geschichte veranstaltungen 85-96 statements
KAPU-UNTERWEGS
(7.92 - 9.93)
Im Juli 1992 war es nun wirklich soweit, die Umbauarbeiten im Haus begannen.
Für uns bedeutete dies einerseits den Verlust unseres angestammten
Veranstaltungsplatzes, andererseits auch die Chance, als Kulturverein unsere
Unabhängigkeit und auch Überlebensfähigkeit ohne das Haus
(ev. für "schlechtere" Zeiten) zu beweisen. Unser Büro
war in diesem Jahr in einem Container neben der Baustelle untergebracht.
Veranstaltet wurde in der Stadtwerkstatt, im KANAL, auf der UNI (LUI &
Mensa), im Phönix, im Schl8hof Wels, sowie im KRAFTWERK Steyr. KAPU
UNTERWEGS war ein wichtiger Schritt auf andere, "verwandte" Kulturvereine/Plätze
zu, und schuf Kontakte, die die KAPU aktiv in einen größeren
Zusammenhang stellten.
Trotz dieser ungewohnten Situation stürzten wir uns in einige Projekte,
sowie außergewöhnliche Veranstaltungen. Begonnen wurde unser
Exil mit dem Durchbrechen des Sommerlochs, als sich DJ DSL und MC Sugar
Bee in der STWST schützend vors Vinyl stellten. Neben Veranstaltungen
wie "Nachschub" oder dem Mitwirken am Heimspiel bildeten heimische
Bands einen wichtigen Schwerpunkt in unserem Programm. Immerhin boten wir
in diesem Jahr 42 mal österreichischen Acts eine Auftrittsmöglichkeit.
Beim "Muttersprachefest" wurden den Texten der heimischen Bands
besondere Aufmerksamkeit geschenkt, für das dazugehörige erweiterte
KAPU-Zine bekamen wir gehöriges Lob vom TRUST. Im Herbst 92 entstand
außerdem noch der "Holy Sampler", eine Tape-Compilation,
auf der sich lokale Bands (u.a.: Deadzibel, Groove, Seven Sioux und Ex Machina)
mit dem Thema "Weihnachten" auseinandersetzten. Der Sampler wurde
als Geschenk bei der KAPU Exil-Weihnachtsparty in der STWST verteilt. Aufgenommen
wurden die Nummern von Marc Vojka gemeinsam mit Klausi, der hier offensichtlich
Blut leckte...
Der Frühling brachte uns, neben Bands wie THE NOTWIST oder OFFSPRING
auch noch das "SPRAYCANART Graffity Projekt), das neben hervorragenden
Sprayern (remember Udos Auto) auch interressante Diskussionen und Schönheitsfeler
in den Welser Schl8hof brachte. Nebenbei waren wir auch noch an verschiedenenen
Radioprojekten (Dirt World Radioshow, Radiolabor, Radiowochenende etc.)
beteiligt und machten einen Ausflug mit dem Phönix zum Steirischen
Herbst.
RADIO
Die Idee eines "Freien Radios" - eine Idee, die im benachbarten
Ausland schon lange gegessen war - beschäftigte ab dem Jahr 91 eine
Vielzahl künstlerischer, kultureller und gesellschaftlicher Initiativen.
Einer der wichtigsten Wegbereiter für diese Initiative war sicher der
"Boiler" in Wien, eine aus dem Umfeld des FLEX entstandenen Gruppe.
Nicht zu unterschätzen natürlich auch F.E.R.L., die Europäische
Föderation Freier Radios, die zusammen mit Radio Agora, einer Radioinitiative
der Kärntner Station der internationalen LONGO MAI-Kommune an einer
Verwirklichung der Idee eines Freien Radios in Österreich arbeiteten.
Der wichtigste Ansatz der KAPU in dieser Radiodiskussion war wohl die Frage,
warum hier so viele lässige Bands spielen und man sie nie im Radio
hört ... Lösung: Machen wir doch ein eigenes! Die Idee der KAPURADIOSHOW
wurde geboren, monatlich wurde ein Kassettenradio veröffentlicht, auf
dem hauptsächlich das Veranstaltungsprogramm der KAPU vorgestellt wurde.
Bald beteiligte sich das Schwertberger KANALRADIODIREKT an der Produktion
und Vertrieb des Taperadios.
