Festival der Regionen | Ortsspezifische Kunst und Kultur, 23. Juni - 8. Juli 2007

74 Jahre danach
Windischgarstner Bürger setzen engagiertes Zeichen zur Eröffnung des Festivals der Regionen. 

Hakenkreuzbemalung 1933
Bild: lokales Archiv
Fensterkreuz 2007
Bild: Alexandra Grill

Vor 74 Jahren, am 9. Juli 1933 bestieg eine Gruppe von Einheimischen die Südseite des Sengsengebirges und malte ein überdimensionales, weißes Hakenkreuz in die unzugängliche Steilwand. Dieses war für kurze Zeit vom Ortszentrum aus gut sichtbar und ist auf historischen Aufnahmen dokumentiert. Da die Farbe nicht abwaschbar war, wurden die Täter von der Polizei dazu angehalten, über das Nazisymbol ein harmloses Fenster zu malen. Heute noch sind für geübte Bergsteiger Reste der historischen Bemalung sichtbar.

Während des diesjährigen Festivals der Regionen wird in einer Ausstellung im Kulturhaus Römerfeld in Windischgarsten mit historischen Dokumenten und Fotos das historische Ereignis zum ersten Mal umfassend dokumentiert. Neben Funden aus Gemeinde- und Polizeiarchiven sind auch erstmals Originalaufnahmen der Hakenkreuzbemalung aus 1933 zu sehen.

In den Tagen vor der Festivaleröffnung am 23. Juni bestiegen der Windischgarstner Bildhauer und Drechsler Werner Rumplmayr und Freunde ohne Vorankündigung und aus privatem Antrieb die Nockplatte im Sengsengebirge und markierten an der historischen Stelle für zwei Stunden mit Stoffbahnen das 9 x 9 Meter große Sprossenfenster. (siehe Foto). Der engagierte Windischgarstener reagierte damit auf aktuelle Gefährdungen durch Fremdenfeindlichkeit und Populismus, und wollte durch die temporäre visuelle Rekonstruktion dieses Ereignisses verhindern, dass die Erinnerung an fatale Entwicklungen verblasst.

Festivaleiter Martin Fritz, in einer ersten Reaktion: „Leider konnten wir für Werner Rumplmayrs ursprünglichen Plan, das Fenster für 18 Tage mit ökologisch unbedenklichem Löschkalk zu markieren keine Genehmigung erhalten. Die Schonung des Mauerläufers (einer seltenen Vogelart) wurde von der Nationalparkverwaltung als wichtiger angesehen, obwohl in der Nockplatte ständig Bergsteiger unterwegs sind. Dennoch bemühten wir uns bis zur letzten Minute um Alternativen und mussten uns fast schon damit abfinden, dass am Originalort nichts zu sehen sein würde. Nun haben die Windischgarstner mit ihrer kreativen und engagierten Aktion darauf reagiert und uns alle überrascht.“

Festival der Regionen 2007 | Fluchtwege und Sackgassen
23. Juni - 8. Juli im Bezirk Kirchdorf an der Krems
http://intra.fdr.at/

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