THE GUPPIES
Cafe Central
Whorehouse Music
T .O. REVOLVER:
a compilation of
one-minute-quickshots
C-side rec.
Guppies - sagt der Dieter - sind Fische, die jeder hat, der ein Aquarium hat. Die GUPPIES sind aber in diesem Fall einfach eine Mädchenband wie du und ich. Sie sind aber weder dem Riot Grrrls-Ding, noch dem Frauenmetal-Lager (L7 etc.) zuzurechnen, was ja eh recht klug ist, obwohl sie sich solche Sachen bestimmt nicht überlegt haben. Da ist kein großes Konzept dahinter, sondern es bleibt der Eindruck, daß da Freundinnen mit viel Spaß dabei Musik machen - und gar keine schlechte. Sehr charmant. Was sie machen, sind im Prinzip prägnante, poppunkige Lieder (Ich muß schon sagen, daß es mir Songs wie "for Eva" und auch "big bad Wolf" recht angetan haben). "Cafe Central" entstand "mit freundlicher Unterstützung des Cafe Central". Das nenne ich Dankbarkeit.
An Würze und Heftigkeit werden die GUPPIES von einer befreundeten Band allerdings noch übertroffen. Ursula von den GUPPIES hat uns noch ein Tape "von einer Band mit der wir oft gemeinsam spielen" mitgeschickt. "A collection of one-minute-quickshots" von T. O. REVOLVER kommt mit coolem Comic-Cover und ist, so entnehme ich demselben, auch als CD zu kriegen. Keine Angst, so genau haben sie es mit der Länge der Lieder eh nicht genommen, aber es sind 13 echte Kracher auf dem Tape. Davon abgesehen, daß "teenage kicks" von den Undertones (alltimefave!) enthusiastisch gecovert wird, sind auch sonst recht vernünftige Songs in der "collection" zu finden.
Ok, beide Bands spielen nicht die angesagteste Musik, und mancher könnte gar behaupten, daß das einigermaßen daneben oder unzeitgemäß wäre, aber was ist wirklich zeitgemäß und wer liegt schon immer richtig? Außerdem: könnten sie aus genau den genannten Gründen nicht eigentlich richtiger als die meisten liegen? Tatsächlich kann ich persönlich sehr gut damit leben, wenn Leute, wie hier passiert, einfach aus Spaß und Begeisterung Musik machen. Dabei kosten einem ja hoffentlich Trends und ihre Setter einen Huster. Recht so.
Kontakt (für beide): Szorger Ursula + Laubner Alex, Lichtentalergasse 22/7, 1090 Wien, Tel.: 0222/3176971
CARLITO
KMNA
Slide Records
Ich kann es ja kaum glauben, aber es ist so. In Salzburg rappelts in der Kiste. Nicht nur, daß eine junge Band namens STIKJAW bei unseren letzten Besuch im SCHNAITL begeistern konnte und der Nährboden für gute Bands zur Zeit echt fruchtbar sein dürfte - nein, auch diese CD, die mir ein sympathischer junger Mann aushändigte, weiß zu überzeugen. Ein kompaktes 5 Song-Ding, daß insofern interessant ist, weil hier vollkommen locker an ein ziemlich verbissenes Genre, nämlich Crossover-Metal-Rap (sic!) rangegangen wird. CARLITO spielen eine Metal-Hardcore-Mischung, die coole Hooklines und eingängige Melodien nicht scheut. "Popmetal" - wie der Stootsie scherzhaft dazu sagte - ist es veilleicht nicht ganz, aber ganz sicher sympathisch erfrischend. Es ist eine Freude wie Boldi, der Drummer, in all seiner Unbekümmertheit gleichzeitig (!) auch noch irgendwie rappt. So steht's am Cover. Es ist nicht wirklich Rap im üblichen Sinne, aber so was ähnliches. Ist auch egal, weil's gut klingt. Wenn auch die Produktion trashig geraten ist (aufgenommen im Rockhaus Salzburg; sollte zuerst nur ein Demotape werden), so nimmt nichts und niemand den Jungs die Frische und Lässigkeit, mit der sie ihre Musik rüberbringen. Slide Records ist ihr eigenes Label, das sie für diese CD gegründet haben. Das nenne ich Eigeninitiative! Bestellt das Ding bei:
CARLITO c/o Boldi Balla, Fürstallergasse 19, 5020 Salzburg (Tel.: 0662/642000, Fax:0662/644177)
Huckey
BALLYHOO
"Painkiller"
4-track-CD,BMG Ariola
So, jetzt mal die Hosen runter, Jungs! Das darf doch wohl nicht wahr sein: Vogl geht, das letzte Fünkchen Kreativität ist verloren. Von 60ies zu Pop-Rock reichte ihr wenig farbenfrohes Palettchen bei den ersten beiden LPs. Doch uns jetzt mit Dummschranz-Kiddy Rock im alternativen Mäntelchen von schmutzigem Major Kapital zu belästigen, finde ich doch etwas tolldreist. Damit scheint eine 4-Track CD schwer übertrieben, der Name "PAINMAKER" zutreffender. Nummern durch die Mainsteam-Scheiße nicht nur protagoniert sondern auch definiert wird, müssen ungekaut gekotzt werden. Daß mit "Pictures Of Matchstick Men" auch STATUS QUO und - viel wichtiger - das lieblich , sympathische Gitarrenthema von hinten genommen wurde, bestärkt meinen Glauben daran, daß es sich beim Cover-Photo wohl nur um ein Abführzäpfchen handeln kann. Probiert's doch mal mit dem Pharmakonzern BAYER als Major.
