1. Entwurf, 13.12.1998

Positionspapier der Freie Szene Linz zum Kulturenwicklungplan

Der Kulturentwicklungsplan soll vor allem der "Entwicklung einer linz-spezifischen kulturellen 'Corporate Identity' und der Ermunterung und Förderung von kulturellen und künstlerischen Ideen" dienen. (Zitat KEP Vorwort Grundlagenentwurf).

Neuer Weg - die Förderung der Freien Szene

Wenn die Stadt Linz jetzt an der Jahrtausendwende ihre bisherige Förderpolitik in Sachen Kunst und Kultur überdenkt und neu positioniert stellt ich die vordergründige Frage, wie kann sich Linz in internationalen Kulturstädtewett-bewerb ein eigenständiges und unverwechselbares Profil verschaffen.

Bislang ging man den Weg vornehmlich die heimische Bevölkerung mit einem breitgestreuten Kulturangebot zu versorgen. Das Motto Kultur für alle. Unter dieser Leitlinie förderte die Stadt Linz die Stätten der Hochkultur die ausschließlich in der Trägerschaft der Öffentlichen Hand sind, Brucknerhaus, Landestheater, Neue Galerie, Nordico, Posthof und das Ars Electronica Center und die Ausbildungeinrichtung Hochchule für industrielle und künstlerische Gestaltung. Ebenso gefördert wurde die sogenannte Volkskultur unter dem Titel Stadttteilbelebung, ein Netz an Volkhäusern und Bibliotheken. Auch die sogenannten Freie Szene mit den Einrichtungen Theater Phönix, Stadtwerkstatt, Kapu, Kupf-Büro, und seit kurzen auch des Freie Radio FRO, aber auch Projekte der Freien Szene, wie z. B. Times Up und die Fabrikanten wurden gefördert.

Die Stadt Linz sorgte zudem für Anlässe, bei der die Förderung der heimischen Szene und des heimischen künstlerischen und kulturellen Potentials in Vordergrund standen. Es war nicht nur die Einbindung der heimische Szene in das internationale Festival Ars Electronica, sondern das waren auch LinzKunst KunstLinz bei der 500 Jahrfeier der Landeshauptstadt Linz, und nicht zuletzt bei Job Net Gen Fun beim Europäischen Kulturmonat.

Was bei diesen Bemühungen der Stadt, die Stadt Linz von anderen Städten tatsächlich unterscheidet, ist, daß sich hier in dieser Stadt etwasEinmaliges entwickelt hat, die "Kunst im öffentlchen Raum". Keine einzige andere Stadt hat in diesem Bereich soviele Anlässe und soviele Beiträge, wobei viele auch von der heimischen Szene bestritten wurden. Wenn es also über die letzten zwei Jahrzehnten eine wirkliche Entwicklung und Innovation abzulesen ist, dann ist es in diesem Bereich. Die Kunst im Öffentlichen Raum ist aber auch eine Kunst in den neuen medialen Räumen, wie hinlänglich durch das Festival Ars Electronica unter beweis gestellt wurde.

Zwei Innovationen zeichnen die Stadt Linz aus:
Das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft, Ars Electronica und die Kunst im Öffentlichen Raum mit der Klangwolke und den Ereignissen im Öffentlichen Raum wie sie beim europäischen Kulturmonat zu sehen waren. Dies sind auch die Leistungen, die Linz von anderen Städten abhebt und Linz ein eigenständiges Profil verschaffen.

Nicht unwesentlich für diese Entwicklung trug die Freie Szene dazu bei. Das sie dies leisten konnte ist sicherlich nicht nur darin erklärbar, das sie zu den Anlässen miteingebunden wurde, sondern daß sie durch die Einrichtungen auch kontinuierlich gefördert wurden. Dieses Erfolgsrezept fußt also auf zwei Standbeinen. Die Einbindung der heimischen Szene in Anlässe und die kontinuierlcihe Förderung von unabhängigen Einrichtungen in deren Umfeld die kreativen und innovativen Kräfte eine Operationbasis vorgefunden haben.

