Schönen Winter auch.
DIE SKIZZE
hier kommst du (Tape)
Familienalbum/De Goederen
"Die Straßenbahn ist wieder voll/die Gedanken beim Spex-Leserpoll/Ich merke, daß es nichts mehr Neues gibt/und ich komme wieder zu spät"
Dies und anderes ist es, was Ina und Max Freudenschuß aka "die SKIZZE" bewegt. Seien wir froh darüber. "Wie schön und unverfälscht Popmusik sein kann!", möchte ich in die Welt hinausrufen, dabei steht das Ganze musikalisch auf eher wacheligen Füßen. Klingt wie "second hand - New Order" mit deutschen Texten, und gerade das macht die Sache erst recht sympathisch. "Wir brauchen und wir wollen es, doch vor allen Dingen hassen wir es". Da kommen einem die Tränen. Nicht nur bei der Beschreibung von alltäglichen Dingen, sondern auch im emotionellen Bereich stossen "die Skizze" an die Grenze zum Kitsch, kratzen die Kurve zum Verkraftbaren und enden in einer Welle überschwappender Gefühle. Frenk Lebel und Werner Möbius (= Play the tracks of) hatten wieder die Finger im Spiel. "Familienalbum" heißt das extra für Veröffentlichungen von befreundeten Bands gegründete Label. Da wird uns hoffentlich noch einiges erwarten. Das hier ist jedenfalls phantastische Musik, und ich kann mir echt überhaupt nicht vorstellen, daß das irgendjemandem nicht gefällt.
SNAKKERDU DENSK
Nem (CD)
Trost
SNAKKERDU DENSK sind eine lustige Band, voll mit Ideen, und gehen mit Musik so spielerisch und einfach um, als wäre es sowas wie essen, trinken, schlafen oder Fußball. Die letzte Mini-CD ist ja noch nicht so lange her, und so kann man nur sagen: da wird fleißig gearbeitet. Nicht umsonst sind sie eines der Aushängeschilder österreichischer Indiemusik. Davon abgesehen, daß 1. wieder echte Hits auf "Nem" sind ("Weinstein cries", "on the wall" oder "darkness now!") und 2. SNAKKER wie gehabt ihrer Art, abgedrehte Popmusik zu machen, fröhnen, kann man an dieser Bandkonstellation ein bißchen das Wesen österreichischer Bands fern vom Mainstream festmachen. Viele Ideen, viel Potential in der Umsetzung - dadurch musikalisch zwischen den Stühlen. Aber dabei kann man sich ja auch sehr wohl fühlen. SNAKKER machen eben KEINE Konsensmusik, das sei hier auch gesagt. Der Freund von Indiemusik mit verschiedensten Einflüssen (man kann das ja immer schwer beschreiben, aber damit ich wieder das selbe wie immer bei SNAKKER schreibe) kommt hier jedenfalls auf seine Rechnung.
SPACE INVADERS
s/t
Trost
Die SPACE INVADERS sind cool. Sie kommen aus Zagreb, wo sie bereits eine LP eingespielt hätten Hätten deswegen, weil diese wegen des Kriegsausbruchs in Kroatien nicht mehr veröffentlicht werden konnte. Sie entschlossen sich nach Wien auszuwandern. Nach etlichen Umbesetzungen produzierten sie ein Tape mit dem schönen Titel "Caje zivat nego fantazija" ("Was ist das Leben nichts anderes als ein Traum", oder so). Das war `94, im März `95 veröffentlichte Trost dann dieses vorliegende, unbetitelte Tape mit einigen Songs von der nie erschienenen Platte, aber auch ganz neuen Liedern. Unter solchen Voraussetzungen machen Leute eben auch Musik; eine bewegte Bandgeschichte, würde ich mal behaupten. Die SPACE INVADERS werken in Wien weiter, und ihr könnt ihnen ruhig schreiben und z.B. dieses Tape bestellen (S.I. c/o Oleg Mandic, Hofmühlg. 25/10, 1060 Wien). Ach ja, bevor ich´s vergesse noch kurz, wie die Musik klingt. Also ihre Lieblingsbands sind: early Sonic Youth, the Beatles, Wire Swans Gun Club - im Endeffekt sind alles noisy Poptunes, in Kroatisch oder Englisch gesungen. Aber hört, was sie selbst über ihre Musik sagen: "We would describe our music as the "song-writing music". That means: in the center of our interests is the song with all its laws. It can be punk or noise or trash or country; but no effect, no solo or rhythm change is allowed if it bothers the unity of the song, and if it bothers the way through it. ... We personally never loved bands who complicate just to be complicated. Less is more." 100 Punkte, da möcht ich gar nichts mehr darauf sagen. Bin beeindruckt.
