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PROBERÄUME IN DER KAPU

(Nov. 91-Juni 92)
seven siouxNachdem der geplante Umbau Juni 1991 schlicht und einfach nicht stattfand, zogen wir im November dieses Jahres wieder in unser angestammtes Haus ein, die SJ blieb jedoch im Exil im SP-Büro in der Landstraße. Dadurch standen ihre Räume zur freien Verfügung, eine Situation, die sofort von der damaligen Nachwuchsband TOM´S LESION, sowie einer - leider nie verwirklichten - Frauenband genutzt wurde. Hier wurde sozusagen der Grundstein für eine zweite Generation von KAPU-Bands, nach STAND TO FALL, TARGET OF DEMAND etc. gelegt. Weiters konnten - durch das im Haus vorhandene Equipment - Sonntags freie (Punk-)Jam Sessions im KAPU-Beisl durchgeführt werden, die sich wöchentlich mit dem Frauencafe abwechselten. Bald zogen auch weitere Bands in die Proberäume ein: IEP, KLASSENORDNER, BABELFISCH und SHY, und auch für Projekte und Sessions war Platz. So wurde etwa für die KAPU-Radioshow am 3.7.92 hauptsächlich im Haus geprobt (GEBRÜDER SCHMIDT, SHIRTS ALIVE). Insgesamt eine sehr kreative und motivierende Phase. Leider ließen die räumlichen Verhältnisse keinen weiteren regelmäßigen Probebetrieb mehr zu. Allerdings wird auch weiterhin der Saal von Bands als Ausweichmöglichkeit zum Proben genutzt, wie zuletzt etwa von YIELD 7, SASA KROMA oder ATTWENGER.

KAPU-UNTERWEGS

(7.92 - 9.93)
Im Juli 1992 war es nun wirklich soweit, die Umbauarbeiten im Haus begannen. Für uns bedeutete dies einerseits den Verlust unseres angestammten Veranstaltungsplatzes, andererseits auch die Chance, als Kulturverein unsere Unabhängigkeit und auch Überlebensfähigkeit ohne das Haus (ev. für "schlechtere" Zeiten) zu beweisen. Unser Büro war in diesem Jahr in einem Container neben der Baustelle untergebracht. Veranstaltet wurde in der Stadtwerkstatt, im KANAL, auf der UNI (LUI & Mensa), im Phönix, im Schl8hof Wels, sowie im KRAFTWERK Steyr. KAPU UNTERWEGS war ein wichtiger Schritt auf andere, "verwandte" Kulturvereine/Plätze zu, und schuf Kontakte, die die KAPU aktiv in einen größeren Zusammenhang stellten.
lungfishTrotz dieser ungewohnten Situation stürzten wir uns in einige Projekte, sowie außergewöhnliche Veranstaltungen. Begonnen wurde unser Exil mit dem Durchbrechen des Sommerlochs, als sich DJ DSL und MC Sugar Bee in der STWST schützend vors Vinyl stellten. Neben Veranstaltungen wie "Nachschub" oder dem Mitwirken am Heimspiel bildeten heimische Bands einen wichtigen Schwerpunkt in unserem Programm. Immerhin boten wir in diesem Jahr 42 mal österreichischen Acts eine Auftrittsmöglichkeit. Beim "Muttersprachefest" wurden den Texten der heimischen Bands besondere Aufmerksamkeit geschenkt, für das dazugehörige erweiterte KAPU-Zine bekamen wir gehöriges Lob vom TRUST. Im Herbst 92 entstand außerdem noch der "Holy Sampler", eine Tape-Compilation, auf der sich lokale Bands (u.a.: Deadzibel, Groove, Seven Sioux und Ex Machina) mit dem Thema "Weihnachten" auseinandersetzten. Der Sampler wurde als Geschenk bei der KAPU Exil-Weihnachtsparty in der STWST verteilt. Aufgenommen wurden die Nummern von Marc Vojka gemeinsam mit Klausi, der hier offensichtlich Blut leckte...
Der Frühling brachte uns, neben Bands wie THE NOTWIST oder OFFSPRING auch noch das "SPRAYCANART Graffity Projekt), das neben hervorragenden Sprayern (remember Udos Auto) auch interressante Diskussionen und Schönheitsfeler in den Welser Schl8hof brachte. Nebenbei waren wir auch noch an verschiedenenen Radioprojekten (Dirt World Radioshow, Radiolabor, Radiowochenende etc.) beteiligt und machten einen Ausflug mit dem Phönix zum Steirischen Herbst.

