SATTER & SATTER

von Jürgen Himmelbauer , Feb. 95

auch der Herr Ritter konnte den Kahlschlag nicht abwenden. Foto Wegerbauer


Geradlinig & zielstrebig. Seit 1905. Jedesmal sollte mit einem Schlag Urfahr ein neuer Brückenkopf aufgesetzt werden. Mit einem Kahlschlag. Alt- Urfahr- Ost war den Stadtmächtigen immer ein Dorn im Auge, ein Objekt der Begierde.

Der Brückenkopf verführte sie immer, die Stadtplaner, Architekten, Beamten und Stadtväter, zu radikalen Plänen.

  • 1905: Generalsanierungsplan.
  • 19?2: Projekt Stadtbaumeister Julius Schulte.
  • 1941 - 1945 Adolf Hitler.
  • 1956: Wettbewerb Brückenkopf Urfahr.
  • 1978: Wettbewerb ZentralesVerwaltungsgebäude (Neues Rathaus).

    Das ZVG wurde verwirklicht. Bei der Umsetzung des Brückenkopfes Alt- Urfahr- Ost regte sich Widerstand. Sanfte Stadterneuerung stand gegen Kahlschlag.

    Unter dem Motto "Menschen machen Stadt" organisierten sich BürgerInnen um der sanften Stadterneuerung eine Chance zu geben. Außerdem stand das ehemalige "Stadtwerkstatthaus" direkt im geplanten Kahlschlaggebiet. Die SPÖ stand auf Seiten der Kahlschlagsanierer. Mit einem Bürgerbeteilungstrick wurden die wirtschaftlichen Interessen durchgesetzt und Häuser mit einer hervorragenden Bausubstanz abgerissen. Die Bürger hatten die Auseinandersetzung gegen das Kapital verloren. Um einen Bauträger zu finden, wurde das Ergebnis des Architektenwettbewerbs noch einmal massiv verändert um eine noch höhere baudichte zu erreichen. Das hatte zur Folge, daß sich einige Juroren vom Donautorprojekt distanzierten.

    1992 wurde das von Viezebürgermeister Nöstlinger als "städtebaulich dominantes architektonisches Musterstück Donautor" eröffnet. Seit 1992 zeigt sich wie schwierig die Vermarktung des 650 Millionen- "Donautors" ist. Die räumliche Nähe des Bauträgers Suter & Suter zu den politischen Entscheidungsträgern (gegenüber ist das ZVG) sei nur am Rande erwähnt.

    Die Firma Suter & Suter ist einstweilen zum Haus- u. Hof- Bautenerrichter der Stadt geworden und hat Perotti (Haus- u. Hofarchitekt Hillingers) abgelöst. Für Schlagzeilen sorgte bereits vor der offiziellen Eröffnung, daß sich die Direktion des maroden Aluminiumkonzerns AMAG Ranshofen- Braunau in die noble Tintenburg einmietete. Mittlerweile sind die AMAG-Chefs wieder ausgezogen, für die Auflösung des langfristig geschlossenen Mietvertrages mußte der Krisenkonzern eine teure Abschlagzahlung leisten.

    Die Verwertung des "Kursana" -Altenheims stößt ebenfalls auf Schwierigkeiten. Die Linzer Senioren sind bei einer durchschnittlichen Pension von 8.461.- S. im Monat doch nicht in der Lage die erwarteten Luxuspreise für die Unterkunft zu bezahlen. Auch für die Geschäftsräume gibt es ein flaues Interesse.

    Das von Politik und ofiziellen Stadtplanern hochgepriesene "Donautor" entpuppt sich als Flop. Der ebenfalls nicht anzubringende Glas-Blech-Kiosk an der Hauptstraße ist nach Ansicht des Baudirektors Franz-Xaver Goldner sogar mißlungen. In einem Schreiben schlägt er sogar die Radikallösung eines Abbruchs vor. Drei Millionen Schilling in den Wind gebaut.

    Die ehemaligen Bewohner von Alt- Urfahr- Ost und jene Experten die einer sanften Sanierung das Wort redeten, könnten sich zwar freuen, daß sie im Nachhinein recht bekamen, die alte Bausubstanz ist jedoch nicht wieder herzustellen. Stadtplaner, Architekten, Beamte, Stadtväter und Bauträger, die die Kahlschlagvariante bevorzugten und damit gegen die Bewohner und für die maximale Kapitalverwertung eintraten, haben einen enormen Erklärungsbedarf. Der Kahlschlag war die schlechtere Lösung für diesen Stadtteil.

    Vernichtet: das Stadtwerkstatt Haus