PARADIES DER AFFÄREN Nr.01
Fanzine
"DAS PARADIES DER AFFÄREN" ist "ein Magazin von LITTLE STARS OF BETHLEHEM plus 6 GUEST STARS". So steht es auf dem Cover dieses Heftes. Ich kenne mich da ja nicht so genau aus, aber jedenfalls entstand dieses - jetzt sage ich einfach einmal - Comic im Umkreis der Kunsthochschule. Mandi Veigl und Georg Wagenhuber sind LITTLE STARS OF BETHLEHEM und mir deshalb ein Begriff, weil sie das Layout-Artwork für "Play the tracks of" machen. PARADIES DER AFFÄREN ist eine Sammlung von Comix, Bildern, Geschichten und Ähnlichem. Es geht natürlich Kraut und Rüben durcheinander, aber einige dieser Dinge sind durchwegs gelungen und sorgen für Kurzweil und Unterhaltung. Z.B die Geschichte von Joe Mahoney, der der Kunst den Kampf angesagt hat, Künstler ermordet, und am Ende einen "Kreativitätsschub" auslöst, weil sich sogar die von ihm verschonten Künstler selbst ermorden, um, wie seine Opfer, mit ihrem Nachlaß reich und berühmt zu werden. Zuletzt zerbeißt er vor lauter Wut Tischplatten. Fortsetzung folgt ("Joe Mahoney der Kunstfeind, Teil 2 von Cosima v. Gestern).
Oder das spartanisch narrative "Trans American Loop" von Michael Veigl, oder die sehr argen Stories von Mandi Veigl ("Ihr Leben war dienen") bzw. Mandi Veigl/Robert Pfaller ("Keine Ahnung!"), oder, oder, oder...Checkt euch das Ding, das wäre meine Empfehlung.
(Manfred Veigl, 1080 Wien, Wickenburggasse 19/12; oder Georg Wagenhuber, 1030 Wien, Keilgasse 14/12, Tel./Fax 0222/7996624).
Huckey
SODA
Pieces
Tape ,Eigenvertrieb
S. Mayer, Berichg. 29/20, 1030 Wien
Jetzt hat also das TRÜMMER SIND STEINE DER HOFFNUNG-Tape doch noch Konkurenz, im Kampf um Rang 1 in meiner persönlichen 95er Tape-Parade, bekommen. SODA nennen sich die Menschen, die mit ihrem wunderschönen Noise-Pop mein Herz erobert haben. Wenn er (nicht ER, sonst noch Gitarre) singt, klingt`s etwas nach PAVEMENT oder SMASHING PUMPKINS (wobei SODA das 100x besser machen, da sie nicht sooo sudern). Wenn sie (sonst noch Bass) singt und womöglich so wie bei "Leaving" auch noch eine Violine (nicht kitschig!) eingesetzt wird, dann wird klar, wo der 7te Pophimmel ist (Ich muß zugeben: im 3. Wiener Gemeindebezirk hätt´ ich ihn nicht vermutet). SODA dürften schon einige Male im EKH gespielt haben, dort hab ich sie zwar versäumt, doch wir haben hier ja auch einen Konzertsaal... Zum Schluß noch den goldenen Kugelschreiber für die Zeile "Summer let me follow you", ich komm´ übrigens nach.
