TROST

Eine kleine Geschichte
des "Vereins zur Förderung der
unabhängigen Musikkultur in Österreich"

David Krispel, Sommer 95
Bei all den Tätigkeiten der fortwährenden Neuerschaffung des Labelprogramms, der Verbesserung und Ausformung innerhalb des konstanten Fließens verwenden die Macher die denkbar ökonomischsten Mittel. Obwohl sie alles ausnützen, es ordnen und vor allem ansonsten getrennte Teile zu völlig neuen und unerwarteten Einheiten zusammenfügen, nehmen sie nur das, was sie unbedingt brauchen. So vollzieht sich der Prozeß der Neuformung im Repertoire, macht jenes zu einem gigantischen Warenhaus von kleinen Meisterwerken, zu einem fast unbegrenzten Lager, in dem die Kraft der Schöpfung alles Gewünschte finden kann. (frei nach Philip K. Dick)

Der Superlativ läßt grüßen. Aber ist er umgänglich, wenn vom real funktionierendsten Kleinlabel Österreichs gesprochen wird? Wohl kaum. Und es ist wahrlich kein leichtes, hierzulande ein Label zu betreiben. (Darf ich hier in Eigenwerbung die fortlaufende Artikelserie "Label Report", die in Skug ab der Nummer 24 erscheinen wird, empfehlen?) Der Ausblick auf andere Institutionen dieser Art zeichnet schnell ein eher pessimistisches Bild:
Gash finanziert zwar seine Produktionen zur Gänze, kann sich aber durch die immensen Verzögerungen beim Erscheinen von Fuckheads "Videoarena" und "Lynch Me" von Clouds Over Chrysler, des Verdachts nicht mehr erwehren, sich in massiveren Geldnöten zu befinden. Dies verdeutlicht auch die Reduktion auf weniger Acts; neben den erwähnten liegt hier das jetzige Hauptaugenmerk "nur" mehr auf Bloom und den 3 Gordons.
Brefkas Ready Records versuchen diesen Problemen mittels extrem niedrigen Produktionskosten zu entgehen (man fertigt die Teile in Tschechien und erzielt somit die Minimalkosten von ÖS 30,- pro LP). Dennoch haben sie alle erdenklichen Schwierigkeiten, ihren "Break-Even" von 150 verkauften Einheiten zu erreichen.
Angry Sun, der Linzer Versuch, scheint zwischenzeitlich eingeschlafen, konnte seine Produktionen aber auch nur durch Absicherung mittels der "Vertriebsmutter" Ixthuluh und existenzgefährdenden finanziellen Einsatzes des Betreibers gewährleisten. Rainer Krispel ist dennoch zuversichtlich und will es noch einmal so richtig anpacken.

Nicht, daß Trost jetzt alles besser macht. Aber das jetzige Stadium läßt ohne Zweifel auf Weitblick schließen. Vertriebstechnisch zeichnen sich konkrete Aulandsoptionen ab und auch bei der Veröffentlichung wird in Jahresrahmen vorausgedacht. Vom reinen Tape-Only Label ausgehend, das anfänglich vor allem Bands aus dem Wiener Flex/EKH-Umfeld (Deadzibel, Those Who Survived The Plague, Scrooge,...) eine Präsentationsfläche anbot, wuchs es zum Label, das sich mit mehreren Veröffentlichungsreihen und mittlerweile eigenem Vertrieb, nun auch tonträgertechnisch in allen Formaten wohlfühlt. Am bemerkenswertesten erscheint dabei die diesjährige Frühlingsoffensive, die mit neuen CD's von Scrooge, Play The Tracks Of, Heiland Solo und Snakkerdu Densk auch absatzmäßig die leider noch immer existierende (Ausnahmen bestätigen...) 500er Mauer binnen Wochen nonchalant durchbrach. Freilich findet nicht jedes Produkt - man hält gegenwärtig bei Katalognummer 55 - reißenden Absatz, aber man tut mit dem omnipräsenten Trost-Standl bei den meisten EKH-, Flex- und weiteren Konzerten der "Trost"-Bands alles in der Macht Stehende. Neben den "Sellern" findet sich freilich reichlich Stoff der Obskuranten-Machart (z.B.: Active Minds, Blut im Stuhl-Sampler), die nur die verwegensten Fans nach mehr lechzen lassen. Einige Interpreten, beispielsweise Trelkovsky und Snakkerdu Densk, finden ihre Publikumsresonanz trotz durchwegs erfreulicher Produktionen auf mühsameren Pfaden. In Retrospektive kann selbst hier Optimismus bewahrt bleiben - jeder fing mal klein an; Kontinuität bewirkt oft Wunder.

Die Tapes, noch immer ein Trost-Herzblutunternehmen, können auch in der "tollen Trost Abo Aktion" bezogen werden. Mit 500,- ÖS bist Du dabei, sicherst Dir damit 10 Katalognummern ab der Zahl deiner Wahl und darfst Dir zusätzlich ein Gustostückerl aus dem Fundus des hauseigenen CD-Sortiments, ebenfalls nach Gutdünken, aussuchen. Ist das ein Angebot?

Übrigens, TROST sind: Konstantin Drobil, Alexander De Goederen und Andreas Höllering.

Die Klassiker Reihe:
Aus den unermeßlich wertvollen Archiven zusammengestellte Kassetten im ästhetisch hochwertigen Packpapier-Design. Bisher erschienen: Eine Sacro Egoismo Werkschau der Jahre 89-92, die 90er Aufnahmen von Heiland Solo, die Perlen Compilation von Seven Sioux (ein großes Stück Herz), sonst Vergriffenes von Toby Or Not To Be und die Dreigroschenoper in der schon jetzt legendären Interpretation des Volxtheater Favoriten. Weiteres ist versprochen.
Brief:
Sozusagen der komplette Trost-Katalog. Kommt mit viel Bild und charmanten Worten. Listet zudem das Non-Trost-Vertriebsprogramm detailliert auf. Ein Dienst, der ziemlich kostenlos bestellt werden kann.
Kontakt:
Brigittenauer Lände 60/20
A-1120 Wien
Tel/Fax: 0222/3300163

Kleiner Auszug der jüngsten Teile:
#38: Deadzibel "Me puis-ne" CD
#40: Kurort "Stachanov" CD
#41: Trelkovsky "Fun Is A Preserved Peach" CD
#42: Further Kind "Eat The 8 And Plant The 9" Tape
#44: Puls "Weishaupt lügt" Tape
#45: Social Genocide "The Final Bomb" Tape
#46: Toby or not to be "Fribble it, fribble out" CD
#47: Space Invaders "Same" Tape
#49: Scrooge "Happy What Else" CD
#50: Play The Tracks Of "Beautycase" CD
#51: Heiland Solo "the native" CD
#55: Snakkerdu Densk "A Pepperlike Springtime" MCD