POSITIONSPAPIER FREIE SZENE LINZ version 1.0 beta


in Sache Kunst- und Kulturentwicklung
Richtet sich an die Stadt Linz
Ergeht an:
Bürgermeister Dr. Franz Dobusch, Stadtrat Dr. Reinhard Dyk, Kulturdirektor Mag. Siegbert Janko, an die Fraktionsvertreter der im Gemeinderat vertretenen Parteien, an die Presse weiters:
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Landesrat DI Erich Haider, Kultursprecher der im Landtag vertretenen Parteien, Landes-kulturdirektion, Staatssekretär Dr. Peter Wittmann, Sektionschef Dr. Andreas Mailath-Pokorny,


Offenes Forum Freie Szene Linz

Die Fabrikanten, Fern, Gosh City, Kapu, Sobini, Kunstraum, Kupf, Moviemento, perpektiva, Radio Fro, Stadtwerkstatt, Theater Phönix, Time'sUP, Trainspotters Unlimited, Yuri(RR),

peter androsch, chris althaler, beni altmüller, sylvia amann, norbert artner, peter arlt, tina auer, sam auinger, alexander baratsits, alexander barth, astrid benzer manfred berghammer, uli böker, anatol bogendorfer, tim boykett, didi bruckmayr, udo danielzyk, gerhard dirmoser, fadi dorninger, christine eder, bert estl, astrid esslinger, franz fend, paul fischnaller, ingo furich, christoph fürst, harry gebhartl, martin greunz, markus gruber, wiltrud hackl, marlene haderer, doris haider, silke hametseder, gottfried hattinger, peter hauenschild, didi hochhauser, regina-eva-hofbauer, klaus hollinetz, kurt holzinger, petra hopfgartner, patrick huber, andrea hummer, claudia hutterer, monika jaksch susi jirkuff, eugenie kain, gabriele kepplinger, erich klinger, martina kornfehl, eva maria kosa, alexander kraus, michaela kritzinger, phillip kroll, hans kropshofer, stefan kurovsky, thomas lehner, martin lengauer, andi liebl, georg lindorfer, marc 9, ion maier, karl heinz maier, patricia maier, pepi maier, andrea mayer-edoloeyi, just merit, david moises, klaus mosbauer, vinzenz naderer, dieter niederhumer, markus panholzer, tassilo pellegrini, gerti plöchl, reinhard pohl, wolfgang preisinger, doris prenn, franz primetzhofer, ella raidel, uschi reiter, harald renner, maria richle, maren richter, priska riedl, georg ritter, otto sachsinger, herbert u. helga schager, manuel schilcher, michaela schoissengeier, harald schmutzhard, olivia schütz, mexx seidl, elfi sonnberger, johannes staudinger, daniel steiner, andreas strauss, klaus taschler, christoph tautscher, gert trautner, gitti vasicek, marc vojka, andi wahl, martin wassermair, anja westerfölke, ursula witzany, alois wohlmuther, andi wolf, rainer zendron, berthold zettelmeier, petra zöpnik


Status Quo

Die Politik tendiert dazu, den Staat aus seinen Verantwortungen zurückzunehmen, so auch die Kulturpolitik. Gleichzeitig geht aber der Trend dahin, Kunst und Kultur mehr und mehr in den Dienst von Image-Bildung zu stellen. Städte, Regionen, Staaten unternehmen europaweit zusehends Anstrengungen, sich über den Faktor "Kultur" Identität und ein unverwechselbares Profil zu verpassen.

Mit dem Rückzug der öffentlichen Hand aus gesellschaftlichen Aufgaben wird seitens der Politik an eine "zivile Gesellschaft" appelliert. Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, sich zum Wohle der Gemeinschaft zu organisieren. Wie das aber funktionieren soll ist unklar, denn die öffentliche Hand hat soweit keine Modelle. Vor allem die Finanzierungsfrage ob Staat oder Privatförderung durch Stiftung ist ungeklärt.

In der Zwischenzeit verhält sich die Kulturpolitik konträr, denn die nach wie vor steigenden Kulturbudgets dienen dazu, weitere repräsentative Kulturbauwerke zu errichten oder fließen aufgrund von Verpflichtungen zu steigender Kontinuität in mittlere und größere Einrichtungen der öffentlichen Hand. Die Mittel aus den zuständigen Ressorts zur Förderung unabhängiger Kultureinrichtungen, KünstlerInnen, freier Gruppen oder Projekte bleiben seit Jahren mehr oder weniger gleich. Die Anzahl und das Aufkommen der Förderansuchen in diesem Bereich erhöht sich kontinuierlich und laufende Projekte sehen sich von Jahr zu Jahr steigenden Kosten gegenüber. Dabei schlägt nicht nur die Indexsteigerung, sondern auch eine zunehmende Abgabenbelastung wie z. b. die neue Werkvertragsregelung, Sicherheitsgebühren zu Buche.

