Das Erinnerungspaar

Erich Klinger im Gespräch mit dem Direktor der Bundesbahndirektion Linz, Hofrat Helmut Aflenzer.

a) keine Frage
h: In welchem Ausmaß und auf welchen Strecken im Bereich der Direktion Linz 1 sind Einschränkungen des Personenverkehrs vorgesehen?
a: Es geht nicht nur um einzelne Strecken, sondern um alle Strecken im Direktionsbereich. Auf OÖ bezogen: da ist die Westbahn betroffen, die Phyrn Strecke, die Summerauer Strecke, aber auch die Regionalbahnen, die seinerzeitigen Nebenbahnen. In OÖ geht`s um einen vom Land geforderten Beitrag von 359 Mio. S pro Jahr, den wir als Beitrag für die Aufrechterhaltung eines vernünftigen Personen-, Regional-, und Nahverkehrs veranschlagt haben, bislang konnte noch kein für uns befriedigendes Ergebnis erzielt werden. Daher sind wir zu ersten Maßnahmen im nächsten Jahr, Fahrplanwechsel 96, veranlaßt, wo wir den Regional- und Nahverkehr im Bereich OÖ um etwa durchschnittlich 10-12% zurücknehmen. Sollten die Verhandlungen weiter so negativ für uns aussehen wie bisher, dann werden wir in den kommenden Fahrplanperioden sukzessive das Angebot auf allen Strecken neuerlich zurücknehmen, das führt unter Umständen sogar zum Einstellen von Regional- und Nebenbahnen.
h: Welche Nebenbahnen wären da konkret davon betroffen?
a: Die Mühlkreisbahn...
h: Auf der Gesamtstrecke?
a: ...auf der Gesamtstrecke. Die Mühlkreisbahn, die Almtalbahn, Haiding-Aschach, Lambach-Gmunden Seebhf. 2, Steindorf-Braunau, Vöcklabruck-Kammer-Schörfling.
h: Meine Zwischenfrage hat sich hauptsächlich auf den Abschnitt Linz - Urfahr - Rottenegg bezogen...
a: Der Betriebsabgang wird auf der ganzen Strecke erzeugt und speziell im Streckenabschnitt von Urfahr bis Rottenegg haben wir ja in den letzten Jahren viel mehr Züge als früher, und das bedeutet auch vermehrte Kosten, die wir allein durch den Beitrag der Fahrgäste, den sie durch den Fahrkartenverkauf hereinbringen, nicht abdecken können.
Das heißt, die Überlegungen betreffen grundsätzlich einmal die ganze Strecke.
h: Irgendwie ist es für mich von der Logik her nicht einsichtig, wenn einerseits Modernisierungsmaßnahmen erfolgen, z.B. durch Ausbau und Erweiterung von signal- und sicherungstechnischen Anlagen...
a: keine Frage...
h: die natürlich notwendig wurden...
a: Das ist schon klar...
h: Bei diesem Aufkommen, immerhin fahren jetzt doch schon, unter der Woche an die 80 Züge täglich...
a: richtig...
h: ...und auf der anderen Seite die Möglickeit besteht, daß es in zwei Jahren heißt, ja, jetzt...
a: Das muß man sich dann anschauen, wenn es wirklich ernst wird, so weit ist es momentan noch nicht, aber es könnte soweit kommen, wenn das Land weiter auf dem Standpunkt bleibt, für die Aufrechterhaltung eines vernünftigen Schüler-, Berufs- und Nahverkehrs nichts zahlen zu wollen.
h: Sind jetzt schon mit Fahrplanwechsel 1996 Strecken von der Stillegung betroffen?
a: Von der Stillegung nicht, aber von der Verkehrsrücknahme, von der Einstellung von Zügen. Speziell an Samstagen, Sonn- und Feiertagen werden wir auf allen Strecken im Bereich OÖ das Verkehrsangebot vorerst einmal entscheidend zurücknehmen, der nächste Schritt ist dann die Rücknahme des Berufs- und Schülerverkehrs. Falls es zu keiner Einigung kommt, das steht immer wieder im Raum.
h: Das bedeutet also, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen...
a:...wird ausgedünnt...
h: Ah ja, zumTeil ist aber das Angebot gerade an diesen Tagen ohnedies nicht unbedingt umwerfend, wenn ich jetzt z.B. die Mühlkreisbahn hernehme... da fahren am Wochenende, also an Sonn- und Feiertagen sowieso nur fünf Zugpaare...
a: richtig, ja ...
h: Ich weiß nicht, was man da noch ausdünnen kann.
a: Na ja, auf der Mühlkreisbahn wird man also nicht sehr viel ausdünnen, sondern man wird dort ausdünnen, wo der Verkehr noch verhältnismäßig dicht ist an Sonn- und Feiertagen, z.B. auf den Hauptstrecken. Die Mühlkreisbahn ist von der Ausdünnung an © 3 nur marginal betroffen.

