geführt von Eugenie Kain
Der Komet war in der ersten Aprilwoche
auch von Linz aus deutlich sichtbar. Von Urfahr aus gesehen rechts vom
Pöstlingberg leuchtete sein Schweif am sternklaren Himmel, als ob
uns jemand von da oben mit einer Taschenlampe ein Zeichen geben wollte.
Wahrlich, ich sage euch, das mit dem Euro ist keine so gute Idee. Aber
wann sind die Zeichen am Himmel schon je richtig gedeutet worden?
Er heißt Gustav Raab. Er war Generalsekretär des Sparkassenverbandes.
Er war der Euro-Beauftragte der Regierung. 16 Tage lang. Als der Komet
uns am nächsten war, war er ins Trudeln geraten. Gustav Raab ist ein
Experte. Gestandene Experten haben natürlich anständige Verträge
in der Tasche. Seiner war in Brüssel unterzeichnet worden, und darin
hatte er sich verpflichtet, bei offiziellen Vorträgen nur die Linie
der EU-Kommission zu vertreten. Die EU-Kommission ist, wie allgemein bekannt,
für eine europaweite Einführung des EURO per 1.1.1999. Kein Problem,
so einen Vertrag mit einer objektiven Informationskampagne zu vereinbaren
. Schließlich gibt es in Österreich schon Erfahrungswerte mit
objektiven EU-Beitrittskampaigns. Objektiv = pro, und deshalb heißt
objektive Information Propaganda für den Euro. Zudem sieht für
Schüssel ohnehin die Sache so aus, daß die ÖsterreicherInnen
durch ihr mehrheitliches Ja zum EU-Beitritt auch gleich der Einführung
des Euro zugestimmt hätten. Für die Regierung war es deshalb
logisch, Gustav Raab als Euro-Aufklärer anzuheuern. Schön langsam
aber schnallte es Gustav Raab doch, daß das mit seinem Brüsseler
Vertrag ein wenig a blede G'schicht war. Inzwischen hat er alle seine Ämter
zurückgelegt und ist nur mehr resturlaubender zukünftiger Pensionär.
Die Regierung wird einen anderen Aufklärer finden.
Der Vergleich macht sicher. Man sage Schilling. Schilling, das hat
etwas, das klingt freundlich, vertraut, warm, hat eine Kompetenz ausstrahlende
erste und eine klangvolle, Zuversicht verströmende Endsilbe. Schilling.
Man sage Euro. Euro. Das klingt als beiße man in Styropor, als setze
sich gleich die Peristaltik in Gang. Euro - und schon reckt es einen.
Wer für sinnliche Argumente nicht zugänglich ist, dem sei ein
rein sachliches nachgeschoben. Der Nationalökonom Dr. Josef Schmee
im "Falter": "Dadurch, daß die Lohn-(Preis-) Flexibilität
anstelle des Wechselkursinstruments die Funktion der Anpassungsvariablen
übernimmt, werden den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Österreich
somit wesentlich höhere Anpassungslasten aufgebürdet, als dies
auf der Kapitalseite der Fall sein wird." So schauts aus.
Natürlich habe ich beim Volksbegehren unterschrieben. Am Sonntag,
dem vorletzten Eintragungstag, bin ich in einer langen Schlange lange gestanden
und obwohl ich zuerst nur das eine Volksbegehren unterschreiben wollte,
weil es die weitaus konkreteren Forderungen hatte, habe ich dann doch auch
unter das simpel formulierte Gen-Volksbegehren meinen Namen gesetzt. Obwohl
ich selektiv Zeitung lese, war mir bewußt, daß das Gen-Volksbegehren
längst ein Kronen Zeitungs-Volksbegehren war. Jetzt bin ich gespannt,
wie das mit meiner Unterschrift in Sachen genmanipulierter Nahrungsmittel
weitergeht. Die EU-Bestimmungen sind natürlich viel großzügiger
als die im Volksbegehren verlangten. Und jetzt wird es an unserer sympathischen
Umweltministerin und an der Kronen Zeitung liegen, die EU von der Notwendigkeit
der Durchsetzung unserer Meinung zu genmanipulierten Nahrungsmitteln im
gesamteuropäischen Raum zu überzeugen, oder davon, daß
wir wenigstens so wollen dürfen, wie wir uns das vorstellen.
Im profil, das im übrigen längst auch schon so spannend
ist, wie es die OÖN sind, findet sich ein interessanter Leserbrief,
der im weitesten Sinn zum Thema paßt. Vorgeschichte zum Leserbrief
ist ein Artikel über die Wickel der Firma Immuno mit einem Ministerialbeamten,
der angeblich die Zulassung von Immuno-Impfstoffen verschleppt. Daraufhin
schrieb DDr. Wolfgang Maurer an das Nachrichtenmagazin: "... Für
Impfstoffe, die mit Methoden der Gen-Technologie hergestellt werden, hat
Österreich aber seit 1.1. 1995 keine Zuständigkeit mehr. Zulassungsanträge
müssen bei der Europäischen Arzneimittelagentur in London eingebracht
werden. Ich könnte daher mangels Zuständigkeit eine Zulassung
gar nicht verzögern..."