Wenn nun die Stadt LINZ sich verstärkt international positionieren möchte, "denn die zunehmenden Städtekonkurrenz im Europa der Regionen erfordert die Herausarbeitung und Stärkung einer unverwechselbaren Identität" (Zitat: Vorwort im Kep Grundlagenentwurf, Bürgermeister Dr. Dobusch und Kulturstadtrat Dr. Dyk), dann sollte die Stadt Linz jenen Weg weiterbeschreiten, den sie bereits eingeschlagen hat. Und an diesem Punkt ist sicher Kritik angesagt. Die Stadt Linz verhält sich äußerst indiefferent. Während noch am Kulturentwicklungsplan gearbeitet wird gibt die Stadt Linz offiziell der Bau zweier Kulturriesen wie die Kunsthalle und das Musiktheater bekannt.

Gerade mit diesen Einrichtungen wird es äußerst paradox, wie man da isch von anderen Städten unterscheiden will. Wie will man diesen Wettbewerb außer mit enorm viel zusätztlichem Kapital unverwechselbar und eigenständig werden. Alleine im deutschsprachigen Raum gibt es an 30 vergleichbare Objekte. Und die Programmierung wird immer schwieriger und kostspieliger. Das jetzt die Stadt Linz so spät im Bereich der Oper und der Bildenden Künste nachziehen will, spricht eher für vollkommene Wahllosigkeit als für eine klare Positionierung von Linz. Die freie Szene ist der festen Überzeugung, daß man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann und die Stadt Linz eine klare Schwerpunkte in ihrer Förderpolitik setzten muß. Das heißt die heimische Szene auch International zu plazieren, um aus Linz auch einen Kunst und Kulturartikel zu machen.

Der Ansatz der Freien Szene lautet!
## die verstärkte Förderung der heimischen Kunst und Kultur.

## die Förderung eines erweiterten Kultur und Kunstbegriffes, wie zum Beispiel die Kunst und Kultur im Öffentlichen Raum

## das Schaffen von Anlässen

## die Internationalisierung der Kunst und Kultur, die Förderung des Austausches und die Förderung von Export von "Linzer Kunst und Kultur"

Um die verstärkte Förderung der heimischen Freien Szene effektiv zu gestalten, bedarf es zweier Förderansätze. Das sind der Kunst- und Kultur Innovationstopf und die verstärkte Förderung der Freien Szene mit ihren bestehenden Einrichtungen.

Kunst und Kultur Innovationstopf
jährlich 8 Millionen

Förderung neuer Projekte, Strukuren und Arbeitsplätze, die das Umfeld der heimische Szene stärken, die Produktivität der heimischen Szene fördern, die zum Kunst und Kulturaustausch beitragen, und die Internationalisierung und den Export heimischer Kunst und Kultur fördern.

Die Richtlinien bzw. Kriterien zur Vergabe von Förderungen unterliegen entweder der Gemeinnützigkeit, oder der Innovation im Sinne eines erweiterten Kunst- und Kulturbegriffes, Medienprojekte, Internationalisierung

Dieser Topf soll die Erneuerung und Erweiterung von Kultur- und Kunstprojekten vorantreiben. Es geht darum, die Entwicklung der heimischen Innovation und Kreativität abseits des bestehenden Marktes zu fördern.

Für Entwicklung und Professionalisierung der Freien Szene bedarf es eines Umfeldes. Das sind diverse Proficenter unerschiedlichen Formats, die einerseits durch Vermittlung, organisatorische Unterstützung und produktionstechnische Unterstützung diverse Projekte unterstützen sollen. Das können aber ebenso auch Dokumentations-, aber auch Koordinationstellen sein.