Das, was in den letzten Jahrzehnten seitens der Kulturpolitik dementiert wurde, daß die Förderung der Hochkultur zu Lasten der freien Kultur gehe, kann nicht mehr bestätigt werden. Es besteht die Befürchtung, daß in Linz mittelfristig durch Neubau von Musiktheater, Kunsthalle und Kulturpark der erhöhte Bedarf an laufenden Kosten Engpässe im Kulturbudget verursacht, die sehr wohl zu Lasten der Freien Szene gehen. Aus diesem Szenario läßt sich ein neuer, bzw. alter "Kulturkampf" ausnehmen. Das ist nicht der Kulturkampf der FPÖ, ein Kampf gegen die Kultur, sondern das sind die wettbewerbsverzerrenden Vorteile der sogenannten "etablierten Hochkultur" gegenüber freier Kultur.

Verblüffend ist, daß jetzt in Linz am Ende des 20. Jahrhundert verstärkt auf repräsentative Kulturbauten gesetzt wird. Diese aus dem 19. Jh. stammenden völlig überholten Konzepte können doch nicht im leisesten Antwort auf die Herausforderung des Informationszeitalters geben. Man wird den Verdacht nicht los, daß der Bauindustrie zu Aufträgen verholfen wird, und nicht Strategien erarbeitet werden, wie mit Kunst und Kultur auf die veränderten Bedingungen in der Informationsgesellschaft eingegangen werden kann. Da geht es um Prinzipielles, wie Arbeit und Freizeit, aber auch darum, wie der Mensch angesichts der Informationsflut und vielseitigen Angeboten am gesellschaftlichen Leben selbst mitgestalten kann.

Da man sich der Sache doch nicht so sicher ist, strengt die öffentlichen Hand Diskussionsprozesse an. Als österreichische Kommune beispielhaft, arbeitet die Stadt Linz an einem Kulturentwicklungsplan, die Sektion Kunst im Bundeskanzleramt erstellt ein Weiszbuch zur Reform der Kulturpolitik in Österreich, und auf Ebene des Landes Oberösterreich wurde schon vor Jahren der Landeskulturbeirat eingerichtet, an dessen Bedeutung gezweifelt werden kann, da insbesondere couragierte Empfehlungen wie die Basisföderung Freier Radios von der Landesregierung nicht umgesetzt werden.


Kurzer Abriß zur momentanen Situation in Sachen Kunst- und Kulturförderung:

Europa:

Die Kulturförderungen der Europäischen Union tragen nur zu einem kleinen Teil zur Realisierung von Kulturprojekten bei. Geringe Budgetausstattung und komplizierte Einreichverfahren führen dazu, daß nur rund 15 % der eingereichten Projekte zum Zug kommen. Der vorliegende Vorschlag für ein neues Förderprogramm "Kultur 2000" wird dem vom kulturellen Sektor dringend artikulierten Korrekturbedarf der EU-Kulturförderung bei weitem nicht gerecht.

Die KUPF fordert deshalb gemeinsam mit dem kulturellen Sektor und dem European Forum for the Arts and Heritage (EFAH): im Rahmen des neuen Kultur 2000 - Programms für mehrjährige Kooperationsabkommen und innovative Projekte ein Budget von mindestens 250 MECU bis zum Jahr 2004 zur Verfügung zu stellen, sowie durch die Strukturfonds der Union die Förderung des Zusatznutzens (Beschäftigung, soziale Integration, Kooperation mit den osteuropäischen Staaten, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, etc) der von Kulturprojekten ausgehen kann. Letzteres in enger Kooperation mit den zuständigen Stellen bei Bund, Land und Stadt.

Bund:

Der Bund hat bereits Anfang der 90er Jahre im Hinblick auf die Bedeutung der freien Initiativen in der Kunst- Kultur und Medienentwicklung bewußt adäquate neue Abteilungen und Fördertöpfe eingerichtet. Jetzt überdenkt der Bund seine Kulturförderpoltik. Beabsichtigt ist von Gießkannenprinzip und Strukturförderung ausschließlich zur Projektförderung überzugehen. Mit dem derzeit in Diskussion befindlichen Weiszbuch strebt die Kunstsektion eine Reform der Kulturpolitik in Österreich an.

Die IG Kultur reagierte darauf mit der Herausgabe des schwarzen Buches, in dem der schon zwei Jahre andauernde Prozeß innerhalb der Szene der autonomen Kulturarbeit in einen kulturpolitischen Forderungskatalog mündete. Die IG-Kultur Österreich fordert für den Budgetvoranschlag des Jahres 2000 eine Anhebung des operativen Budgets der Kunstsektion, das für zeitgenössische Kunst und Kultur gewidmet ist, auf öS 2 Mrd.

Land:

Das Kulturbudgets 99 des Landes Oberösterreich verdeutlicht ebenso den Trend und setzt verstärkt auf Hochkultur, bzw. Repräsentationskultur. Die Erhöhung des Budgets geht zu Gunsten der Ausfinanzierung von Umbauten des Offenen Kulturhauses, dem geplanten Musiktheater und dem Musikschulwerk. Die Kostenentwicklung der landeseigenen Einrichtungen ist progressiv und beeinflußt den Finanzierungsspielraum unabhängiger Einrichtungen, Initiativen und direkter Kunstförderung.

