HILLINGERS EU - Tagebuch

geführt von Eugenie Kain

23. 10

Genbehandelte Paradeiser sind auch in Zukunft nicht kennzeichnungspflichtig. Der EU - Ministerrat hat die Novel - Food - Verordnung beschlossen. Österreich stimmte dagegen. Das heißt: Verbote von Gen - Produkten wird es nicht geben, weil eine Gesundheitsgefährdung nicht nachweisbar ist, die Kennzeichnungspflicht nur in Ausnahmefällen.

25.10.

Da hat wieder einmal der ganze Lobbyismus (oder wie nennt man das?) und Protest nichts genützt:Die EU-Kommission lehnt es ab, gegen die Atomwaffentests der französischen Regierung auf dem Muroroa-Atoll rechtliche Schritte einzuleiten.

26.10.

Nationalfeiertag, in der Kronenzeitung beharrlich Staatsfeiertag genannt, mit Militärparade in Wien samt Bierzelt und Haider im schwarzen Hemd. Vielleicht ist es auch nur anthrazitfarben. Dem Himmel sei Dank, wenigstens der Fernseher wird hin, im ersten Progamm schneit und rauscht es, im zweiten ist alles tonlos doppelt, mir bleiben jedenfalls die hysterisch als wahlentscheidend angekündigten "TV - Duelle" erspart und damit der Anblick der schmallippigen Goschnaufreißer, die fürderhin den Ton angeben wollen.Vorurteile soll man ja keine haben, aber: Schüssel, Haider, und Kohl haben dieselbe Mundpartie.

6.11.

Der EU- Korrespondent des profil schickt Briefe aus Brüssel .Deshalb wissen wir, daß es in Brüssel kein Freibad gibt und welch seltsame Blüten die Brüsseler Bürokratie treibt. Im jüngsten Brief geht es um das Gerangel, ob das EU-Parlament weiter in Straßburg oder doch in Brüssel tagen soll. Das wollen die Franzosen nicht. "Nun gibt es in zwei Städten vier gigantische Gebäudekomplexe für ein Parlament, das weniger Macht hat als der österreichische Nationalrat". Aber der hat doch seit dem Beitritt auch fast keine Macht mehr!

7.11.

Im "Wirtschaftsblatt" meint Manfred Mautner-Markhof, Vorstand der Schoellerbank und Österreichvertreter im Kommitee zur Vorbereitung der Euro - Währung: Nach Einführung der Währungsunion werden 100 Schilling nicht mehr 100 Schilling wert sein. Wen das wohl betreffen wird?. Übrigens:1999 wird es so weit sein und ab 2002 wird dann der Schilling durch das Euro -Geld ersetzt.

8.11.

Die Schönfärberei hat sich mit dem JA zur EU schlagartig aufgehört. Aber muß deswegen jetzt alles, was mit "Euro" anfängt, wirklich nur häßlich und grauslich sein? Beispiel der Euro-Snack am Westbahnhof. Gottseidank ist er so versteckt, daß er nicht gleich ins Auge fällt. Aber das Fast-Food-Restaurant (?) hat auch noch eine Spezialität: Den Euro-Porky. Das ist ein Wachauer-Laberl mit einer Scheibe Schweinefleisch, einem Klacks Senf und einem Essig -Gurkerl, alles hamburgertemperiert.
Als deutliches Zeichen für internationale Solidarität sieht Fritz Verzetnitsch, der Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes, die Einigung der EU - Sozialpartner auf drei Monate Karenzurlaub für europäische ArbeitnehmerInnen. Mensch,Verzetnitsch,drei Monate und noch dazu unbezahlt! Solidi, Soladä, Solarida...?

9.11.

Auch die IG -Autoren hat durch den EU - Beitritt Mehrarbeit. In der EU ist Kunst mehrwertssteuerpflichtig und zwar zu 10 Prozent. Journalistische Arbeit zu 20 Prozent. Wenn jetzt ein Autor oder eine Autorin für eine Zeitung einen Essay schreibt, wieviele Prozent sind das? 10 Prozent oder 20? Der zuständige Finanzbeamte entscheidet, ob man literarisch oder journalistisch versteuern muß.

17.11.

Die oberösterreichische F - Abgeordnete Aumayr ärgert sich im Parlament, weil sie es nicht so schön hat wie andere Bauern.:"Die Griechen und Portugiesen haben schon vor Jahren die Flächen stillgelegt, liegen in der Sonne und freuen sich auf Gelder aus Österreich." Mehr Sonne für Aumayr!

20.11.

Es gibt auch EU - Gewinner: Die Wildtierhalter. Das sind jene Bauern, die mit Kühen und Sauen abgefahren sind und jetzt sanftäugige Rehe und Hirschen zur Schlachtbank führen. Der Kilopreis für Dam- und Rotwild hat kräftig angezogen. Und der Wildreferent der oö. Landwirtschaftskammer hat schon den passenden Marketingslogan parat: "Nur am Bauernhof ist das Wild biologisch."


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