kapuradioshow

RADIO

Die Idee eines "Freien Radios" - eine Idee, die im benachbarten Ausland schon lange gegessen war - beschäftigte ab dem Jahr 91 eine Vielzahl künstlerischer, kultureller und gesellschaftlicher Initiativen. Einer der wichtigsten Wegbereiter für diese Initiative war sicher der "Boiler" in Wien, eine aus dem Umfeld des FLEX entstandenen Gruppe. Nicht zu unterschätzen natürlich auch F.E.R.L., die Europäische Föderation Freier Radios, die zusammen mit Radio Agora, einer Radioinitiative der Kärntner Station der internationalen LONGO MAI-Kommune an einer Verwirklichung der Idee eines Freien Radios in Österreich arbeiteten.
Der wichtigste Ansatz der KAPU in dieser Radiodiskussion war wohl die Frage, warum hier so viele lässige Bands spielen und man sie nie im Radio hört ... Lösung: Machen wir doch ein eigenes! Die Idee der KAPURADIOSHOW wurde geboren, monatlich wurde ein Kassettenradio veröffentlicht, auf dem hauptsächlich das Veranstaltungsprogramm der KAPU vorgestellt wurde. Bald beteiligte sich das Schwertberger KANALRADIODIREKT an der Produktion und Vertrieb des Taperadios.
Parallel zur praktischen Arbeit wurde auch an den rechtlichen Voraussetzungen, die zur Schaffung eines Freien Radios notwendig sind, gefeilt. Im Februar 91 stellte die KUPF - Kulturplattform OÖ - einen Antrag an die Post und suchte um die Bewilligung zur Errichtung und den Betrieb einer Privatfernmeldeanlage an. Um die Idee eines Freien Radios in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, wurde am 6. Mai 91 im Theater Phönix eine Informations- und Diskussionsveranstaltung organisiert - bei dieser Gelegenheit wurde auch erstmals in Linz für 15 min Freies Radio gesendet. Schließlich fand sich auch eine Gruppe, die sich dem eigentlichen Sinn des Mediums widmete, nämlich Sendungen zu produzieren, um diese auch tatsächlich zu senden. Ab dem 9. August war jeden Freitag um 20 Uhr auf der Frequenz 103,45 MHz ein zusätzlicher Radiosender in Linz zu hören.
In diese Zeit fiel auch der, wie sich später herrausstellte, vermeintlich erhoffte Umbaubeginn der KAPU. Auf der Suche nach geeigneten Büroräumen für diese Zeit nahmen wir auch Kontakt mit dem OK - Offenes Kulturhaus - auf, dessen damaliger Leiter Günther Stockinger (aufgrund der Konzeption des Hauses) Räumlichkeiten nur für Projekte vergeben konnte. radiolaborDas Projekt RADIOLABOR wurde entwickelt, vom OK genehmigt und vom 26.10. - 2.11.91 durchgeführt. In dieser Woche wurde im Saal des OK eine Radioausstellung präsentiert und ein Radiostudio eingerichtet. Die Ausstellung zeigte die technische Entwicklung des Mediums Radio, die Geschichte des Radios in Österreich und stellte verschiedenste Freie Radios in Europa vor. Das Radiostudio war eigentlich für ein Hausradio gedacht, das mit Hilfe eines kleinen Senders ausgestrahlt werden sollte. Da uns dieser Sender vom ORF dann doch nicht zur Verfügung gestellt werden durfte, entschied sich der Intendant des Landesstudios OÖ, Hannes Leopoldseder, kurzfristig Sendezeit auf Radio OÖ für diese Woche freizugeben. Daraus entwickelte sich später die Idee des OFFENEN RADIOS auf Radio OÖ, einem Programmfenster, das OÖ Künstlern und Kulturgruppen die Möglichkeit bietet, ihr eigenes Programm auszusenden und das auch heute noch Sonntags ab 19 Uhr 10 auf Radio OÖ zu hören ist.
Diese Möglichkeit wurde auch später immer wieder von der KAPURADIOSHOW genutzt, weiters fanden in der KAPU öfters Live-Radioshows statt, so z.B. am 3.7.92 mit Babelfisch, Shirts Alive & den Gebrüdern Schmidt. Das nächste größere Projekt des Radiolabors wurde vom 22.-26. Juni 92 im Rahmen der ARS-Electronica realisiert - unter dem Motto "Resonanzen" wurden täglich Berichte zum Festival über die Frequenz von Ö3 live gesendet, auch am Heimspiel-Projekt "Dirt World" im Posthof beteiligte sich das Radiolabor mit einer Live-Sendung. Aufgrund einer Initiative der GFK, Gesellschaft für Kulturpolitik, wurde am 12. & 13.3.93 auf der Uni-Linz und in der Arbeiterkammer ein Radiowochenende organisiert - aus dieser Veranstaltung entwickelte sich im Laufe der Zeit das FRO - Freies Radio OÖ - das heute an der Realisierung eines Freien Radios in Oberösterreich arbeitet. Weiters organisiert FRO eine Radiowerkstatt, bei der regelmäßig für das Offene Radio Sendungen produziert werden. Das FRO erreicht man in der Linzer Stadtwerkstatt, Kirchengasse 4, 4040 Linz, Tel.: 0732/731209, e-mail: fro@servus.at. Die FRO-Radiowerkstatt trifft sich jeden Freitag um 19.00 eben in der STWST und lädt alle Interessierten ein, zu kommen und mitzuarbeiten.


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Oktober 96


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