Stadt:

Die Stadt Linz ist dabei,einen Kulturentwicklungsplan zu erarbeiten, der die Leitlinien der städtischen Kulturpolitik für die nächsten 10-15 Jahre festlegen soll. Darin wird erklärt: "Bei selbstverständlicher Wahrung des kulturellen Erbes und seiner qualitativ hochstehenden Pflege gilt es also, die Kreativität und das Innovationspotential der lokalen und regionalen Initiativen, Gruppen und Institutionen zu fördern, sich mit allen zeitgenössischen Ausdrucksformen von Kunst und Kultur sowie mit internationalen Erfahrungen und Tendenzen offen auseinanderzusetzen."

Die Stadt Linz verhält sich aber widersprüchlich, da sie mitten in der Diskussion des Kulturentwicklungsplans durch die Ankündigung der Bauten des Musiktheaters und der „Neuen Galerie neu" vollendete Tatsachen schafft. Es gilt also, die positiven Aussagen zur Freien Szene und Kulturidentitätsstiftung durch Innovation auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.


Kulturentwicklungsplan Linz
Position der freien Szene Linz

Der Kulturentwicklungsplan soll vor allem der "Entwicklung einer linz-spezifischen kulturellen 'Corporate Identity' und der Ermunterung und Förderung von kulturellen und künstlerischen Ideen" dienen. …Die zunehmende Städtekonkurrenz im Europa der Regionen erfordert die Herausarbeitung und Stärkung einer unverwechselbaren Identität (Zitat KEP Vorwort Grundlagenentwurf).

DER KULTURENTWICKLUNGPLAN ERÖFFNET FÜR DIE STADT LINZ DIE EINMALIGE CHANCE, NEUE AKZENTE ZU SETZEN UND SICH AUCH NATIONAL UND INTERNATIONAL KLAR UNTERSCHEIDBAR ZU POSITIONIEREN. EIGENTLICH GILT ES, DIE GESETZTEN SCHRITTE MIT ARS ELECTRONICA, DEM EUROPÄISCHEN KULTURMONAT UND DER FÖRDERUNG DER STÄDTISCHEN FREIEN SZENE KONSEQUENT WEITER ZU ENTWICKELN.

Wenn die Stadt Linz jetzt an der Jahrtausendwende ihre bisherige Kulturpoltik überdenkt und neu positioniert, stellt sich die einmalige Chance, den eigenständigen Weg in der Linzer Förderpolitik verstärkt fortzusetzen. Das heißt, Kunst und Kultur im Bereich der neuen Medien sowie die Eigenkreativität und -Produktivität der freien Szene zu unterstützen. Das bedeutet, einen erweiterten Kunst- und Kulturbegriff, prozeßorientierte Entwicklung und die dafür notwenigen Strukturen zu fördern, das heißt aber auch, die Internationalisierung, den Kunst- und Kulturaustausch und den "Export" Linzer Kunst und Kultur zu fördern.

Die freie Szene richtet ihren Appell an die Stadtpolitik, die Förderung in diesem Bereich der freien Produktion und der freien Einrichtungen zu verstärken. Linz kann sein Profil am ehesten unterscheidbar von anderen Kulturstädten machen, indem es auf das eigenschöpferische Potential dieser Stadt setzt. Das Reservoir an KünstlerInnen in dieser Stadt scheint mehr als ausreichend, um Linz tatsächlich über die Kunst eine eigene, unverwechselbare Identität zu geben, im Sinne eines Profils der Vielfallt, fernab der Hoch- und Prestige- ist gleich Event-Kultur, welche im übrigen - da von anderen Städten nicht unterscheidbar - eine Nivellierung und damit Abwertung zum Ergebnis hätte.

Es gilt, Freiräume zu schaffen, in denen Entwicklung und Umsetzung des kreativen Potentials ohne Druck von außen möglich ist, in denen ein Diskurs um Kunst sich aus der Kunst heraus entwickeln kann, ohne, daß die lähmende Wirkung des kulturpolitische Dilemmas in diesem Land, in dieser Zeit diesen nicht nur hemmt, sondern von vornherein verhindert. Es gilt, die oft zitierten 'Freiräume' nicht nur mit großen (politisch wirkungsvollen) Worten in den Raum zu stellen und damit deren Vorhandensein zu behaupten, sondern solche tatsächlich zu schaffen, ideell aber vor allem materiell, also finanziell, zu fördern.

Die Stadt Linz sorgte zudem für Anlässe, bei der die Förderung der heimischen Szene und des heimischen künstlerischen und kulturellen Potentials im Vordergrund standen. Es war nicht nur die Einbindung der heimische Szene in das internationale Festival Ars Electronica, sondern das waren auch LinzKunst KunstLinz bei der 500 Jahrfeier der Landeshauptstadt Linz, und nicht zuletzt bei Job Net Gen Fun beim Europäischen Kulturmonat.

Was bei diesen Bemühungen die Stadt Linz von anderen Städten tatsächlich unterscheidet, ist, daß sich hier etwas Einmaliges entwickelt hat, die "Kunst im öffentlichen Raum". Keine andere Stadt hat in diesem Bereich so viele Anläße und so viele Beiträge, wobei viele auch von der heimischen Szene bestritten wurden. Wenn also über die letzten zwei Jahrzehnte eine wirkliche Entwicklung und Innovation abzulesen ist, dann in diesem Bereich. Die Kunst im öffentlichen Raum ist aber auch eine Kunst in den neuen medialen Räumen, wie hinlänglich durch das Festival Ars Electronica unter Beweis gestellt wurde.

