Liebe Familie Kapu-hillinger,
das Wetter bei uns ist leider ganz schön grau und nass, und das obwohl ich in ein paar Tagen Geburtstag habe. 36 Jahre. Da waren andere schon lange bloss noch Knochen. Also was soll ich schimpfen, und ein Mensch voller Erwartungen und Hoffnungen für den Rest meines Lebens bin ich ja ausserdem.
So habe ich auch die Hoffnung, dass mein geliebtes Österreich am 17. Dezember sich ordentlich, vernünftig und mit klarem Verstand zur Wahlurne begibt. Vernünftig heisst, dass die Haiders aus dem Weg geschafft werden. Haut`s das Pack raus in die Wüste, aber bitte nicht zu uns rüber, weil wir davon schon speiübelviel haben. Können nicht mal gescheites Deutsch reden die meisten und legen sich mit unseren Steuergeldern einen fetten Ranzen zu. Sowas von gefressen hab ich die. Wenn ich was zu sagen hätte, dann hiesse es: Ausweis einziehen und tritt in den Arsch, dass sie bis zum Mond fliegen. Denn wem auf diesem Planeten möchte man diese Altlasten reindrücken.
Die Republikaner gehören ja grossteils zur echt altsackmässigen Fraktion, selbst wenn sie in Jahren jung sind. Als ich letzthin mit Bert in einem eurer schönen Caféhäuser sass, sassen hinter mir drei von diesen euren Problemfällen, und selbst ein blinder Depp hätte gesehen, was der Unterschied zwischen diesen euren und denselben unsrigen ist. Eine Smarte und zwei Smarte. Jugendlicher touch, aber sie sind ja nie so jung wie sie gerne tun täten. Flott. Aber diese Flottheit, die sofort flöten geht, wenn man nur ein bisschen ihnen auf die Schulter klopft. Trotzdem ist es gerade diese oberflächliche Flottheit und Jugendlichkeit, dieser touch des Dynamischen, this fucking touch of businessman. So sind die, und in einem gewissen Sinn sind sie nicht dumm, und deshalb sind sie gefährlicher als die unsrigen, die deshalb nicht richtig einen Fuss reinkriegen. Manchmal frag` ich mich, ob wir mit den amerikanischen Waffengesetzen nicht besser dran wären. Denn: "If guns were outlaw, only outlaws wear guns". Was fragt ihr euch manchmal?
Freunde, mein Vater ist ein gebürtiger Österreicher, ein Wachauer, der `38 nach Deutschland kommandiert wurde. Seit meiner Kindheit bin ich viel bei euch gewesen. Deshalb werde ich an diesem Tage vor dem Fernseher mit euch mitzittern. Und werde für euch beten, beide Hände Fäuste.
Franz Dobler, Augsburg/Bayern 14. 11. 95