b) GÖD
a: Die Bundesbahnen sind nach dem neuen ÖBB-Gesetz seit Anfang 1994 ein privates Unternehmen und es ist nach bestem Wissen und Gewissen nach wirtschaftlichen Grundsätzen zu arbeiten. Wie jeder Private, damit er nicht zugrunde geht. Der Bund deckt nur mehr die Ausgaben für die Infrastruktur ab, da ist der Bund zuständig, für die Errichtung der Gleisanlagen, für Errichtung von Sicherungsanlagen, für Errichtung von infrastrukturellen Einrichtungen, aber der Bereich ABSATZ, wo der Personenverkehr und der Güterverkehr und unser Technischer Dienst dazugehört, steht auf eigenen Füßen und muß mit dem Geld, das er selbst verdient, auskommen.
Da gibt es keinen Zuschuß des Bundes so wie früher, der für die Ausfälle haftet.

c) ... bewegen ...
h: Welche Ausbaumaßnahmen sind, auf welchen Strecken auch immer, in nächster Zeit im Bereich der Direktion Linz geplant?
a: Es gibt vier Schwerpunkte: die Summerauerstrecke wird weiterhin modernisiert durch die Einrichtung von sog. Blockstellen zwischen den Bahnhöfen, damit der Verkehr durchlässiger wird, damit mehr Züge zwischen zwei Bahnhöfen sich bewegen können, auf der Pyhrnbahn sind etappenweise die Bauarbeiten für einen selektiven zweigleisigen Ausbau im Gang, z.B. im Bereich zwischen Kremsmünster und Wartberg/Krems haben wir derzeit eine Großbaustelle; wenn die beendet ist, dann wird die nächste begonnen. Speziell im Abschnitt Rohr - Kirchdorf/K. wird sich da im Zeitraum bis zur Jahrtausendwende einiges bewegen.
Auf der Westbahn gibts einen weiteren Fortschritt der großzügigen Linienbegradigungen, z.B. zwischen Breitenschützing und Schwanenstadt. Diese gerade im Bau befindliche Linienbegradigung wird etwa Herbst 96 in Betrieb gehen, dadurch wird es möglich sein, die Fahrgeschwindigkeit von Linz bis Attnang-Puchheim mit wenigen Ausnahmen mit 200 anzusetzen. Auf der Passauer Strecke werden die alten Bahnhöfe weiter modernisiert: Taufkirchen, Riedau, Andorf sind noch große Brocken, die wir bis zur Jahrtausendwende schaffen wollen, damit wir dort etwa eine Fahrgeschwindigkeit von durchschnittlich 140 - 160 anlegen können.
h: Und im Bereich der Regionalbahnen?
a: Im Bereich der Regionalbahnen wird es keine gravierenden Maßnahmen geben, da wird zuerst einmal abgewartet, wie die Verhandlungen mit dem Land OÖ weitergehen.

1: Der Direktionsbereich Linz umfaßt OÖ, Salzburg sowie Ausläufer in der nördlichen Steiermark und wenige Kilometer in NÖ.
2: Lambach - Gmunden Seebhf. wird bereits seit etlichen Jahren im Schienenersatzverkehr bedient und weist ohnedies nur ein Schülerkursgerippe auf.
Rohr - Bad Hall, gleichfalls Schienenersatzverkehrstrecke (mit reduziertem Angebot) wird mit Anlaufen des OÖVV in eine Kraftfahrlinie umgewandelt.
3: ©= An Samstagen, Sonn- und Feiertagen.