Zwei Innovationen zeichnen die Stadt Linz aus: Das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft, Ars Electronica und die Kunst im öffentlichen Raum mit der Klangwolke und den Ereignissen im öffentlichen Raum, wie sie beim Europäischen Kulturmonat zu sehen waren. Dies sind auch die Leistungen, die Linz von anderen Städten abhebt und Linz ein eigenständiges Profil verschaffen.


Um WAS geht es?

Es geht darum, Kulturpolitk in Hinblick auf den Umbruch in eine zivile Gesellschaft und den Aufbruch in das Informationszeitalter entsprechend zu profilieren. Die Anforderungen sind im Wandel begriffen, deshalb ist es erforderlich, die Förderpolitik neu zu akzentuieren. Eine wesentliche Maßnahme, um auf diese Herausforderungen einzugehen, ist die Förderung von KünstlerInnen, freien Gruppen, freien Projekten und Einrichtungen.

Es geht um einen klaren Auftrag an die öffentliche Hand, entsprechende Produktions- und Rahmenbedingungen für die Freie Szene herzustellen und sie nachhaltig zu fördern. Voraussetzungen, die es ermöglichen, daß kreative Kräfte in Linz arbeiten und sich verwirklichen können.

Die freien Kulturstätten der 80er Jahre können nicht mehr ausschließlicher Ansatz sein, Freiräume und Entwicklungen zu ermöglichen. Nur ein gewisses Maß an infrastruktureller Peripherie d.h. diverse selbstverwaltete Produktionseinheiten, wird in Zukunft entwicklerische Akzente setzen. Dieser Weg führt weg vom Zentrumsgedanken - alles ist an ein Haus gebunden - zur Schaffung vieler Dezentralen, bzw. autonomen Einheiten. Die Netztwerkkultur, wie sie im Internet beispielhaft vollzogen ist, zeigt auf, wie sich klassische Positionen verschieben. Die Vielfalt des Schaffens entsteht in den dezentralen Einheiten.

Das Internet zeigt auch noch eine andere Tendenz in der Kulturentwicklung auf. Der Benützer kann aktiv und passiv die virtuelle Bühne betreten. Die Aktionsräume verlagern sich bis in die Privatheit der Wohnung. Andererseits verlagert sich in der städtischen Kultur die Bühne zunehmend aus den klassischen Zentren, Präsentationsstätten in den öffentlichen Raum. Bühne und Publikumsbereich verschmelzen auf einer Ebene, und nicht selten wird das Publikum zum Akteur. Sowohl Bühne als auch Zentrum, Akteure und Publikum befinden sich in einem Auflösungsprozeß. Kunstwerke werden zu Kommunikationsanleitungen. Ein Begriff wie "Kultur für alle" verwandelt sich zu "Kultur von allen".

Wenn der KEP in Linz die Kultur entwickeln soll, muß man sich zuerst den kulturellen Wandel vergegenwärtigen. Den neuen Anforderungen ist dann mit den bestehenden und neu zu schaffenden Strukturen und Maßnahmen zu entsprechen.

Für die Freie Szene geht es darum, daß die in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse im Kulturentwicklungsplan berücksichtigt werden, um die notwendigen grundlegenden Voraussetzungen zu schaffen, die den Fortbestand und ein aktives Arbeiten sichern. Dazu bedarf es folgender Punkte:

- Unabhängigkeit der Freien Szene,
um die Entwicklung einer eigenständigen und unverwechselbaren Kunst und Kultur in der Region zu ermöglichen. Es hat sich erwiesen, daß freie unabhängige Einrichtungen Dynamik und Diskurs erzeugen, die die Eigenproduktivität, das Experiment und die Fähigkeit zur Selbsorganisation fördern.

- Schaffung von Freiräumen, offene Strukturen
Orte und Strukturen, wo Eigeninitiative, Eigenkreativität und Innovation stattfinden können. Schaffen von Dezentralen. Schaffung möglichst offener Strukturen, wobei diese Offenheit sich auch in den Betreuungsaufwand und in Wartungskosten niederschlagen kann. Keine "Zwangsbeglückung", keine Verordnungen von oben. Gesellschaftliche Segmente abseits des Mainstream und Kommerzialität.

- Strukturförderung

Ohne Struktur ist kein kontinuierliches Arbeiten möglich. Sie ist operative Basis und nötige Voraussetzung, um projektorientiert handeln zu können. Verbesserte Arbeitsbedingungen für die freie Szene durch Unterstützung (laufender) Strukturkosten für freie Gruppen.

- Förderung freier Medienprojekte
Im Hinblick auf die Informationsgesellschaft der Zukunft ist die Förderung freier Medien als Artikulationsforum für aktive BürgerInnen Voraussetzung. Das Bekenntnis zur Medienstadt nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern durch Gewährleistung gleichberechtigter Zugänge zu freien Radiostationen, Kulturservern, Zeitungs- und TV-Projekten.