Parallel zur praktischen Arbeit wurde auch an den rechtlichen Voraussetzungen,
die zur Schaffung eines Freien Radios notwendig sind, gefeilt. Im Februar
91 stellte die KUPF - Kulturplattform OÖ - einen Antrag an die Post
und suchte um die Bewilligung zur Errichtung und den Betrieb einer Privatfernmeldeanlage
an. Um die Idee eines Freien Radios in der Öffentlichkeit bekannt zu
machen, wurde am 6. Mai 91 im Theater Phönix eine Informations- und
Diskussionsveranstaltung organisiert - bei dieser Gelegenheit wurde auch
erstmals in Linz für 15 min Freies Radio gesendet. Schließlich
fand sich auch eine Gruppe, die sich dem eigentlichen Sinn des Mediums widmete,
nämlich Sendungen zu produzieren, um diese auch tatsächlich zu
senden. Ab dem 9. August war jeden Freitag um 20 Uhr auf der Frequenz 103,45
MHz ein zusätzlicher Radiosender in Linz zu hören.
In diese Zeit fiel auch der, wie sich später herrausstellte, vermeintlich
erhoffte Umbaubeginn der KAPU. Auf der Suche nach geeigneten Büroräumen
für diese Zeit nahmen wir auch Kontakt mit dem OK - Offenes Kulturhaus
- auf, dessen damaliger Leiter Günther Stockinger (aufgrund der Konzeption
des Hauses) Räumlichkeiten nur für Projekte vergeben konnte. Das
Projekt RADIOLABOR wurde entwickelt, vom OK genehmigt und vom 26.10. - 2.11.91
durchgeführt. In dieser Woche wurde im Saal des OK eine Radioausstellung
präsentiert und ein Radiostudio eingerichtet. Die Ausstellung zeigte
die technische Entwicklung des Mediums Radio, die Geschichte des Radios
in Österreich und stellte verschiedenste Freie Radios in Europa vor.
Das Radiostudio war eigentlich für ein Hausradio gedacht, das mit Hilfe
eines kleinen Senders ausgestrahlt werden sollte. Da uns dieser Sender vom
ORF dann doch nicht zur Verfügung gestellt werden durfte, entschied
sich der Intendant des Landesstudios OÖ, Hannes Leopoldseder, kurzfristig
Sendezeit auf Radio OÖ für diese Woche freizugeben. Daraus entwickelte
sich später die Idee des OFFENEN RADIOS auf Radio OÖ, einem Programmfenster,
das OÖ Künstlern und Kulturgruppen die Möglichkeit bietet,
ihr eigenes Programm auszusenden und das auch heute noch Sonntags ab 19
Uhr 10 auf Radio OÖ zu hören ist.
Diese Möglichkeit wurde auch später immer wieder von der KAPURADIOSHOW
genutzt, weiters fanden in der KAPU öfters Live-Radioshows statt, so
z.B. am 3.7.92 mit Babelfisch, Shirts Alive & den Gebrüdern Schmidt.
Das nächste größere Projekt des Radiolabors wurde vom 22.-26.
Juni 92 im Rahmen der ARS-Electronica realisiert - unter dem Motto "Resonanzen"
wurden täglich Berichte zum Festival über die Frequenz von Ö3
live gesendet, auch am Heimspiel-Projekt "Dirt World" im Posthof
beteiligte sich das Radiolabor mit einer Live-Sendung. Aufgrund einer Initiative
der GFK, Gesellschaft für Kulturpolitik, wurde am 12. & 13.3.93
auf der Uni-Linz und in der Arbeiterkammer ein Radiowochenende organisiert
- aus dieser Veranstaltung entwickelte sich im Laufe der Zeit das FRO -
Freies Radio OÖ - das heute an der Realisierung eines Freien Radios
in Oberösterreich arbeitet. Weiters organisiert FRO eine Radiowerkstatt,
bei der regelmäßig für das Offene Radio Sendungen produziert
werden. Das FRO erreicht man in der Linzer Stadtwerkstatt, Kirchengasse
4, 4040 Linz, Tel.: 0732/731209, e-mail: fro@servus.at. Die FRO-Radiowerkstatt
trifft sich jeden Freitag um 19.00 eben in der STWST und lädt alle
Interessierten ein, zu kommen und mitzuarbeiten.
geschichte veranstaltungen 85-96 statements
Oktober 96
wir lesen hören schauen linz