Und jetzt zu dir, Gröbchen! Auch wenn Ariola dir die Geldbündelchen in den Arsch schiebt, brauchst du nicht zu glauben, ungestraft einen Beipackzettel zur CD mit Verkaufs- und Werbeschleimereien beschmieren zu können: So wurde die Ballyhoo-Single "She" zwar bei MTV zum "Video of the week" gekrönt, jedoch handelte es sich dabei um den "Banana of the week"-Contest, bei dem das herausragend schlechteste Teil der vergangenen Woche gekürt wird. Seriosität hellau! Ich glaube, du bist bei Ariola sehr gut aufgehoben, und wünsche dir aufrichtig (sic!) "Spaß, Aufregung und ein besseres Leben" (Ein Gefühlsspektrum, das bei Ballyhoo-Liveauftritten im Publikum hervorgerufen wird - Zitat Gröbchen, Beipackzettel Ballyhoo-CD "Painkiller", 29. Nov. 95)
No one likes you, I don't care!
Dieter
BAHÖÖ
Accidents happen
Was soll man da noch viel schreiben? Zwei Berufsmusiker, ein Marktforscher und ein Medizinstudent legen einen Silberling vor, der, bis auf ein paar Intros, genau dem entspricht, was mensch von einer Band erwartet, die Wert auf Alters- und Berufsangaben im Bandinfo legt.
Überhaupt scheint mir der Begriff "Band" etwas zu weit gehend, "Musikerzusammenschluß" klingt in anbetracht der Inhomogenität dieses Rock-Funk-Konglomerates plausibler. Wie soll man euch R&B Roots abnehmen, wenn euch jegliches "Bluat im Beidl" zu fehlen scheint? Müßig, ob dieser Tatsache noch jegliches Wort über eure Musik zu verlieren, müßig noch irgendein Wort über euch zu verlieren,da ihr sämtliche inhaltlichen Angaben sowohl auf CD als auch im Info missen läßt, bzw. die Texte im infantil- bösen Gekreische des Medizinstudenten untergehen.
BAHÖÖ: Accidents happen, oder: Viel Lärm um nichs, wofür wir uns im vorhinein gleich vielmals entschuldigen.
philip
BÖFF BÖLGSTOFF STROGANOVSKY BÖFF oder so??
We wouldn`t do it on stage anyway...
CD, Eigenvertrieb
Was'n das!?! Ich weiß nicht ,ob ich jetzt lachen oder gleich losheulen sollte, angesichts dessen, was mir da über den Äther entgegenschwappt!?! Aber alles der Reihe nach.
Die Band mit dem ausgefreakten Namen, der sich langsam aber sicher zu einem der all-time favourites von Huckey mausert, agiert in Linz und Umgebung, und dieses Werk dürfte wohl deren erste Veröffentlichung so far darstellen. Um es gleich vorweg zu nehmen: DIESE MUSIK IST ABSOLUT NICHT MEIN FALL!! Irgendwie eine sehr zappaeske, kuriose Mixtur aus 70er Jahre Rock, Easy Listening Sound, schrägen Jazz-Partikeln mit hohem Trashfaktor und fast schon kabarettreifen Einlagen, die deutlich zeigen daß die Kerls der einen oder anderen Zappa-Veröffenlichung nicht abgeneigt sein dürften. Das alles mit einem Sound, der klingt als würden Pantera auf dem Aquarium-Klo aufnehmen! Cool!