- Wider die Selbstausbeutung!
Im Gegensatz zur stabilen Basis etablierter Institutionen der öffentlichen Hand, stützt sich die Freie Szene auf ein sehr fragiles Netz, da die materielle Absicherung unzureichend ist. Diese prekären Beschäftigungsverhältnisse gefährden die Kulturarbeit. Völlig ungeklärt und widersprüchlich diskutiert werden derzeit die für die Arbeitsbedingungen entscheidenden Fragen nach der Künstlersozialversicherung sowie des steuerrechtlichen Status der KünstlerInnen.

- Prozeßorientiertes Schaffen
Möglichkeiten für prozeßorientiertes Schaffen, Laborcharakter, Forschungscharakter durch Förderung von Strukturen, nicht unmittelbar ergebnisorientierte Projekte, längerfristiges Arbeiten.

- Internationalisierung der Linzer Kunstszene
Internationalisieren: Öffnen/Vernetzen/Austauschen. "Die Ars allein kann's nicht sein". Stipendien, Forschungsreisen, Kontakte. Zudem muß investiert werden, um internationale Multiplikatoren der Kunstszene an Linz zu binden.

- Nachwuchsförderung Einstiegförderung Starthilfe, für Einzelpersonen (zb. für KunstUni-Abgänger), für neue Gruppen, neue Projekte, neue Eigeninitativen


1. IMPULSTOPF FREIE SZENE NEU

jährlich 20 Millionen

Förderung neuer Projekte, Strukturen und Arbeitsplätze, die das Umfeld der heimische Szene stärken, zur Förderung der Produktivität der heimischen Szene, die zum Kunst und Kulturaustausch beiträgt und die Internationalisierung und den Export heimischer Kunst und Kultur verstärt.

Dieser Topf soll die Erneuerung und Erweiterung von Kultur- und Kunstprojekten vorantreiben. Es geht darum, die Entwicklung der heimischen Innovation und Kreativität abseits des bestehenden Marktes zu fördern.

Die Richtlinien bzw. Kriterien zur Vergabe von Förderungen unterliegen entweder der Gemeinnützigkeit oder der Innovation im Sinne eines erweiterten Kunst- und Kulturbegriffes, mit Schwerpunktsetzung auf Medienprojekten sowie Maßnahmen zur Internationalisierung der unabhängigen Kunstszene.

Grundprämissen für diese Förderungen sind die Gewährleistung von selbstverwalteten Strukturen, besondere Berücksichtigung von Frauenprojekten und Nachwuchsförderung.

Dazu ist die Einrichtung zweier neuer Töpfe vorzunehmen, die insgesamt mit 20 Millionen Schilling dotiert sind. Das sind die Töpfe "Förderung innovativer Projekte" und "Förderung Freie Strukturen" mit einer verstärkten Förderung bestehender Einrichtungen der Freien Szene. Diese beiden Töpfe sollen öffentlich ausgeschrieben, und die eingereichten Projekte durch einen Beirat empfohlen werden.

1.1 Förderung innovativer Projekte

jährlich 10 Mio.

PROZEß - PROJEKT - PRODUKTION - ENTWICKLUNG

Schwerpunkte der Förderung:

* Produktionsorientierung (Schwerpunkt nicht Reproduktion oder Konsum) längerfristige, prozeßorientierte Projekte, Projekte die nicht der Logik medialer Verwertbarkeit folgen.

* Contentorientierung (Diskurs über gesellschaftliche und technologische Veränderungen, kritische Auseinandersetzung mit dem Stellenwert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft, Thematisierung marginalisierter Bereiche)

* Forschungsorientierung (Auswertung jenseits der PR, Risikokapital für Experimente, Laborcharakter) Projekte deren Auswertung nicht in Zuschauerzahlen erfaßbar ist


1.2 Förderung freier Strukturen

jährlich 10 Mio.

RAUM - PERSONAL - PRODUKTIONSMITTEL - WARTUNG - OVERHEAD

1.2.1 AUFBAU VON NEUEN STRUKTUREN

Schwerpunkte der Förderung:

* Innovationscharakter (Technologie Medien,....)
* Stationen für unabhängige Projekte: Produktion + Vermittlung
Produktionsstrukturen
Information-, Koordinationsstellen
Projektbüros
Vertriebsstrukturen
PR- Strukturen
Vermittlungsbüros
* Personalförderungen für 20 bis 30 halb- bzw. Volltagsarbeitsplätze

Für die Entwicklung und Professionalisierung der Freien Szene bedarf es eines Umfeldes. Das sind diverse Stationen unterschiedlichen Formats, die einerseits durch Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit, andererseits organisatorisch und produktionstechnisch eine Vielzahl von Projekten unterstützen sollen. Das können aber ebenso auch Dokumentations-, oder Koordinationstellen sein. Diese Projektbüros, die sich unterschiedliche Aufgaben stellen, bilden Kristallisationspunkte innerhalb der Freien Szene. Einzelne Künstlerinnen oder Künstlergruppen kooperieren mit diesen Einrichtungen. Dadurch wird auch der Diskurs gefördert und zur Auseinandersetzung innerhalb der Szene angeregt.

