hillinger: Wie hat sich der Bus bewährt?
Rudolf: Wir arbeiten jetzt seit drei Jahren damit, und nach anfänglichen "Parkplatzschwierigkeiten" (ähnlich dem mühsamen Unterfangen, ein Mietobjekt für die Aidshilfe zu finden, wo sich auch die Linzer Rundschau als Ignorantenbote gefiel. - Anm. des Verfassers) ist er für unsere Arbeit heute nahezu unentbehrlich. Wir setzen ihn sowohl in der Prävention ein, wo wir den Bus als mobile Beratungsstelle nutzen, um Menschen zu erreichen, die uns in Linz nicht aufsuchen können, als auch um Infizierte zu befördern.
Wie ist der Bewußtseinsstand allgemein, seid Ihr noch damit konfrontiert, daß Aids als "Randgruppen"-Phänomen (Schwule, Junkies, Prostituierte, ...) gesehen wird, das "normale" Menschen ohnehin nicht tangiert?
Nicht mehr in dem Ausmaß wie früher, auch dadurch das der Anteil der infizierten Heteros weiter ansteigt und mehr Menschen mit Angehörigen oder Freunden, die HIV positiv sind, konfrontiert sind.
Wieviele Infizierte gibt es jetzt in Oberösterreich?
Es sind bislang 230 Menschen mit Vollbild-Aids gemeldet, wovon allerdings 150 verstorben sind. Wenn man in ganz Österreich an die 16.000 Infizierte schätzt, so entfallen auf Oberösterreich so an die 2 - 3000.
Wie sieht es bei den Jugendlichen aus, was Aufklärung anbelangt? Ich kann mich an unser Interview vor drei Jahren erinnern, wo Du mir erzählt hast, daß sich der Landesschulinspektor mit dem Argument "unsere Schüler und Lehrer haben so etwas nicht" gegen Kondomautomaten in den Schulen opponierte.
Die jungen Leute sind sehr gut drauf. Das Kondom ist enttabuisiert, es gibt Kondomautomaten in den Schulen, wieviele den Gummi tatsächlich verwenden, kann ich aber nicht sagen.
Seht Ihr euch eigentlich auch Untergriffen von Rechts, konkret von seiten der F ausgesetzt?
Sehr wohl. Der Gesundheitssprecher der F - bezeichnenderweise ein Amtsarzt - hat sich dafür ausgesprochen, daß die Aidshilfen geschlossen werden und unsere Arbeit von staatlichen Sanitätseinrichtungen übernommen werden soll. Sein Argument ist, daß es für "normale" Menschen nicht zumutbar sei, zu uns zu kommen, weil wir eben auch Schwule betreuen. Das ist absurd.
Wirkt sich dieser Druck und diese Dünkel auf Eure budgetäre Situation aus? Sparpaket ...
Es weht schon ein rauher Wind, und wir müßen uns auch Kündigungen überlegen. Andererseits setzt sich die Gesundheitsministerin dankenswerterweise sehr für die Aidshilfen (die österreichweit in den Bundesländern als Vereine organisiert sind, Anm.) ein.
Abschließend: wie siehst du das damalige Heimspiel (bei dem auch - meines Erachtens sehr erfolgreich - versucht wurde, an den einzelnen Konzertabenden im Posthof, Kulturzenrum Hof und der Stadtwerksatt undogmatisch und ohne den berühmten Zeigefinger Aufklärung zum Thema Aids zu transportieren, es gab sogar eigene Heimspiel-Gummis ...) heute?
Es war eine sehr positive Erfahrung für uns. Es war großes Interesse für unsere Arbeit da, das nach und nach wieder eingeschlafen ist; es hat aber viel für unsere Arbeit gebracht, und wir werden jederzeit für ähnliches offen.
In diesem Sinne: die "moderne Pest", die "Lustseuche", und was es an reißerischen Umschreibungen für die tödliche Immunschwäche noch gibt, ist - leider - definitiv around and here to stay. Simpel: Put your Gummi, wo der Spaß ist, den er und der/das Virus, bei der nötigen Verantwortung und ja - Liebe! für unsere PartnerInnen und uns selbst ebenso definitiv nicht nehmen können. Daß Infizierte unsere Solidarität, Freundschaft und Liebe brauchen, mag ein Allgemeinplatz sein, aber auch wahr wie nur was. Fight the Stigma!
Laßt Euch - bei Bedarf/Unsicherheiten - kompetent von der Aidshilfe beraten! In der Langgasse 12 in Linz kann mensch auch anonym einen Aidstest machen, mit der notwendigen seelischen Betreuung/Vorbereitung.
Aidshilfe OÖ: Langgasse 12,
4020 Linz. Tel.: 0732/21 70
Öffnungszeiten: Mo 15 bis 18 Uhr, Mi 17 bis 20 Uhr,
Do 10 bis 13 Uhr und Fr 12 bis 15 Uhr.
Die Telephonnummer 0732/21 70 dient Di 16.30 bis 18.30 Uhr als Beratungstelephon für "Männer, die auch Männer lieben."