THOSE WHO SURVIVED THE PLAGUE
Dad's done, Mom
10", Sacro Egoismo
Felberstr. 20/12, 1050 Wien
Die 10" "Dad´s done, Mom" ist bereits die zweite Veröffentlichung von TWSTP in der kalten Jahreszeit, was dieselbe gleich wesentlich erträglicher macht. Insgesamt setzten die 7 neuen Those-Nummern, trotz Line-Up-Änderungen, den von Anfang an gegangenen Weg fort. Geradlinger Punk-Rock, der trotzdem Platz für detailverliebte Spielereien, die das Ganze erst richtig interessant machen, läßt; da sage noch jemand, Hardcore sei tot. Die Those´schen Texte behandeln - teilweise sehr zynisch - grundsätzliche Themen, wie etwa Widerstandsformen gegen Faschismus ("Kill positive"), oder der Ignoranz gegenüber eigentlich klar ersichtlichen Zusammenhängen ("Lose your Illusion"). In "4.2.95" (der Tag, an dem 4 Menschen in Oberwart von Faschisten ermordet wurden) setzten sich TWSTP mit der seltsamen Berichterstattung des ORFs (es wurden erst einmal kriminelle Machenschaften der Opfer vermutet, eh klar es waren ja auch "Zigeuner") über den faschistischen Bombenterror, die es der extremen Rechten erleichtert, politische Verantwortung für diesen Wahnsinn zu verleugnen. Erwähnenswert ist auch noch das schön gestaltete Beiheft, sowie das appetitanregende Cover. Kocht mehr Bürger!
ENDORPHINE
Fascism on the Board, Tape
Eigenvertr., Kürnbergerweg 23,Linz
ENDORPHINE sind eine junge Punk-Band aus Linz, die seit ca. 1. Jahr bestehen. Musikalisch beeinflußt werden sie offensichtlich von NIRVANA und OFFSPRING, wobei sie mit diesen Bands musikalisch durchaus mithalten können. Wie groß die eigene Sehnsucht nach den Linzer OFFVANA ist, muß aber jedEr wohl für sich selbst entscheiden. Also ich lechze zwar nicht gerade danach, glaube aber, daß ENDORPHINE, wenn sie sich erst aus der Umklammerung ihrer Vorbilder gelöst haben und ihre eigenen Ideen in ihre Musik einbringen, sehr gut werden können.
GROVERS MILL
Live CD
Kalte Platte, c/o Eggerth,
Freilassingerstr. 12, D-83410 Laufen
Endlich sind die schrecklichsten 61:41 Minuten meines Lebens, die ich beim Hören der Live-CD der Salzburger GROVERS MILL verplempert habe, vorbei. Die erste Nummer klang noch vielversprechend, erinnert sie doch stark an "Moon over Marin" von den DEAD KENNEDYS, bei der zweiten begann ich mich zu wundern. Hier sprang mir plötzlich Robert Smiths entgegen, und schien "Hot, Hot, Hot" (vgl.: Cure "Kiss me, Kiss me, Kiss me" Lp) zu singen. Nachdem sich beim 3. Lied Roxy Music und Cat Stevens um die Vorherrschaft prügeln, wurde mir klar, daß die nächsten 10 Nummern anstrengend werden würden. Genauere Details möchte ich euch ersparen, doch als besonders grauslich hat sich Nr. 8, "Could not be Kobain", erwiesen. Suhlten sich GROVERS MILL zuvor textlich "nur" in John Lennon-mäßiger Scheiße, so wurden sie hier wirklich unappetitlich. "I cannot see the senselessness as long as this world is fine", als Statement um das eigene Unverständnis des Kobain´schen Selbstmordes auszudrücken, ist einfach zum Kotzen. Erstens ist "this world" nicht "fine", zweitens glaube ich, daß der Kerl aus Seattle schon seine Gründe dafür gehabt haben wird, daß er sich sein Hirn wegblies. Daß das Ganze noch mit 70iger Hardrock unterlegt ist, ist nur mehr das Tüpfelchen auf dem i. Am Schluß huldigen sich GROVERS MILL mit dem Lied "Grovers Mill" noch schnell selbst. "Grovers Mill will decide for you". Leckt mich am Arsch.
daniel