1.2.2 VERSTÄRKTE FÖRDERUNG DER BEWÄHRTEN EINRICHTUNGEN

Diese Förderung versteht sich als Aufstockung zu den bereits bestehenden Föderungen des laufenden Betrieb dieser Einrichtungen und Organisationen.

Die Fabrikanten 0,2 Mio
Wir fordern von der Stadt Linz als Subventionsgeber kurzfristig eine Verdoppelung unseres jährlichen Projektbudgets auf ÖS 200.000,- und mittelfristig eine Verdoppelung dieses Budgets. Weiters die Möglichkeit anteilige Personalkosten und Infrastrukturkosten bei Subventionsabrechnungen geltend machen zu können. Für die Richtigkeit der Angaben der aliquoten Strukturkosten wird die Steuer- und Wirtschhaftsprüfungskanzlei "Leitner und Leitner "garantieren. Mit diesem Usus soll ebenso für andere Subventionsempfänger die auch kommerzielle Auftragsarbeiten abwickeln ein Argument der wettbewerbsverzerrendenden Subventionierung entkräftet werden.

KV Kapu 0,5 Mio.
Das Tätigkeitsfeld des KV KAPU hat sich in den letzten Jahren dramatisch vergrössert. Internet, Radio, Zeitschriftenpublikation, Studiobetrieb, Förderung junger Bands, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und diverse andere Projekte (Talkvideo, 11 Jahre KAPU etc.) gehören untrennbar zum Aufgabenbereich.
Momentan beträgt die Höhe, der von der Stadt für 3 Jahre zugesagten Subvention 250.000.- Um Strukturell und personell (das Selbstausbeutungsniveau auf ein erträgliches Maß reduzuieren) sinnvoll arbeiten zu können, würden wir 750.000.- benötigen.

perspektiva kulturservice 0,45 Mio.
perspektiva beschäftigt sich seit 1995 professionell mit Kunst- und Kulturvermittlung. Betreut Museen und Ausstellungen und entwickelt freie Projekte im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung. Bis zum heutigen Tag völlig ohne Subventionen. Als einzige freie Kunst- und Kulturvermittlungsgruppe in Linz und Oberösterreich erlaubt die ausschließlich projektbezogene Finanzierung weder, Mittel für die notwendige Infrastruktur des Büros einzuplanen, noch die Entwicklung von experimentellen Langzeitprojekten und Evaluationen im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung. Laufende Jahreskostren ca ATS 450000,-
für Personalkosten, Bürosachkosten, Miete, Telefon, Internet, Bibliothek, Infrasstruktur, Computer,...

Radio FRO 0,85 Mio.
Für 98 wurden Seitens der Stadt für den laufenden Betrieb eine Million Ats in Aussicht gestellt. Tatsächlich hat Radio FRO 0,55 Mill bekommen, da die weiteren Fördergeber wie das BKA, Sektion Kunst ebenso nur 0,5 Mill zur Verfügung stellten. Dieser Umstand führte dazu, daß mit einem extremen Sparbudget nur mit ach und krach der Sendestart anfangs September glücklich über die Runden gebracht werden konnte.
Da 1999 jedoch nicht nur 4 Monate, sondern 12 Monate Programm ausgesrahlt wird, erhöht sich natürlich der finanziellen Bedarf. Für den Ausbau der öffentlich zugänglichen Studios und für die Gewährleistung eines stabilen Stereosignal im Sendgebiet Linz benötigt Radio FRO eine einmalig Investitionsförderung.
Doch auch etwa das quasi fehlende PR-Budget und eine Reihe anderer Posten wie für Redaktion, Senderformat und dergleichen machen dringend eine Erhöhung der Jahresförderung für den laufenden Betrieb auf 1,4 Mio ATS notwendig.

servus.at 0,4 Mio.
Das 1996 gestartete Projekt eines Kunst- und Kulturservers für Oberösterreich benötigt Förderungen für Personal zur redaktionellen Betreuung des Contents, Webmastering, für die Betreuung des Clubraums, Schulungen, sowie für die Ausstattung des Clubraums mit genügend Public Access Terminals.

Stadtwerkstatt 0,6 Mio
- Das vielfältige Betätigungsfeld der Stadtwerkstatt im Spannungsbogen zwischen Struktur/Vermittlung/Kunst/Entwicklung kann nur aufgrund der vorhandenen Struktur (Haus Kirchengasse 4) und dem für die diversen Aufgabenbereiche angestellten Personal getragen und weiterentwickelt werden. Die Gehaltssituation in der Stadtwerkstatt stagniert nun seit 1994. Für die Kulturvereinigung Stadtwerkstatt ist daher eine dringende Verbesserung der Gehaltssituation der Angestellten notwendig. Der Grad der Selbstausbeutung hat das Maß der Erträglichkeit überstiegen. - Darüber hinaus benötigt die Stadtwerkstatt eine Erhöhung des operativen Budgets für Entwicklungsrbeit und für Programmgestaltung.