Die Musik der 4 hat ihre Wurzeln eindeutig in den 60ern u. 70ern, außerdem dürfte ihnen die Musikströmungen der letzten 10-15 Jahre völlig am Arsch vorbeigegangen zu sein, was mensch nun als gewisse Konsequenz - oder aber als völlige Verbohrtheit werten kann. Ich tippe dabei auf ersteres, weil allein die Tatsache, daß die Liedchen ein gewisses Maß an Selbstironie nicht vermissen lassen, zeigt, daß Verbohrtheit/Engstirnigkeit nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit konsequenter Linientreue.
Doch was labere ich eigentlich herum, die Musik ist gut, doch die Welt nicht mehr bereit, oder so. Mir ist`s zu hippiesk, doch wem`s gefällt ...
DOLLSTEAK
they decided
CD, CCP rec.
Die Musik würde mensch heutzutage als Hardcore bezeichnen bzw. verkaufen, ich hätte da allerdings meine Einwände dagegen. Doch diese zu erläutern würde wohl den Rahmen dieses Reviews sprengen. Um es daher nicht komplizierter zu machen, als es ohnehin schon ist, belassen wir es einmal dabei und sagen ganz einfach "Neue Schule"-Hardcoremusik ("Fickt die Namen, nehmt den Kern!", höre ich da wen im Hintergrund murmeln), die eher in der Tradition von Gruppen wie Live of Agony, Downset und Dog Eat Dog usw. steht, dazu. Der Härtegrad ist gegenüber den ersten musikalischen Gehversuchen deutlich angestiegen, und verweist den eher orientierungslos, wirkenden Bad Religion-Trallalla-Sound der Anfangstage eindeutig in die fest verschlossenen Schranken. Erfrischend ungestüm wird da abgegroovt, gemosht und abgewas-weiß-ich-was-noch, sodaß mensch fast meinen könnte, irgendwelche überbewerteten Ami-Jungspunde würden da den Knüppel ganz kräftig aus dem Sack lassen. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich will hier nicht alles, was da über den Teich zu uns herüber schwappt in den 7. Himmel loben, doch solch eine Musik bekommt mensch, mit einem derartigen Selbstvertrauen und einer derartigen Konsequenz vorgetragen, in unseren Breiten eher selten zu Gehör. Daß einzige Manko ist, daß bei aller Kompaktheit, Kompromißlosigkeit und dem immensen Druck (an dem die "fette" Produktion nicht ganz unschuldig ist), der in der Musik freigesetzt wird, die Eigenständigkeit etwas auf der Strecke bleibt.
Die Kompositionen haben zwar durchaus Format, und verweisen so manche der zigtausenden herumhopsenden "Wir schaun sooo bös und können auch gaaanz laut sein"-Kapellen aufs rostige Abstellgleis (um mit Volldampf ordentlich drüberzurollen), doch fehlt ihnen meines Erachtens die entscheidende Prise an eigenen Ideen, die der Musik die richtige, endgültige Würze verleihen würde.
Bleibt zu hoffen, daß DOLLSTEAK nicht ein ähnliches Schicksal erleidet wie so viele (ich sage jetzt bewußt) Ösi-Bands zuvor, die jahrelang ihren Arsch nicht hochbekommen, still und leise ihr Provinzdasein fristen um dann langsam aber sicher zu verblassen, sondern zu hoffen wäre daß die Jungs in die Offensive gehen und live spielen, bis ihnen der Arsch blutet.
Communication is the key!!!!
Prädikat: besonders popo-kicking
pezzy
PRACTICA
Same
7" Single TROST Rec. Brigittenauerlände 60/20, 1020 Wien
Standa Vana, bekannt von EX MACHINA und LE JAQUES BREL MASSACRE produzierte gemeinsam mit Elisabeth Rosenberger (Gesang, auch JBM) und Thomas Resch (Saxophon, er werkt sonst bei MONOCHROME BLEU) diese wunderbare Single. Die sich darauf befindliche Nummer (die B-Seite bietet noch die Instrumentalversion) basiert auf der rhytmischen Klangkulisse einer Druckmaschine bei einer Leistung von 10.000 Bögen/Stunde, die durch Gitarre, Gesang, einer ins Ohr gehenden, vom Saxophon (ein Instrument, dem ich ansonsten eher skeptisch gegenüberstehe ...) gespielten Melodielinie, sowie einen, mich in seiner Geradlinigkeit an WIPE OUT errinernden Beat wirklich interresant wird. Am allermeisten habe ich mich allerdings ins Cover verliebt, das durch seine, einem Industriekatalog entnommene, Scheußlichkeit mein Trash-Herz höher schlagen läßt.
daniel