Marthe Ling
Wie es sich verhält: SchauspielstudentInnen sind eine Art von künstlerischen
Versuchskaninchen. Während des Schuljahres proben sie in dunklen Kämmerchen
an Szenen, die nie vor einer größeren Öffentlichkeit zur
Aufführung gelangen. Nur selten werden ganze Rollen erarbeitet, und
wer in der Schulproduktion nicht dabei ist, spielt das ganze Jahr kein
ganzes Stück. Es fehlt also beinahe völlig an Erfahrungsmöglichkeiten
mit dem, was das Theater erst zum Theater macht: das Publikum.
Wie es sich anderswo verhält: Geht man noch an die Schauspielschule,
kann man kaum an professionellen Theatern in interessanten Rollen spielen.
Man ist eben noch nicht gut genug. Wenn man das an der Schule Gelernte
aber nie professionell ausprobieren kann, ist es schwer, besser zu werden.
Ein KreisSchluß.
Theater Unser: Andrea Ummenberger, Irene Rovan,
Rudolf Müllehner, Markus Zeindlinger, Andreas Baumgartner (v.l.n.r.)
Photo: Kurt Hörbst |
Einige StudentInnen der Schauspielabteilung des Bruckner-Konservatoriums
versuchen diesen Sommer, einen für sie gangbaren Ausweg aus diesen
"Verhältnissen" zu finden. Die Zeichen nach außen
sind: Die Gründung des Vereines "Theater Unser" und die
Aufführungen der Posse "Frühere Verhältnisse"
von Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy als Sommertheater. Das Projekt
wurde bereits während des Schuljahres begonnen und soll, wenn die
eigenen Zielsetzungen einigermaßen erfüllt werden, in den kommenden
Jahren weitergeführt werden.
Irene Rovan (2. Jahrgang), Andrea Ummenberger, Andreas Baumgartner, Rudolf
Müllehner (alle 1. Jhg.) und Markus Zeindlinger (frisch diplomiert)
versuchen gemeinsam der Frage nachzugehen, wie man Nestroy aus der biedermeierlichen
Besänftigung herausholen kann und ob es möglich ist, die dunkle
Frechheit seines Stückes mit Biß und Augenzwinkern umzusetzen.
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Text geht es den fünfen
darum, spielerische Mängel, die sich während der Arbeit zeigen,
gezielt pädagogisch zu thematisieren und zu knacken. Die Proben haben
teilweise eher Laborcharakter; man versucht, das Lernen weniger als harte,
einsame Arbeit zu sehen, sondern als gemeinsamen, lustvollen Prozeß.
Zu alledem gilt es natürlich auch, die organisatorische Seite der
Produktion abzuwickeln. Das Wissen, das hier gewonnen wird, ist notwendig,
um für spätere professionelle Produktionen außerhalb der
institutionalisierten Strukturen gewappnet zu sein.
Ob die Ideen aus den "Theater Unser"-Köpfen ihren Weg auf die Bühne und in eine spielbare und für das Publikum genießbare Form finden, darüber berichtet der hillinger in einer der nächsten Ausgaben. Vorläufig besser ist aber: Ausgehen und anschauen. Premiere ist am Donnerstag, 17. Juli um 20.30 im Linzer Ursulinenhof. Weitere Aufführungen: Sa. 19., Sa. 26., Do. 31. Juli und Sa. 2. August, jeweils um 20.30. Bei Schlechtwetter weicht man in den großen Saal des Ursulinenhofes aus. Gastspiele finden statt: am Fr. 25. Juli, 20.30 in Freistadt und am Mi. 30. Juli (Ersatztermin: Fr. 1. August), 20.00 in Schwanenstadt.