Theater Phönix 1,2 Mio
Die seit 1.1.96 gültige Werkvertragsregelung hat dem Theater Phönix einen Mehraufwand von durchschnittlich ca. 1,2 Millionen Schilling pro Jahr verursacht; diese Tatsache führte zu einer nicht unwesentlichen Verschuldung, deren Tilgung in keinster Weise geklärt ist. (Nachdem gleichzeitig keine Subventionserhöhungen in den Jahren 1996 und 1997 einhergingen, mußte das Theater Phönix innerhalb des Budgets personell, sozial, strukturell usw. radikal kürzen / einsparen. Trotzdem war bis Ende 1997 eine Schuldenlast von ca. S 2,0 Mio nicht zu vermeiden), im Gegenteil, das Ansteigen der Schulden ist von unserer Seite nicht vermeidbar und scheint unausweichlich. Somit ist eine starke existentielle Gefährdung des Theater Phönix gegeben. Andere Gesetzesänderungen wie beispielsweise die Sozialversicherungspflicht geringfügig Beschäftigter verursachen ebenso zusätzliche Ausgaben, die im Budget nicht vorgesehen sind und auch nicht sein können.
- Das Theater Phönix fordert eine adäquate Erhöhung der Jahressubvention, um vor allem im personellen und strukturellen Bereich seit Jahren dringend notwendige und immer noch ausstehende Verbesserungen vornehmen zu können und den o.e. Mehraufwand durch Werkvertragsregelung etc. in Zukunft von vornherein ausgleichen zu können; um die Unabhängigkeit hinsichtlich der Gestaltung des Spielplans und letztendlich die Freiheit der Kunst und damit der KünstlerInnen im Theater zu schaffen, ist es dringend notwendig, daß die Stadt Linz eine Ausfallshaftung übernimmt.
- Das Land OÖ und die Stadt Linz werden um Sonderfördermittel ersucht, die dazu beitragen, die Altlasten aus der Werkvertrag- und Dienstvertragsituation abzubauen. Aus oben geschilderten Gründen ist das Theater Phönix dazu nicht aus eigener Kraft in der Lage.

Time'sUP 0,75 Mio
Eine zunehmende Zahl junger KünstlerInnen findet die Realisierungsmöglichkeiten für ihre medienübergreifenden Projekte nicht in den traditionellen Institutionen und stößt auf das Labor von Time´s Up zur Realisierung, Entwicklung oder technischen Hilfestellung. Für die strukturelle Aufrechterhaltung der Homebase im Hafen für 2 Halbtagsjobs, für 150m2 großen Veranstaltungraum, Digitales Ton- und Videostudio, Grafikstudio, Elektronikwerkstätte, Fotolabor, die Mechanische Werkstätte, 1 Gastatelier, 1 Schlafkoje laufen die Infrastrukturkosten derzeit auf ca 900.000 ATS, die ausschließlich über Projekte aus dem In- und Ausland finanziert werden.
Die Projektsubvention der Stadt Linz betrrug im Jahr ´98 150.000 ATS

Kindercirkus Sobini 0.4 Mio
Der Verein SOBINI "Kulturprojekt DER ERSTE LINZER KINDERZIRKUS" hat sich zum Ziel gesetzt, als "Cirkusschule" die Circuskünste und Cirkuskultur zu fördern und dazu ein Cirkuszentrum in Linz zu errichten. Die Arbeit wurde bisher ausschließlich ehrenamtlich geleistet. Für die Finanzierung der erhöhten Miete und Personalkosten ist eine Erhöhung der Förderung um 0.4 Millionen nötig.


Allgemeine Forderungen zur Verbesserung der Lage
an die Subventionsgeber:

Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz bereits bestehender Projekttöpfe:

Die Anzahl und das Aufkommen der Förderansuchen im Kulturbereich erhöht sich zunehmend bei mehr oder weniger gleichbleibenden Dotierung der zuständigen Ressorts. Gleichzeitig gibt es teilweise drastische Reduzierungen des operativen Budgets der Abteilungen der Kunstsektoren und der Kulturämter, auch auf grund der nachvollziehbaren Verpflichtungen zu steigender Kontinuität der Förderung von mittleren und größeren Einrichtungen

a) Verstärkte Berücksichtigung neuer Organisations- und Arbeitsformen

i.e.: die bevorzugte Unterstützung des Organisationsmodells „KulturVerein" ist ad acta zu legen, den entstehenden Koproduktionsmodellen wie OEG oder loser Gruppierungen von EinzelkünstlerInnen bei wirtschaftlicher Eigenständigkeit ist Rechnung zu tragen. Im Konkreten: Subventionsmaßnahmen die sich auf Materialleistungen in der Abrechnung beschränken wirken bei den heutigen wirtschaft-lichen Gegebenheiten (Sponsoring besteht in erster Linie aus Materialsponsoring) kontraproduktiv.

Daher erscheint es auch absurd, daß sich der Subventionsgeber hartnäckig dagegen wehrt, mit seiner Subvention auch Künstlerhonorare zu unterstützen; (wohingegen er diese bei der Organisationsform des Kulturvereines akzeptiert) - dies soll nicht heißen, daß der Subventionsgeber dazu angehalten ist, Projekte völlig auszufinanzieren (was zwar auch nicht ausgeschlossen sein soll).

b) zu den Ankaufsbudgets

- das Kuratorenmodell der Stadt Linz hat durch die zusätzlich nötige Ausstellung bei gleich hohem Budget den Selbstausbeutungsgrad der KünstlerInnen erhöht. Der Evaluationsgedanke erscheint zwar verständlich, die finanzielle Gestaltung ist jedoch der Realität anzupassen durch Erhöhung des Budgets oder Minimierung der Ankaufsleistung.