Dann bedarf es verschiedener Projektbüros, die sich unterschiedliche Aufgaben stellen und Kristallisationpunkte innerhalb der Freien Szene bilden, mit denen einzelnen Künstlerinnen oder Künstlergruppen kooperieren, die den Diskurs fördern oder zur Auseinandersetzung innerhalb der Szene beitragen.

konkrete Förderansätze

## personalfoerderungen für 20 bis 30 halb bzw volltag arbeitsplätze im kultur-kunst

## fuer fuenf bis zehn dezentralen, produktionsstätten (raum und regiekosten) es soll ein infrastrukturfoerdertopf geben:

## die Schaffung eines Atelierhauses bzw eines Loftcenters, in dem Projekten, Arbeitskollektiven und auch einzelnen Künstlerinnen und Künstlern für mehrere Jahre eine solide Arbeitsstätte zur Verfügung gestellt wird. Wichtiger Nebenaspekt ist der informelle Austausch, der durch ein solches Projekt gefördert werden kann. Dies gilt vor allem auch den Kunsthochschulabgängern, die nach Abschluß der Ausbildung keine wirklichen Strukturen vorfinden, an denen sie die freie künstlerische Entfaltung weiter entwickeln können.

## zur Anschaffung und Erneuerung von Technologie und Geraetschaft

Die verstärkte Förderung der bewährten Szene
die höhe dieses topfes ergibt sich aus der höhe der forderungen

Times Up 0,55 Mil Erhöhung
Für die strukturelle Aufrechterhaltung der Homebase im Hafen für die Mechanische Werkstätte, für 150m2 großen Veranstaltungraum, Digitales Ton- und Videostudio, Grafikstudio, Elektronikwerkstätte, Fotolabor, 1 Gastatelier, 1 Schlafkoje

Die Fabrikanten 0,1 Mil Erhöhung
Wir fordern von der Stadt Linz als Subventionsgeber kurzfristig eine Verdoppelung unseres jährlichen Projektbudgets auf ÖS 200.000,- und mittelfristig eine Verdoppelung dieses Budgets. Weiters die Möglichkeit anteilige Personalkosten und Infrastrukturkosten bei Subventionsabrechnungen geltend machen zu können. Für die Richtigkeit der Angaben der aliquoten Strukturkosten wird die Steuer- und Wirtschhaftsprüfungskanzlei "Leitner und Leitner "garantieren. Mit diesem Usus soll ebenso fuer andere Subventionsempfänger die auch kommerzielle Auftragsarbeiten abwickeln ein Argument der wettbewerbsverzerrendenden Subventionierung entkräftet werden.

Theater Phönix 1,2 Mil Erhöhung
Die seit 1.1.97 gültige Werkvertragsregelung hat dem Theater Phönix einen Mehraufwand von durchschnittlich ca. 1,2 Millionen Schilling pro Jahr verursacht; diese Tatsache führte zu einer nicht unwesentlichen Verschuldung, deren Tilgung in keinster Weise geklärt ist; im Gegenteil, das Ansteigen der Schulden ist von unserer Seite nicht vermeidbar und scheint - wenn nicht von seiten der Subventionsgeber eingegriffen wird - unausweichlich. Somit ist eine starke existentielle Gefährdung des Theater Phönix gegeben. Andere Gesetzesänderungen wie beispielsweise die Sozialversicherungspflicht geringfügig Beschäftigter verursachen ebenso zusätzliche Ausgaben, die im Budget nicht vorgesehen sind und auch nicht sein können.

Radio FRO 0,45 Mil Erhöhung
Die imJahr 1998 zusagte Subvention belief sich in der Höhe von 1 Mil. Schilling zur Förderung der Jahresbetriebes von Radio FRO. Tatächlich hat Radio FRO 0,55 Mil bekommen, da die weiteren Fördergeber wie das BKA Sektion Kunst ebenso nur 0,5 Mil zur Verfügung stellten. Um einen kontinuierlichen Sendebetrieb und eine entsprechende Programmvielfalt des Freien Stadtradio zu gewähren bedarf es einer Jahresförderung für den laufenden Betrieb von 1 Mil.

Stadtwerkstatt 0,3 Mil Erhöhung
Für die verbesserung der Gehaltsituation da seit 1994 der Stand der Löhne gleichgeblieben ist. Der Grad der Selbstausbeutung hat das Maß der Erträglichkeit überstiegen.

Kapu 0,2 Mil Erhöhung

servus.at Mil 0.2 Erhöhung

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Anhang

detaillierte angaben aus den einzelnen häusern