Pierre Joseph
PROUDHON

(1809 -1865)
Daniel Steiner Oktober 95
Proudhon wurde 1809 in der französischen Provinz in bäuerlichen Verhältnissen geboren. Sein Wissen über Philosophie, Volkswirtschaft, Soziologie, Geschichte etc. hat er sich als Autodidakt selbst angeignet. Berühmtheit erlangte Proudhon mit seinem Werk "Was ist Eigentum?" (1840), in dem er die These "Eigentum ist Diebstahl" vertritt. Proudhon unterscheidet hierbei zwischen "Besitz" und "Eigentum". Wobei "Besitz" für Dinge des eigenen Gebrauchs steht (dies brachte ihm unter anderem besonders von kommunistischer Seite den Vorwurf "bürgerlicher Sozialist" zu sein ein). Mit "Eigentum" meinte er Eigentum an Produktionsmittel (alsoKapital, Grundbesitz und Besitz von Maschinen). 1849 gründete Proudhon eine "Volksbank", die kostenlose Kredite vergab und die er als Startpunkt seiner gesellschaftlichen Vorstellungen ansah. Die neue gesellschaftliche Ordnung wollte er ohne Staatsmacht herstellen, die Losung dazu lautete: "Keine Partei mehr, keine Autorität mehr, unbedingte Freiheit des Menschen und des Bürgers!". Proudhon mußte diese Volksbank allerdings nach einem halben Jahr schließen, da er dafür verhaftet und inhaftiert wurde. Weiters war Proudhon auch Abgeordneter, er stimmte im Parlament als bekennender Anarchist allerdings gegen alles. Seine Thesen haben die gesamte anarchistische Bewegung bis heute stark beeinflußt, gehen aber in ihrem Wirkungsgrad weit über deren Grenzen hinaus. So kann man etwa den Begriff des "Subsidaritätsprinzips", also der Kompetenzenverteilung auf möglichst niedrige Verwaltungsebene ("Europa der Regionen", Gemeindeautonomien etc.), auf Proudhons Gesellschaftsordnungstheorien zurückführen. Große Auswirkungen hatte auch sein Disput mit Karl Marx, der letztlich auch zur Abspaltung der Anarchisten von der kommunistischen bzw. sozialdemokratischen Arbeiterbewegung führte. Manche sehen etwa den Zusammenbruch des Realsozialismus 1989 auch als späten, unbedankten Sieg der Anarchisten, die bereits zu Zeiten der ersten Arbeiterinternationale davor warnten, daß der Weg des Staatssozialismus für die Menschen keine Befreiung bringen, sondern in Tyrannei und Diktatur enden würde.