- Die Ankaufspolitik generell hat sich den Realitäten jetziger Arbeitsmethoden anzupassen. i.e.: der Ankauf immaterieller Produktionen (Websites auf Zeit e.a.)

c) zu den Beiräten

die Stadt Linz plant in Hinkunft verstärkt das Beiratsmodell als Instrumentarium zur Entscheidungs-findung einzusetzen. Von der Bestellung der Beiratsmitglieder bis zu Beiratssitzungen und der Entscheidung über Realisierung oder Ignorierung der Beiratsvorschläge muß eine öffentliche Transparenz eingefordert werden, dazu muß ein regelmässiger Wechsel seiner Besetzung erfolgen.

d) Geschlechter-Symmetrie

Paritätische Besetzung aller Gremien, Jurys, Beiräte, Kuratorien. Bei Preisvergaben, Förderungen und Stipendien sind Frauen mit jedenfalls 50% zu berücksichtigen. Die Parität muß auch in finanzieller Hinsicht (betreffend die Gesamtsumme der ausgeschütteten Gelder) gewahrt werden.

e) Kunst- und Kulturvermittlung:

Informationsstelle und Kontaktbörse: Sämtliche Kunst- und Kulturvermittlungsangebote von Institutionen sowie Angebote der freien Kunst- und Kulturvermittlungsszene werden gesammelt und interessiertem Publikum weitergeleitet. Anlegen einer Datenbank, um Kontakte zwischen KünstlerInnen, Kunst- und KulturvermittlerInnen und Institutionen zu ermöglichen.

f) Schaffung eines Kunst- und Kulturvermittlungsfonds:

Projektgeldvergabe (Beirat) an innovative und experimentelle freie und langfristig angelegte Kunst- und Kulturvermittlungsprojekte, bzw. Initiierung von derartigen Projekten. Im Hinblick auf die Neuentwicklungen der gesamten Vermittlungspraxis sind unbedingt Gelder für die Evaluierung der Projekte vorzusehen.

an Institutionen und Subventionsgeber:

a) Schluß mit zentralistischer Strukturmegalomanie

– Entbindung der städtischen Institutionen vom Auftrag, Strukturgeber für die Freie Szene zu sein. Mit den dadurch ersparten Geldern sollen eigene Strukturen der Freien Gruppen/ Zusammenschlüssen von Gruppen oder Einzelpersonen/ Büro- Werkstatt- Technikgemeinschaften gefördert werden.

– Zusammenarbeit der Institutionen mit der Freien Szene nur in Form von Auftragsarbeiten. Offene Zusammenarbeit auf Projektebene

– Offene Darlegung der mittelfristigen Ziele der Institutionen, sowie der beabsichtigten Planungen (inhaltliche Schwerpunkte, die gesetzt werden sollen)

b) Kunst am Bau

Die derzeitige Handhabung von Kunst am Bau in Linz ist grundlegend zu überdenken. Aktuelle Formen öffentlicher Kunstäußerungen machen auch in diesem Bereich der Kunstförderung und Kunstvermittlung neue Organisationsmodelle notwendig. Ziel ist die Lösung dieser Kunstformen von den räumlichen und zeitlichen Kriterien der Baugebundenheit.

In der Folge ist das Hochbauamt der Stadt Linz von seiner Verantwortung für Kunst am Bau zu entbinden.

Die für Kunst am Bau vorgesehenen Budgets (2% der jährlichen Baukosten der Stadt) können stattdessen in einem Pool verwaltet werden, aus dem heraus sowohl Kunst-und-Bau-Arbeiten, aber gerade auch eine interventionistische, politische und prozessuale Projektkunst in öffentlichen Räumen jenseits der Vorgabe der Bauverträglichkeit und Ortsgebundenheit finanziert werden kann.

Neben Transparenz der Entscheidungsverfahren, wie Kommissionsentscheidungen und offenen Wettbewerben, ist auch sicherzustellen, daß die Kunst-am-Bau-Budgets in diesen Pool gelangen. Wobei auch "halböffentliche" Institutionen wie SBL oder ÖBB etc ihren Verpflichtungen nachzukommen haben.

c) Bestellungen von Führungspositionen in öffentlichen Institutionen

Die leitenden Positionen in den öffentlichen Kultureinrichtungen sind nur auf Zeit zu vergeben, um diese Strukturen auch nur annähernd an die nötige Flexibilität zu binden. Es erweist sich als inneffizient, wenn diese Institutionen manchmal bis zu 13 Jahre unter der gleichen Führung stehen, wo sie sich doch der Innovation verschreiben sollen. Bei allen Ausschreibungen hat das Prinzip zu gelten, daß bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt einzustellen sind.

Linz, 21. Jän. 1999 in Zusammenarbeit mit den Beteiligten verfaßt von Gabi Kepplinger, Just Merit, Georg Ritter