Urans wird dieser Atommüll von der britischen und US-Armee als panzerbrechende Munition verwendet (von Tomahawk-Marschflugkörpern, A-10 Flugzeugen und Apache-Hubschraubern).

Abgereichertes Uran ist ein schwacher Alpha-Strahler, der besonders gefährlich wird, wenn es beim Auftreffen dieser Munititon zu einer Feinzerstäubung des Urans, seiner Entzündung und damit zur Freisetzung von Uran-oxid in die Umwelt kommt. Laut IPPNW (Ärzte gegen Atomkrieg) kann es zu Nierenschäden, Knochentumoren, Lähmungen und Schäden bei Embryos kommen. Daher ist DU-Munition von der UN-Menschenrechtskommission als Massenvernichtungswaffe geächtet. Die Position der NATO zur Verwendung von DU-Munititon in Jugoslawien ist wiedersprüchlich: Zuerst jeder Kommentar verweigert, dann zugegeben, zur Zeit wieder abgestritten. Jedenfalls wurde laut Angaben der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Skopie eine erhöhte Hintergrundstrahlung in Mazedonien gemessen.

Forschungsreaktor des Vinca Institutes

In der Nähe von Belgrad befindet sich zwei Reaktoren des Vinca Institutes für Nuklearforschung. Der 6,5 MW-Reaktor wurde vor mehr als 15 Jahren stillgelegt, enthält aber noch größere Mengen an hochangereicherten Uranbrennstäben. Weiters ist auf dem Gelände des Institutes Atommüll von medizinischen und sonstigen Zwecken gelagert. Eine Bombardierung des Forschungsreaktors würde riesige Mengen Radioaktivität freisetzen und zu einer ökologischen Katastrophe führen [Serbian Ecological Society]. Wie real diese Möglichkeit ist, beweist ein Brief des russischen Ministers für Atomenergie Jewgeni Adamow, in dem er die USA vor der Bomardierung von
Nuklearinstallationen in Jugoslawien warnt und von einem ?Akt des Nuklearterrorismus? spricht [AFP, 27.4.99].

Ausfall der Kühlung im AKWs Kozloduy

Durch die wiederholten Bombardierungen von Raffinerien in Jugoslawien bildeten sich auf der Donau Ölteppiche von riesigen Ausmaßen (bis zu 24 Kilometer lang). Das bulgarische Atomkraftwerk Kozloduy befindet sich nur 100 Kilometer flußabwärts der serbischen Grenze. Nuklearwissenschaftler, wie der Brite John Large, befürchten, daß ein Ölteppich die Kühlwasserzufuhr von Kozloduy stoppen und eine Kernschmelze hervorrufen könnte. Die sechs Reaktoren beziehen ihr Kühlwasser über einen sechs Kilometer langen Kanal aus der Donau. Dicke Ölschichten könnten die Pumpen verstopfen oder die Brandgefahr erhöhen. Nach Ansicht von John Large bliebe nach Ausfall der Kühlung der Reaktormannschaft eine halbe Stunde Zeit, um einen Super-GAU zu verhindern [Sunday Herald, 25.4.99].

Quellen: Anti Atom International (AAI) Wien, Plattform gegen Atomgefahren OÖ, International Action Center.